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02.06.2025, 09:41 Uhr
Stadt Augsburg
Spektakula

Ausstellung im Rahmen der Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement 2025

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Der Künstler und Comiczeichner Michael Jordan © Harald Sippel

Der Zeichner und Druckgrafiker Michael Jordan begleitet die Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement seit nunmehr drei Jahren in Form von graphic recording. Als teilnehmender Beobachter skizziert er vor Ort die Beteiligten und die Szenerie. Er gibt dadurch nicht nur in die öffentliche Lange Nacht der Augsburger Gespräche besondere Einblicke, sondern vor allem auch in die internen Diskussionen, die wesentlicher Bestandteil des Formats sind. Aus Jordans dokumentarischen Zeichnungen ist nun ein mehrschichtiges Kunst-Literatur-Projekt geworden, das ab 15. Mai im Rahmen einer Ausstellung in Augsburg gezeigt wird (bis Ende August). 

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Jordan sitzt als anwesend abwesender Beobachter nicht nur gemeinsam mit den anderen am Tisch, sondern bewegt sich auch im Raum, um so möglichst viele unterschiedliche Perspektiven einfangen zu können. Sowohl die Physiognomien finden dabei den Weg aufs Zeichenpapier als auch einige Äußerungen, die während der Gespräche fallen. Zeitverschiebungen zwischen der Schnelligkeit des Gesagten und der Langsamkeit des Zeichnens sind dabei Teil des Recordings, denen in der Nachbearbeitung Rechnung getragen wird, etwa durch das Implementieren von Leerstellen und Auslassungen.

Die Ausstellung 

In der Ausstellung sind sowohl die nachbearbeiteten und colorierten Zeichnungen von 2023 und 2024 als auch die digitalen Zwischenstufen, die intermedial zugänglich gemacht werden, zu sehen. Außerdem werden die recordings von 2025 in einem performativen Akt am 17. Juli 2025 zum Ende der Augsburger Gespräche ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Michael Jordan ist Zeichner, Druckgrafiker und Kurator. Die Exponate sind teilweise mit QR-Codes versehen, die zu Interviews führen, die Studierende mit den Kunstschaffenden geführt haben.

Die Veranstaltung ist Teil des Kulturprogramms zum Augsburger Friedensfest, eine Kooperation aus Uni Augsburg, Friedensbüro und einer Bühne, dem Sensemble Theater. Sie besteht aus einem nicht-öffentlichen Workshop-Teil mit Studierenden und einem öffentlichen Gesprächsabend im Theater, der im Radio (Bayern 2) übertragen wird.

Frieden Bewahren – Die Augsburger Gespräche 2025 

Am 16. Juli finden die diesjährigen Augsburger Gespräche statt, mit dem Thema „30 Jahre Abkommen von Dayton“ und vielen Beteiligten aus dem ehemaligen Jugoslawien. Der öffentliche Teil, die „Lange Nacht der Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement“, wird auf Bayern 2 übertragen.

Der Zerfall des Vielvölkerstaats Jugoslawien und die sich anschließenden kriegerischen Auseinandersetzungen im Südosten Europas haben die 1990er-Jahre stark geprägt. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik nahm die Bundeswehr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder aktiv an einem Krieg teil. Wie wirkte sich dies auf das gesellschaftspolitische Selbstverständnis des hiesigen Landes aus? Wie verhält es sich im Zuge dessen mit den drängenden Fragen von Verantwortung und Schuld?

Genau 30 Jahre nach dem Abkommen von Dayton, in einem Augenblick, da der gesellschaftliche Frieden auf dem Balkan erneut zur Disposition steht, fragen die diesjährigen Augsburger Gespräche, welche Möglichkeiten des friedlichen Austausches es zwischen den unterschiedlichen ethnischen und religiösen Gruppen hier wie dort geben kann und vor allem welche Rolle die Künste dabei spielen können.

Welche Folgen hatten Flucht und Vertreibung nach dem Zerfall Jugoslawiens, und wie prägen diese auch die deutsche Gesellschaft seit der Mitte der 1990er-Jahre? Können wir von einer gelungenen Integration sprechen? Oder finden sich auch fragliche Assimilationsprozesse, welche die jeweils eigenen Kulturen in den Hintergrund drängen?

Im Mittelpunkt der Gespräche wird daher vor allem die Frage stehen, inwiefern die jeweiligen nationalen, historischen und kulturellen Hintergründe die eigene künstlerische Position mitgeprägt haben. Inwiefern haben Erfahrungen der Migration, der Fremd- und Andersheit zur Veränderung der eigenen künstlerischen Sichtweise geführt? Und steht zur Debatte, ob und in welcher Weise die Idee eines Vielvölkerstaates ihren Niederschlag im künstlerischen Schaffensprozess findet? Zu Gast sind: Adisa Bašić, Alida Bremer, Marko Dinić, Jelena Kuljić, Mateja Meded, Clemens Meyer, Tijan Sila, Adnan Softić.