Info
15.10.2020
20 Uhr
Lyrik Kabinett, Amalienstraße 83a, München
Eintritt: € 8 / € 6 (Einlass nur mit Anmeldung)
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Carl-Christian Elze (c) Hannah Beck

Ein Abend mit Carl-Christian Elze und Tom Schulz

Kann man heute noch Venedig-Gedichte schreiben? Ist nicht alles Poetische, was sich über die unwirklichste aller Städte sagen lässt, schon in tausend Varianten festgehalten und längst durch Klischees kontaminiert? Und lässt sich, was gegenwärtig über diese geschundene und hochgradig gefährdete Schönheit zu sagen wäre, überhaupt in lyrische Formen fassen? Noch vor den jüngsten Katastrophen, dem Extremhochwasser im November 2019 und der virusbedingten Abriegelung  im März dieses Jahres, haben sich zwei deutsche Lyriker jeweils für mehrere Monate in Venedig aufgehalten: Zeit genug, um hinter die Postkarten-Oberfläche der Serenissima vorzudringen, den Blick für neue Fragen zu schärfen und neue poetische Bilder zu finden. Bei Carl-Christian Elze, geboren 1974, entstand so der Gedichtband langsames ermatten im labyrinth (Verlagshaus Berlin 2019), bei Tom Schulz, Jahrgang 1970, waren es zwei Kapitel seines Bandes Reisewarnung für Länder Meere Eisberge (Hanser Berlin 2019). Lesung und Gespräch werden moderiert von Kristina Maidt-Zinke, die seit sechs Jahren zwischen München und Venedig lebt.

 

[…]
diese stadt ist ein teilchenbeschleuniger
sie löst dich auf, um dich sehend zu machen
deine ewigen teilchen, und du kannst nicht mehr fliehen
zurück ins wartezimmer, wo die illustrierten liegen

Carl-Christian Elze, „du hast zu lange auf den schwankenden pontons gestanden“, aus: langsames ermatten im labyrinth, Verlagshaus Berlin 2019, S. 31

 

[…]
Im Falle eines Erdbebens (sagt Mario), suche eine tragende Wand.
Ich hab den Estintore neben das Bad gestellt und, falls die Feuer-
Wehr nicht übers Wasser kommt, den Zettel an die Tür geklebt.
Adriatisches Licht.
Ins Helle stotternde, weiße Woge.

Tom Schulz, „Palazzo Barbarigo della terrazza“, aus: Reisewarnung für Länder Meere Eisberge, Hanser Berlin 2019, S. 85

 

Aus Gründen der aktuellen Abstandsregelungen ist die Besucherzahl auf 20 Personen beschränkt – Einlass ausschließlich nach Voranmeldung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder 089 -34 62 99 und anschließender Bestätigung der Anmeldung durch das Lyrik Kabinett.
Die Veranstaltung ist zwei Tage später, ab Samstag, den 17.10.2020, kostenfrei nachzuhören unter: www.dichterlesen.net.



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