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26.08.2016, 14:34 Uhr
Peter Czoik
Text & Debatte
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Abschied von Dr. Axel Monte (1962-2016). Ein Nachruf

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Dr. Axel Monte (l.) empfängt 2014 die Urkunde zum Arbeitsstipendium von Kunststaatssekretär Bernd Sibler (c) Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst

Der bekannte Übersetzer, Autor und Ethnologe Axel Monte ist am Dienstag, den 16. August 2016 in München gestorben. Seine Übersetzungen von Klassikern der angelsächsischen Literatur, indischen und islamischen Autoren wurden hochgelobt und mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Der literarische Übersetzer Axel Monte ist nach schwerer Erkrankung, der er und seine Ärzte und Therapeuten sehr großen Widerstand entgegensetzten, gestorben. Er starb zu Hause, in den Armen seiner Ehefrau Verena Nolte. Die Trauerfeier fand diesen Mittwoch in München im Kreis engster Bekannter und Freunde statt. Mitte September wird am Münchner Ostfriedhof die Urne mit seiner Asche begraben. Monte wurde 53 Jahre alt.

Seine deutsche Version von D. H. LawrenceLady Chatterlys Liebhaber (2004, Artemis & Winkler; 2008, dtv) feierte Die Welt als „funkelnde Neuübersetzung“, die Übertragung von Robert Louis Stevensons Emigrant aus Leidenschaft (2005, Manesse) wurde als „kleine Sensation“ gepriesen, in Reclams Bibliothek erschien 2011 Montes ebenso gelobte Neuübersetzung von Charles Dickens’ Oliver Twist. Für die Erstübersetzung von W. B. Yeats Prosahauptwerk Eine Vision (Kröner) erhielt er zuletzt 2014 das Übersetzerstipendium des Freistaats Bayern.

Axel Monte wuchs in Bremerhaven auf, studierte Theologie, Ethnologie und Indologie in Heidelberg und wurde mit einer kulturwissenschaftlichen Dissertation an der Universität Bremen promoviert. Nebenher betrieb er mit afghanischen Freunden einen internationalen Handel mit Nutzfahrzeugen. Seit 2000 war er als freiberuflicher Übersetzer, Herausgeber, Autor und Ethnologe in München tätig und brachte interkulturelle Projekte mit auf den Weg. Seit 2009 gab er die Schriftenreihe Books Ex Oriente heraus. Neben Übersetzungen von Autoren der angelsächsischen Weltliteratur machte er sich mit umfangreichen Übertragungen von Werken aus der indischen und islamischen Geisteswelt, wie Rabindranath Tagore, Muihammad Iqbal, Rumi, Schahab-ad-Din Sohrawardi oder James S. Cutsinger, einen Namen.

Erst jüngst trat Axel Monte auch als Autor in Erscheinung. Seine Beatnovelle Trespass City (2016, Stadtlichter Presse) greift Outlaw-Charaktere der Weltliteratur auf, die in einer Hafenstadt wie Strandgut angespült werden und hier ihr Leben jenseits der Buchseiten führen. So wie Kimball O’Hara (aus Rudyard Kiplings Kim), der in Trespass City für das sogenannte Große Spiel einen Geheimcode aus verschiedenen Sprachelementen kreiert, oder Mack (aus John Steinbecks Cannery Row), der sich statt Drogen Extrakte von Manuskripten in die Blutbahn injiziert.

Einige Viertel von Trespass City, der Stadt der Übertretungen, könnten aus Raumzonen von Ernst Jünger (Heliopolis) oder W. S. Burroughs (Internationale Zone) entnommen sein. So wie einst Dante von Vergil wird auch der Leser durch diese Welt geführt. Der Schreiber Axel Monte hat in seiner Novelle nicht weniger einen kongenialen Bruder im Geiste gefunden: Mack, für den das Schreiben „eine alles verzehrende Leidenschaft“ bedeutet. Eine Betrachtung darüber hat letzterer „als Motto an den Anfang seines Buches“ gestellt:

Die Bruderschaft der Schreibenden. Des Nachts tritt sie zusammen. Jeder geht dann für sich seiner Passion nach, geeint durch den Drang zum Schreiben. Er rückt in den Vordergrund des Lebens. Alles andere verliert an Bedeutung. Die Initiierten haben Geduld. Sie können abwarten. Den ganzen Tag lang. Sie lassen den Zerstreuungen ihren Lauf. Bis sie sich im Sande verlaufen. Die Initiierten können warten. Den ganzen Abend über. Bis spät in die Nacht. Sie wissen: Unweigerlich kommt der Zeitpunkt, da es keine Ablenkungen mehr gibt. Da alle Arbeit getan ist. Da alle Aktivitäten erschöpft sind. Der Kairos des Schreibenden! Dann, von Verlangen getrieben, entlädt sich die den ganzen Tag über aufgestaute Kreativität. Bis Geist und Körper von völliger Erschöpfung zum Einhalten gezwungen werden. Nicht eher. Dafür, für diese Phase in der Tiefe der Nacht, lebt jedes Mitglied der Bruderschaft.

Gehst du vor dem Morgengrauen durch die Gassen der Stadt, und siehst hinter den Fenstern der Dach- und Kellerbehausungen die entzündeten Öllampen, dann sei gewiss, dort arbeitet einer von uns! Carpe noctem!

In diesem Sinne: Farewell, lieber Axel Monte!