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„Deutschlands Dichter“: Karikatur im Simplicissimus um 1900. (c) Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv

München, Schellingstraße 62: Osteria Italiana

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Osteria Bavaria um 1910 (c) Archiv Monacensia

Auch in der Osteria in der Schellingstraße/Ecke Schraudolphstraße ist die Ausstattung weitgehend beibehalten worden. Das Lokal wurde 1890 von dem Gastronomen und Italienliebhaber Joseph Deutelmoser gegründet – als Kontrastprogramm zu den bayerischen Bierwirtschaften. Das Weinlokal Osteria Bavaria war das erste italienische Restaurant in München – heute heißt es Osteria Italiana – und avancierte schnell zu einem Ort, an dem sich die Boheme traf, um in südlichem Flair zu diskutieren und zu genießen. Mit der Kombination von „Osteria“ und „Bavaria“ unterstrich Deutelmoser, dass er mit seinem Lokal eine ganz besondere Verbindung zwischen Italien und München hergestellt hatte. Diese äußerte sich auch in der Gestaltung der drei ineinander gehenden holzgetäfelten Räume, in denen man Wand- und Deckengemälde mit mediterranen Landschaften neben bayerischen Gemälden fand. Wegen ihrer Lage in der Nähe der Münchner Universität und der Kunstakademie besuchten neben Künstlern und Schriftstellern auch viele Studenten und Professoren die Osteria. Es war eine inspirierende Umgebung, die auch Franziska zu Reventlow anzog. Unter anderem mit ihrem Geliebten Adam – er kam „daher wie Bergluft“ – besuchte sie im September 1903 die Osteria und sprach „unendlich viel“ von einem anderen Liebhaber, Ludwig Klages, „noch nachher vor dem Café die Straßen auf und ab“.

Gartenhof der Osteria Bavaria um 1920 (c) Archiv Monacensia

Oskar Maria Graf traf sich gern und oft mit Redakteuren der Zeitschrift Simplicissimus in der mediterranen Atmosphäre, die das Restaurant ausstrahlte, wie er in seinen Erinnerungen Gelächter von außen berichtet – bis ihnen durch die häufigen Begegnungen mit Adolf Hitler und seinen Begleitern das Restaurant verleidet wurde.

Das Restaurant hatte einen kleinen ummauerten Garten mit Weinlaub und bunten Lampions, der im Sommer sehr kühl war. Im Winter saßen die besseren Gäste im offenstehenden hinteren Nebenzimmer, das man vom vorderen Raum gut überschauen konnte. Da saß der Mann mit einigen seiner Paladine, saß da wie nicht für den Zivilanzug geschaffen und war unbeschreiblich öd anzuschauen, wenn er sich leger gab und ab und zu kurz auflachte. Pflichtschuldigst, immer mit dem Blick auf ihn, lachten dann die anderen auch, und besonders eifrig und laut lachte dabei stets der kleinste unter ihnen, der im „Dritten Reich“ zum Professor ernannte Leibfotograf des nachmaligen „Führers“, Heinrich Hoffmann, der schließlich auch noch Amt des allgemeinen Kunstexperten dazu bekam.

(Oskar Maria Graf: Gelächter von außen. Aus meinem Leben 1918-1933. Werkausgabe in 16 Bänden. Hg. von Wilfried F. Schoeller. Bd. 10. List Verlag, München/Leipzig 1994, S. 113)

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Gehen Sie ein paar Meter zurück und biegen Sie dann rechts ab in die Barer Straße. An der nächsten Kreuzung links in die Theresienstraße. Nach ca. 400 m treffen Sie auf die Amalienstraße. Das Eckhaus mit der Nummer 25 ist unser nächstes Ziel.


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Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt