Info
Geb.: 19. 1.1868 in Wien
Gest.: 4.12.1932 in Starnberg
Fotografie um 1918, Foto: Hanns Holdt (Bayerische Staatsbibliothek/Fotoarchiv Hoffmann)
Namensvarianten: Gustav Meyer (Taufname)

Gustav Meyrink

Gustav Meyer, wie Meyrink von Geburt an heißt, wird am 18. Januar 1868 in Wien geboren. Seine Mutter ist die bayerische Hofschauspielerin Marie Meyer, sein Vater der württembergische Staatsminister Friedrich Karl Gottlieb Freiherr von Varnbüler von und zu Hemmingen. Als uneheliches Kind wächst Gustav Meyrink bei seiner Mutter auf. Im September 1868 zieht Marie Meyer mit ihrem Sohn nach München, wo sie im Mai 1869 in der Adelgundenstraße 6 (heute Knöbelstraße 27) eine Wohnung bezieht. In München verbringt Meyrink seine ersten 12 Lebensjahre und besucht von 1874 bis 1880 verschiedene Münchner Gymnasien. Weitere Schulwechsel folgen, weil Engagements die Mutter 1880 nach Hamburg und 1882 nach Prag verpflichten. Die böhmische Metropole Prag wird zu einer prägenden Lebensstation für den angehenden Schriftsteller. Hier betreibt er von 1889 bis 1902 mit seinem Partner Johann David Morgenstern ein Bank- und Wechselinstitut, bis ihn Betrugsvorwürfe dazu zwingen, die Finanzgeschäfte aufzugeben. 1903 wird er Redakteur der Wiener satirischen Zeitschrift Lieber Augustin, ein Tochterblatt des Münchner Simplicissimus. Mit seiner zweiten Frau Philomena und der neugeborenen Tochter Sybille zieht er 1906 wieder nach München und arbeitet als freier Schriftsteller und Übersetzer der Werke von Charles Dickens und Rudyard Kipling. Gustav Meyrinks erste Texte erscheinen im Albert Langen Verlag, München: Der heiße Soldat und andere Geschichten (1903), Orchideen. Sonderbare Geschichten (o.J.) und Gustav Meyrinks Wachsfigurenkabinett. Sonderbare Geschichten (1908).

Schon zu Beginn seines Schaffens beschäftigen Gustav Meyrink übersinnliche und okkulte Themen. In Prag wird er Mitglied der theosophischen Okkultistenloge Zum blauen Stern, in München nimmt er an spiritistischen Sitzungen des Freiherrn Albert von Schrenck-Notzing teil. Er ist darüber hinaus Mitglied der Deutschen Theosophischen Bruderschaft, des Illuminatenordens und anderer, kleinerer esoterischer Verbände. Meyrink übt sich selbst in Alchemie, außersinnlicher Wahrnehmung und Telepathie. Diese Einflüsse schlagen sich stark in seinem Werk nieder.

1911 zieht der begeisterte Ruderer und Wassersportler an den Starnberger See. Zusammen mit Alexander Roda Roda veröffentlicht Gustav Meyrink 1912 die Sammlung Komödien. 1913 erscheint bei Albert Langen die erfolgreiche Satire Des deutschen Spießers Wunderhorn. Gesammelte Novellen in drei Bänden.

Meyrinks bekanntestes Werk Der Golem, das sich auf jüdisch-mystische Volkssagen stützt, erscheint in den Jahren 1913 und 1914 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift Die Weißen Blätter. 1915 wird der Roman bei Kurt Wolff in Leipzig als Buch verlegt und entwickelt sich zu einem Klassiker der phantastischen Literatur. Es folgen weitere Veröffentlichungen, Essays, Erzählungen und Romane, darunter Der Kardinal Napellus (1915), Das grüne Gesicht (1917), Walpurgisnacht (1917) und Der weiße Dominikaner. Aus dem Tagebuch eines Unsichtbaren (1921).

1921 besucht der jüdische Religionshistoriker Gershom Scholem den Schriftsteller in Starnberg. Viele Jahrzehnte später charakterisiert Scholem ihn als einen „damals berühmten Schriftsteller, der eine außerordentliche Begabung für antibürgerliche Satire mit einer nicht weniger ausgeprägten für mystische Marktschreierei verband“. In den 1920er-Jahren schreibt Gustav Meyrink vor allem Novellen, Essays und Geschichten, es erscheinen Der violette Tod (1922), An der Grenze des Jenseits (1923), Meister Leonhard (1925) und die Goldmachergeschichten (1925).

1927 wird Meyrinks Roman Der Engel vom westlichen Fenster publiziert. Im gleichen Jahr konvertiert er vom Protestantismus zum Mahajana-Buddhismus.

Er stirbt 1932 in Starnberg. Nachgelassenes und aus Zeitschriften gesammeltes Material ediert Eduard Frank mehr als 40 Jahre nach Meyrinks Tod in den zwei Büchern Das Haus zur letzten Latern. Nachgelassenes und Verstreutes (1973) und Fledermäuse. Erzählungen, Fragmente, Aufsätze (1981).

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

Sekundärliteratur:

Binder, Hartmut (2009): Gustav Meyrink. Ein Leben im Bann der Magie. Prag.

Harmsen, Theodor (2009) : Der magische Schriftsteller Gustav Meyrink, seine Freunde und sein Werk, beleuchtet anhand eines Rundgangs durch die Meyrink-Sammlung der Bibliotheca Philosophica Hermetica, Amsterdam, unter Verwendung weiterer Sammlungen. Amsterdam.


Externe Links:

Literatur von Gustav Meyrink im BVB

Literatur über Gustav Meyrink im BVB