„Dachau liest“ 2025: Ein Abend mit Denis Scheck über „Schätze und Schund“ aus 20 Jahren Literatur
Vor 50 Jahren wurde die Stadtbücherei Dachau offiziell gegründet. Anlass, dieses freudige Jubiläum mit dem „Dachau liest“-Literaturfestival zu feiern. Als eines der Highlights des Festivals stellt der bekannte Literaturkritiker Denis Scheck „Schätze und Schund“ aus 20 Jahren Literatur vor und diskutiert über diese literarische Zeitreise hinaus mit dem Publikum über die Bedeutung von Literatur. Das Literaturportal Bayern war vor Ort.
*
Die Stimmung im ausverkauften Saal des Ludwig-Thoma-Hauses in Dachau könnte erwartungsvoller nicht sein. Auch wenn Weihnachten noch nicht so ganz direkt vor der Tür steht; die Anwesenden sind, wie man es den Gesprächen kurz vor Veranstaltungsbeginn entnehmen kann, höchst gespannt darauf zu erfahren, welche „Schätze“ der so unterhaltsam-wortgewandte Literaturkritiker Denis Scheck da wohl gleich vor ihren Ohren heben und damit die Entscheidung für das nächste Buchgeschenk beflügeln wird. Und umgekehrt natürlich auch: vor welchem „Schund“ er einen gottseidank noch rechtzeitig warnt und sich somit ein wohlmöglich peinlicher Fehlkauf verhindern lässt.
Zunächst einmal, und dies im Grunde leider bis kurz vor Schluss, passiert allerdings nichts dergleichen. Denis Scheck, gutgelaunt und zugewandt, plaudert vielmehr anekdotenreich aus seinem tatsächlich erstaunlich unkonventionell-ereignisreichen Leben.
Wer es nicht schon wusste, erfährt etwa, dass der Science Fiction- und fantasiebegeistere Junge Denis aus Schwaben bereits im zarten Alter von 13 zum Literaturagenten wurde und per höchst skurriler Begebenheit in den Besitz eines amerikanischen Exklusivinterviews mit Gaddafi geriet, das er für die Zeitschrift Der Playboy ins Deutsche übersetzte, wo es unter großem Aufsehen dann erschien.
Oder, dass seine Oma, bei der Denis Scheck zusammen mit der Mutter aufwuchs, die Köchin von Theodor Heuss war.
Oder, dass einer seiner berüchtigten Kritiker-Bonmots so lautet: „Wäre dieses Buch ein Pferd, man müsste es erschießen.“
Und ein drittes Oder, aus dem Schatz der Scheckschen Pointen: „Stellen Sie sich vor, Sie würden die zehn meist verkauften Mahlzeiten der Deutschen essen müssen. Meinen Sie, sie würden Ihnen schmecken?“
Wenig Appetit machte der Abend leider dann auf Bücher selbst. Die bewusst klaren wie elementaren Fragen, denen sich Denis Scheck in seinen Essays über Schund und Schätze der Literatur widmete, etwa: Warum Bücher? Oder: Können Bücher Trost spenden? Oder: Machen uns Bücher zu besseren Menschen? Auf diese Fragen bekam man, zumindest an diesem Abend, enttäuschender Weise nicht allzu viel Gehaltvolles serviert.
Klar, Bücher spenden Trost. Und klar, sie lassen uns in andere Menschen einfühlen und aktivieren so in uns das Menschliche, und darüber hinaus: Halten Sie die Augen offen, wenn Sie einen Dachboden betreten. Vielleicht finden Sie ja das verlorene Manuskript von Franz Kafkas „Puppenbrief“ und werden reich. Denn das ist doch der ewige Traum, den Denis Scheck, wie er sagt, in seinem Leben, wider besseren Wissens, so augenzwinkernd wie seinerseits erfolgreich verfolgt: an guter Literatur reich zu werden.
Wer sich auf tiefergehende Lektüreeinblicke, auf das Genießen von Literaturpralinen gefreut hatte, der wurde leider enttäuscht. Schätze wurden nicht gehoben, und der Schund blieb den Zuhörenden ebenfalls erspart.
Dafür gab es, über weite Strecken durchaus anregend und interessant, viel Geplauder aus dem Scheckschen Nähkästchen.
Ein kleiner Trost für alle, die immer noch gerne lesen und entdecken: Das Literaturportal, das derzeit den „Schattenkanon“ des Publizisten Thomas Kraft mit vergessenen Werken der deutschen Literatur im Journal vorstellt, hebt hier wöchentlich den einen oder anderen Schatz (insgesamt vierzig).
Ansonsten mag sich der routinierte Stargast dieses Festivals vielleicht bei sich gedacht haben: Lesen kann man schließlich auch daheim. Und wer keine „Bestsellerbibel“ von Herrn Scheck besitzt, der schaue kurz vor der Adventszeit vielleicht doch lieber noch einmal ins biblische Original.
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Vor 50 Jahren wurde die Stadtbücherei Dachau offiziell gegründet. Anlass, dieses freudige Jubiläum mit dem „Dachau liest“-Literaturfestival zu feiern. Als eines der Highlights des Festivals stellt der bekannte Literaturkritiker Denis Scheck „Schätze und Schund“ aus 20 Jahren Literatur vor und diskutiert über diese literarische Zeitreise hinaus mit dem Publikum über die Bedeutung von Literatur. Das Literaturportal Bayern war vor Ort.
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Die Stimmung im ausverkauften Saal des Ludwig-Thoma-Hauses in Dachau könnte erwartungsvoller nicht sein. Auch wenn Weihnachten noch nicht so ganz direkt vor der Tür steht; die Anwesenden sind, wie man es den Gesprächen kurz vor Veranstaltungsbeginn entnehmen kann, höchst gespannt darauf zu erfahren, welche „Schätze“ der so unterhaltsam-wortgewandte Literaturkritiker Denis Scheck da wohl gleich vor ihren Ohren heben und damit die Entscheidung für das nächste Buchgeschenk beflügeln wird. Und umgekehrt natürlich auch: vor welchem „Schund“ er einen gottseidank noch rechtzeitig warnt und sich somit ein wohlmöglich peinlicher Fehlkauf verhindern lässt.
Zunächst einmal, und dies im Grunde leider bis kurz vor Schluss, passiert allerdings nichts dergleichen. Denis Scheck, gutgelaunt und zugewandt, plaudert vielmehr anekdotenreich aus seinem tatsächlich erstaunlich unkonventionell-ereignisreichen Leben.
Wer es nicht schon wusste, erfährt etwa, dass der Science Fiction- und fantasiebegeistere Junge Denis aus Schwaben bereits im zarten Alter von 13 zum Literaturagenten wurde und per höchst skurriler Begebenheit in den Besitz eines amerikanischen Exklusivinterviews mit Gaddafi geriet, das er für die Zeitschrift Der Playboy ins Deutsche übersetzte, wo es unter großem Aufsehen dann erschien.
Oder, dass seine Oma, bei der Denis Scheck zusammen mit der Mutter aufwuchs, die Köchin von Theodor Heuss war.
Oder, dass einer seiner berüchtigten Kritiker-Bonmots so lautet: „Wäre dieses Buch ein Pferd, man müsste es erschießen.“
Und ein drittes Oder, aus dem Schatz der Scheckschen Pointen: „Stellen Sie sich vor, Sie würden die zehn meist verkauften Mahlzeiten der Deutschen essen müssen. Meinen Sie, sie würden Ihnen schmecken?“
Wenig Appetit machte der Abend leider dann auf Bücher selbst. Die bewusst klaren wie elementaren Fragen, denen sich Denis Scheck in seinen Essays über Schund und Schätze der Literatur widmete, etwa: Warum Bücher? Oder: Können Bücher Trost spenden? Oder: Machen uns Bücher zu besseren Menschen? Auf diese Fragen bekam man, zumindest an diesem Abend, enttäuschender Weise nicht allzu viel Gehaltvolles serviert.
Klar, Bücher spenden Trost. Und klar, sie lassen uns in andere Menschen einfühlen und aktivieren so in uns das Menschliche, und darüber hinaus: Halten Sie die Augen offen, wenn Sie einen Dachboden betreten. Vielleicht finden Sie ja das verlorene Manuskript von Franz Kafkas „Puppenbrief“ und werden reich. Denn das ist doch der ewige Traum, den Denis Scheck, wie er sagt, in seinem Leben, wider besseren Wissens, so augenzwinkernd wie seinerseits erfolgreich verfolgt: an guter Literatur reich zu werden.
Wer sich auf tiefergehende Lektüreeinblicke, auf das Genießen von Literaturpralinen gefreut hatte, der wurde leider enttäuscht. Schätze wurden nicht gehoben, und der Schund blieb den Zuhörenden ebenfalls erspart.
Dafür gab es, über weite Strecken durchaus anregend und interessant, viel Geplauder aus dem Scheckschen Nähkästchen.
Ein kleiner Trost für alle, die immer noch gerne lesen und entdecken: Das Literaturportal, das derzeit den „Schattenkanon“ des Publizisten Thomas Kraft mit vergessenen Werken der deutschen Literatur im Journal vorstellt, hebt hier wöchentlich den einen oder anderen Schatz (insgesamt vierzig).
Ansonsten mag sich der routinierte Stargast dieses Festivals vielleicht bei sich gedacht haben: Lesen kann man schließlich auch daheim. Und wer keine „Bestsellerbibel“ von Herrn Scheck besitzt, der schaue kurz vor der Adventszeit vielleicht doch lieber noch einmal ins biblische Original.
