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Das Porträt des Namensgebers Konrad Peutinger am Schulneubau aus den 1950er Jahren (c) LPB

Augsburg, An der Blauen Kappe 10

Von September 1908 bis zu seinem Kriegsnotabitur im März 1917 besucht Eugen Brecht das Königliche Realgymnasium in Augsburg, das seit 1965 Peutinger Gymnasium heißt. 1911 lernt er in der Untertertia den künstlerisch begabten Caspar Neher kennen, der die Gestalt des Baal als erster auf Papier bannt und später in einigen Gedichten von Brecht auftaucht. Der Freundeskreis gründet diverse Clubs, teilweise auch mit eigener Vereinszeitschrift. Der Schüler Eugen fällt sowohl durch Aufmüpfigkeit als auch durch eine hervorragende literarische Bildung auf. Schon damals gilt seine Liebe dem Theater, das er oft besucht, obwohl es dafür die schriftliche Genehmigung seiner Eltern bedarf.

1913 gründet Brecht mit Mitschülern die Zeitschrift Die Ernte, die sechsmal erscheint. Darin nennt er sich erstmals nach seinem zweiten Vornamen „Berthold Brecht“. Etwa dreiviertel der Ernte-Texte stammen von Brecht; sie machen bereits deutlich, welcher Widerstandsgeist in diesem Kopf zuhause ist. Zwischen August und September 1914 erscheinen – eben ist der Erste Weltkrieg ausgebrochen – in der München-Augsburger Abendzeitung insgesamt sieben „Augsburger Kriegsbriefe“, die nicht von der Front, sondern vom Alltag in der Heimatstadt Augsburg berichten. Diese Artikel bedienen sich zwar nationalistischer Rhetorik, lassen aber die Kriegsgegner beinahe unerwähnt und schildern das vom Krieg verursachte Leid in überaus eindringlicher Manier.

Die München-Augsburger Abendzeitung ist es auch, in der 1916 zum ersten Mal der Name „Bert Brecht“ als Autorname erscheint (statt des bisherigen Pseudonyms Berthold Eugen). Im selben Jahr gibt es wieder einmal, allerdings den bisher größten Ärger in der Schule: „Dulce et decorum est pro patria mori“ (Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben) lautet das Thema eines Aufsatzes nach einem Spruch von Horaz. In seinem Text nimmt Brecht kein Blatt vor den Mund, sondern erregt sich über die „Zweckpropaganda“: „Nur Hohlköpfe können die Eitelkeit soweit treiben“. Ein Lehrer weist nach der Lektüre angeblich darauf hin, dass das Realgymnasium schon einmal einen Schüler der Schule verwiesen habe (gemeint ist Ludwig Ganghofer) – doch Brecht hat wieder einmal Glück. Nicht nur sein Religionslehrer interveniert, sondern auch sein Vater, der ihn viele Jahre vor dem Kriegsdienst bewahren kann, lässt wohl ein weiteres Mal seine Beziehungen spielen.

Und noch etwas Wichtiges geschieht 1916: Bertolt Brecht lernt seine erste große Liebe Paula Banholzer kennen, die die Maria-Theresia-Schule besucht.

 


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Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek