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(c) Archiv Monacensia

Widenmayerstraße

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Plastik des Heiligen Christophorus an der Widenmayerstaße (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv

Auf dem Weg zur letzten Station queren Sie die Widenmayerstraße. Hier will der Chauffeur Ratzenberger Dr. Krüger und die Malerin Haider als Fahrgäste angenommen haben, wie er im Prozess gegen Krüger beschwört.

Sein Halteplatz sei an der Mauerkircherstraße gewesen, in einer Gegend, wo lauter noble Leute wohnten. Und dann habe er halt eine Fuhre gekriegt, eben den Herrn Dr. Krüger und eine Dame. Die Herrschaften seien aus einem Haus an der Widenmaierstraße gekommen mit lauter erleuchteten Fenstern. (Erfolg, S. 22)

 

 Faschingsfest. Vordere Reihe: Franziska zu Reventlow; Bildmitte: Stefan George; hintere Reihe Mitte: Karl Wolfskehl als Dionysos. (c) Münchner Stadtmuseum, Hoerschelmann-Archiv

Die beiden sollen an einem skandalösen Faschingsfest teilgenommen haben. Die Wienerin, die das Fest veranstaltet hatte, wurde anschließend wegen Missbrauchs von Kohle zur Beleuchtung der Feier verurteilt und aus Deutschland ausgewiesen. Besonders treffend schildert Feuchtwanger, mit welch süffisantem Wohlbehagen solche Klatschgeschichten in München die Runde machten:

Die Münchner Bürger erzählten sich angeregt schmunzelnd und lippenleckend immer saftigere Einzelheiten von jenem Abend; man kommentierte ausführlich, entrüstet und interessiert die raffinierten Verfallserscheinungen der Schlawiner, unter welcher Bezeichnung man in jener Stadt alle zusammenfaßte, die sei es im Aussehen, sei es in der Lebensform, sei es in der Begabung, von der Norm des Mittelstandes abwichen. (Erfolg, S. 26)

Vorlage für das Fest war eine 1918 veranstaltete private Faschingsfeier bei einer Freundin der Feuchtwangers, Mira Deutsch, Freundin des verstorbenen Verlegers Georg Müller, die von Soldaten aufgelöst worden war. Wie im Roman hatte diese private Faschingsfeier ein juristisches Nachspiel, wie Marta Feuchtwanger in ihren Erinnerungen beschreibt:

Einige Monate später [nach dem Fest] – die Räteregierung war blutig niedergeschlagen – wurden Lion Feuchtwanger und Bruno Frank, der auch anwesend gewesen war, als Zeugen vor Gericht geladen. Sie sollten aussagen gegen die Gastgeberin, die wegen Unsittlichkeit und kommunistischer Umtriebe angeklagt war. [...] Das Verfahren wurde in den Punkten kommunistische Umtriebe und Unsittlichkeit niedergeschlagen, die Gastgeberin aber wegen Übertretung des Kohlengesetzes – es habe in mehr als einem Raum Licht gebrannt – zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Später ist sie dann als Österreicherin ausgewiesen worden. (Marta Feuchtwanger: Nur eine Frau. Jahre – Tage – Stunden. Langen Müller, München 1983, S. 128-130)


Folgen Sie der Maximilianstraße, biegen Sie dann rechts in die Thierschstraße ein. Im Haus mit der Nummer 9 ist Lion Feuchtwanger geboren. Aufgewachsen ist er ein paar Meter weiter am St. Anna-Platz. Den erreichen Sie, indem Sie der Thierschstraße folgen, bis sie zur Triftstraße wird, und dann links auf den St. Anna-Platz abbiegen. Der Spaziergang endet vor dem Haus St. Anna-Platz 2.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Veronika Schöner