Info
Geb.: 24. 8.1899 in Hamburg
Gest.: 13.3.1975 in München
Fotografie, um 1931 (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung)

Ruth Schaumann

Ruth Schaumann wird am 24. August 1899 in Hamburg geboren. Sie wächst mit zwei Schwestern und einem Bruder in der Garnisonsstadt Hagenau im Elsass auf, wo ihr Vater als preußischer Offizier stationiert ist. 1905 verliert sie durch eine Scharlacherkrankung das Gehör und wird nach Hamburg geschickt, um mit anderen gehörlosen Kindern Privatunterricht zu erhalten. Ihre Kinderfrau Ida Goretzki begleitet sie dabei.

Im Jahre 1917 zieht Ruth Schaumann nach München, um zunächst Modezeichnerin zu werden und Bildhauerei zu studieren. Der katholische Priester Alois Wurm drängt sie dazu, sich an der Kunstgewerbeschule zu bewerben. Josef Wackerle erkennt die hohe bildnerische Begabung Ruth Schaumanns und nimmt sie in seine Bildhauereiklasse auf. 1920 erscheint ihre erste literarische Veröffentlichung Die Kathedrale in der expressionistischen Reihe Der jüngste Tag. 1921 kann sie aufgrund der außergewöhnlichen Qualität ihrer Plastik „Verkündigung“ in die Meisterklasse aufsteigen. In den literarischen und bildnerischen Werken Ruth Schaumanns sind religiöse Inhalte und Figuren ein immer wiederkehrendes Thema.

Bei einem Interview für die katholische Zeitschrift Hochland lernt Ruth Schaumann Friedrich Fuchs kennen, den Schriftleiter der Zeitschrift. Der Aufsatz Fuchs' Ruth Schaumann: Plastik und Dichtung (1923) macht sie einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Im Jahr 1924 heiraten Fuchs und Schaumann, nachdem die Künstlerin zur katholischen Kirche konvertiert ist.

Die Stadt München zeichnet Ruth Schaumann 1932 als erste Frau mit ihrem Literaturpreis aus. Das im selben Jahr erschienene Amei. Eine Kindheit wird dabei ihr erfolgreichstes Buch.

1935 wird Friedrich Fuchs wegen seiner ablehnenden Haltung den Nationalsozialisten gegenüber bei der Zeitschrift Hochland entlassen, und Ruth Schaumann verdient in der Folge mit ihrer künstlerischen Arbeit allein den Unterhalt für die inzwischen siebenköpfige Familie. Einige ihrer Werke gelten während dieser Zeit als entartet, es entstehen jedoch die Publikationen Ave von Rebenhagen (1933), Yves (1933), Siebenfrauen (1933), Ecce Homo. Eine Passion in Meisterbildern (1935), Der Major (1935), Ansbacher Nänie (1936), Der schwarze Valtin und die weiße Osanna (1938), Die Silberdistel (1941), Der Hirte im schönen Busch (1942) und Die Blumen (1945). Erst 1947 veröffentlicht Schaumann mit Die Vorhölle auch wieder Lyrik.

Am 11. Januar 1948 stirbt Friedrich Fuchs in München, Ruth Schaumann zieht die fünf Kinder in ihrer Wohnung in der Renatastraße alleine groß und ist weiterhin als Berufskünstlerin und Literatin tätig. In den 50er-Jahren erscheinen dann die Romane Die Karlsbader Hochzeit (1953) und Die Taube (1955) sowie Zwei Geschichten. Der Kniefall. Der Apothekergehilfe (1953).

1959 wird Ruth Schaumann mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse ausgezeichnet, 1960 mit dem Kogge-Ehrenring der Stadt Minden, 1964 mit dem Bayerischen Verdienstorden. 1974 erhält sie die päpstliche Auszeichnung Pro Ecclesia et Pontifice für ihre Verdienste um die Christliche Kunst und die Medaille „München leuchtet“.

Am 13. März 1975 stirbt Ruth Schaumann in München. Die Fortsetzung ihres autobiographisch inspirierten Romans Das Arsenal (1968), Der Kugelsack, kann 1999 aus dem Nachlass heraus ediert werden, der von ihrem Patensohn Carl Amery ein Jahr darauf an die Monacensia übergeben wird.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

Sekundärliteratur:

Hoffmann, Horst (1999): Bibliographie Ruth Schaumann (= Uelzener Bibliographien, 8). Uelzen.

Vollhaber, Tomas (1999): Ruth Schaumanns unendliches Schreiben. In: Ruth Schaumann: Der Kugelsack. Hamburg, S. 247-274.


Externe Links:

Literatur von Ruth Schaumann im BVB

Literatur über Ruth Schaumann im BVB

Ruth Schaumann in der BLO

Gedicht Ruth Schaumanns im Frauen-Kultur-Archiv