Info
Geb.: 10. 2.1920 in Hannover
Gest.: 17.11.1995 in Schwifting
© Kunstraum Schwifting
Namensvarianten: Ingeborg Weigand (wirkl. Name)

Franziska Sellwig

1920 wird Franziska Sellwig alias Ingeborg Weigand in Düsseldorf geboren. Ingeborg Weigand ist eine deutsche Malerin und unter dem Namen Franziska Sellwig veröffentlichende Autorin.

Ihre Jugendjahre verbringt sie in Düsseldorf. Zunächst besucht sie die Textil- und Webeschule in Krefeld, wechselt dann in die Mal- und Zeichenschule nach Düsseldorf. Während der Zeit des Nationalsozialismus wird ihr Vater als Gegner des Regimes verhaftet und in die KZ Esterwegen und Dachau gebracht. Diese Erlebnisse verarbeitet Sellwig später in ihren Werken. Nach dem Krieg zieht sie nach München und schließt erfolgreich ein Studium in der Akademie der Bildenden Künste ab. Es folgen Ausstellungen in verschiedenen Städten Europas. 1967 arbeitet sie als Lehrerin an einer Münchner Kunstschule, bis sie 1972 eine eigene Mal- und Zeichenschule für Frauen gründet. Als ihr Vater Suizid begeht, beginnt Sellwig zu schreiben. Sie veröffentlicht Gedichte, Prosa und sogar einen Roman. Viele Werke stattet sie auch mit Illustrationen aus. 1976 zieht sie dann nach Schwifting bei Landsberg am Lech.

Zu ihren Werken zählen Orangen auf dem Gefängnishof (1979), Ich bin eine Negerin, weiß (1980), Der Graben (1983), Die mit den langen Mänteln (1986), Das Gewitter (1987), Tee und Butterkekse (1987), Winterfeuer (1990) und Teresas Freundin (1992).

Die Erzählung Die Orangen auf dem Gefängnishof wird vielfach von literarischen Persönlichkeiten kommentiert. So schreibt die deutsche Schriftstellerin Luise Rinser: „Ich war verblüfft, das ist ja wirklich gut! Sehr interessant, wie sie Fleck an Fleck setzt, wie impressionistisch, besser pointillistisch, um in der Malersprache zu reden, und wie sie sich oft die echte Pointe für den allerletzten Satz aufspart. Ganz raffiniert... Sehr gut auch die Illustrationen.“ Der deutsche Schriftsteller und Dichter Thaddäus Troll äußert: „Die kurzen prägnanten Sätze haben mir großen Eindruck gemacht und mich sehr berührt.“ Auch die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek betitelt Sellwig als „großartige Erzählerin", und die Schriftstellerin Hilde Domin schreibt: „Eine antifaschistische Jugend während der Hitlerzeit haben noch andere erlebt, es zu vermitteln in einer so großartigen Form, das ist zu bemerken. Es ist ein ganz ungewöhnliches Buch!“

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch hatte persönlichen Kontakt mit Sellwig und ihrem Vater und äußert sich in seinem Tagebuch über den „alten Herrn“:

Seit zwei Wochen wohne ich bei jungen Deutschen, die ich vorher nicht einmal dem Namen nach kannte. Ihre Gastfreundschaft, ganz ohne Gewicht, erinnert an glückliche Reisen von früher... Jedenfalls fühle ich mich in diesem Hause leichter und freier, selbstverständlicher, als wenn ich bei Landsleuten wohne. Nur bei Essen hat man Hemmungen, und es fällt auf, daß die Leute alles, was sie bekommen, sofort verbrauchen, wer weiß, was morgen ist? Gestern sprachen wir wieder eine halbe Nacht lang: später erschienen auch noch der alte Herr, der nebenan nicht schlafen konnte. Sein gestreifter Pyjama, sein nackter Hals erinnern an Bilder, die man kennt, in der Tat, wie ich zum ersten Mal erfahre, ist er sechs Jahre im KZ-Dachau gewesen. Aber nicht davon erzählte er, sondern von der Zeit davor, von den Ursachen.

Franziska Sellwig lebt dreißig Jahre lang mit dem Dichter Rodja Weigand zusammen. 1993 erleidet sie einen Schlaganfall und stirbt schließlich 1995 in Schwifting.

Ihre Arbeiten liegen vor bei der Deutschen Nationalbibliothek, der Bayerischen Staatsbibliothek und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach. Zahlreiche Veröffentlichungen finden sich außerdem in Anthologien und Rundfunksendungen.

Den literarischen Teilnachlass verwaltet die Monacensia im Hildebrandhaus, Literaturarchiv und Bibliothek der Stadt München.