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Würzburg liest ein Buch: Jakob Wassermanns Erzählung „Der Aufruhr um den Junker Ernst“

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© Würzburg liest Jakob Wassermanns „Der Aufruhr um den Junker Ernst“

Vor zwei Jahren las Würzburg ein Buch. 2016 liest Würzburg wieder und die Region liest diesmal mit! 2014 stand Leonhard Franks Roman Die Jünger Jesu im Mittelpunkt der Leseaktion. Dieses Jahr ist es die historische Novelle Der Aufruhr um den Junker Ernst von Jakob Wassermann.

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Jakob Wassermann (1873 – 1934) ist ein fast vergessener fränkischer Bestsellerautor. Er wurde in Fürth geboren und ist dort aufgewachsen. Seine Mutter stammte aus einer über Generationen in Sommerhausen lebenden jüdischen Familie. Zwei Jugendjahre verbrachte Wassermann in Würzburg, wo er seinen Militärdienst absolvierte. Nach Jahren in Nürnberg und München ging er nach Wien und wurde einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und Freund von Thomas Mann und vielen anderen Schriftstellergrößen. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1934 schrieb er über seine Erzählung Der Aufruhr um den Junker Ernst, es sei eines seiner am wenigsten bekannten Werke, das er aber am meisten liebe, habe er sich darin doch die unterfränkische Landschaft seiner Kindheit und Jugend innerlich verewigt.

Die Geschichte spielt in Würzburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und der Hexenverfolgung. Der Junker Ernst, Neffe des Fürstbischofs Philipp Adolf von Ehrenberg, wächst elternlos nur mit seiner Kinderfrau Lenette und seinem Lehrer Molitor in einem verfallenden Schloss nördlich der Stadt auf. Er entwickelt ein außergewöhnliches Erzähltalent und zieht über die Dörfer, um Kindern wie Erwachsenen Märchen und Geschichten zu erzählen. Als seine Mutter Theodata von Ehrenberg von langen Reisen aufs Schloss zurückkehrt und ihren Schwager, den Fürstbischof, um Geld bittet, trifft dieser erstmals auf Ernst und nimmt ihn mit nach Würzburg. Die Faszination, die der Junker durch seine Erzählkunst auf den Bischof und bald auch auf den ganzen fürstbischöflichen Hof ausübt, ruft Neider auf den Plan und er gerät in die Mühlen der Inquisition. Doch seine jugendliche Anhängerschaft plant einen Aufruhr, um den Junker Ernst zu befreien …

Wassermann beschreibt, wie Junker Ernst zu seinen Hörern auf die Dörfer kommt „... er streifte durch den Wald nach Norden, über die Weinberge bis ins Maintal hinunter, kannte bald alle Dörfer und Gehöfte im Umkreis von zehn Stunden.“ Die Aktion „Würzburg liest ein Buch“ will es ihm nachtun: In der der Aktionswoche vom 8. bis 17. April wird die ganze Region mit Würzburg gemeinsam lesen.

Während in der Stadt der zum Literaturexpress umgestaltete Schoppenexpress fährt, begibt man sich in der Region auf eine Literaturwanderung. Lesungen, Erzählabende, Puppentheater, Tanzperformance, Vorträge und Stadtführungen finden in Buchhandlungen, Gemeindebüchereien, Bibliotheken, Cafes, auf der Feste Marienberg und im Rimparer Schloss, Schulen und Seniorenheimen, Kirchen und ehemaligen Synagogen statt. Durch das Engagement zahlreicher Bürger wird „Würzburg liest ein Buch“ zu einem Ereignis, das weit in die Region hinausstrahlt. Das Veranstaltungsprogramm ist online abrufbar und liegt gedruckt in den unabhängigen Würzburger Buchhandlungen und in der Stadtbücherei aus.

Die Aktion „Würzburg liest ein Buch“ wird veranstaltet von den unabhängigen inhabergeführten Würzburger Buchhandlungen Knodt, Dreizehneinhalb, Neuer Weg, ErLesen und Schöningh, dem Antiquariat Osthoff sowie der Würzburger Stadtbücherei. Der Roman Der Aufruhr um den Junker Ernst ist in einer Sonderausgabe im Verlag Königshausen & Neumann erschienen, sowie als MP3-CD in einer vom Schauspieler Martin Menner gelesenen vollständigen Lesung.