Kultur trotz Corona: Erklärcomic zu „Pansexualität“. Von Lena Dirscherl

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© Lena Dirscherl

Das Thema sexuelle Orientierung ist aktueller denn je. Viele junge Menschen outen sich mittlerweile im Jugendalter, während sich frühere Generationen zu ihrer Zeit versteckt halten mussten. Das Tabu wird langsam aufgehoben und immer mehr Sexualitäten werden offen angesprochen und diskutiert. Für Außenstehende kann das verwirrend sein, da sie viele Begriffe aus dem Bereich noch nicht kennen.

Dieses Comic von Lena Dirscherl soll helfen, den in Deutschland recht unbekannten Begriff „Pansexualität“ verständlich zu machen. Lena Dirscherl arbeitet als Illustratorin und Comiczeichnerin in Nürnberg. Auf dem Instagram-Account „BoPoLena“ veröffentlicht Dirscherl zudem wöchentlich Body Positive Illustrationen für ihre zwölftausend Follower.

Die aktuelle Corona-Krise hat sie zum Anlass genommen, sich an Kultur trotz Corona“ zu beteiligen, einem Projekt des Literaturportals Bayern zur Unterstützung bayerischer Literaturschaffender. Alle bisherigen Beiträge der Reihe finden Sie HIER.

Ein Transkript des Comics für Screen Reader befindet sich unter dem visuellen Comic.

Visuelles Comic in Farbe zum Thema Pansexualität. Ein Transkript des Comics für Screen Reader befindet sich unter dem visuellen Comic.

Hinweis: Zu versuchen einer sexuellen Orientierung eine ganz genaue, ewig-gültige Definition zu geben, wäre sehr schädlich. Dies würde Menschen in Kategorien zwingen, die letztendlich zu eng für die persönliche und individuelle Erfahrung sexueller Anziehung sind. Dieses Comic ist ein erster Zugang zu dem Thema. Es gibt noch viele Möglichkeiten dich selbst weiterzubilden. (Online und offline.)

Sensitivity Reading: Illi Anna Heger

Was bedeutet „Gender“? Lies es hier nach: https://genderdings.de/gender/

Glossar zu einigen queeren Begriffen: https://queer-at-school.de/?page_id=88

Transkript: das Comic in Textform

Was bedeutet Pansexualität?
Ein Comic von Lena Dirscherl aka BoPoLena.

Auf einer Wiese steht eine Rakete für Raumfahrten. Im Hintergrund ist der Nachthimmel mit Sternen zu sehen. Neben der Rakete steht ein Mensch mit schwarzen Shirt und winkt und ruft:

„Hallo! Hier drüben!“

Am T-Shirt hängt ein Namensschild mit der Aufschrift „Hello, my name is Kim.
Kims Haare sind hellblau und zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden. An den Seiten sind die Haare als Undercut abrasiert. Kim lächelt und sagt:

„Schön, dass du da bist, um etwas über Pansexualität zu lernen! Wie du dir sicher schon denken kannst, handelt es sich um eine sexuelle Orientierung, wie zum Beispiel Homosexualität oder Heterosexualität.“

Hinter Kim schweben Geschlechtersymbole. Einmal zwei Venussymbole, die ineinander verschlungen sind, einmal zwei Marssymbole, die ineinander verschlungen sind und einmal ein Venussymbol und ein Marssymbol, die auch ineinander verschlungen sind.

Kim fährt fort: „Pan ist eine altgriechische Vorsilbe für alles. Manchmal wird auch der Begriff Omnisexualität verwendet. Omni ist Latein und heißt ebenfalls alles.“
Im Hintergrund ist das Universum zu sehen, mit Planeten und Sternen. Eben alles was wir kennen.

Kim deutet mit der Hand auf viele unterschiedliche Symbole, die um Kim herum fliegen. Jedes Symbol steht für eine andere Geschlechts- beziehungsweise Gender-Identität.

„Pan- beziehungsweise Omnisexualität beschreibt die sexuelle Anziehung zu Menschen jeglicher Geschlechts- beziehungsweise Gender-Identität. Oder auch die sexuelle Anziehung zu Menschen unabhängig von deren Geschlechts- beziehungsweise Gender-Identität. Einfach gesagt, ist es einer pansexuellen Person nicht wichtig, welches Geschlecht beziehungsweise Gender du hast. Andere Faktoren, wie zum Beispiel deine Persönlichkeit oder gemeinsame Interessen, spielen eine viel größere Rolle.“

Umtanzt von Fragezeichen steht ein Mensch mit einem großen Pflanzenblatt als Bekleidung da. Man kann nicht sagen, welches Geschlecht diese Person hat. Daneben sind Objekte zu sehen, die Hobbys und Interessen zeigen: ein Baseballschläger und der dazugehörige Ball, eine Theatermaske, eine Videospielkonsole. Um diese Objekte fliegen Ausrufezeichen und Herzen.

Kim mahnt: „Achtung! Das heißt nicht, dass Pansexuelle alle Menschen anziehend finden! (Wie auch nicht alle heterosexuellen Frauen alle Männer anziehend finden, und so weiter.) Es heißt auch nicht, dass Pansexuelle nicht trotzdem einen bestimmten Typ oder optische Vorlieben haben können.“

In einer Menschenmenge werfen sich einige Personen unterschiedliche Blicke zu. Ein Blick wirkt sehr interessiert, der andere vielleicht unentschlossen oder schüchtern.

Kim erklärt weiter: „Das Symbol pansexueller Menschen ist folgende Flagge. Die Farbsymbolik spiegelt die sexuelle Orientierung wieder:“ Es ist eine rechteckige Flagge mit drei farbigen, gleichgroßen Querstreifen. Oben Pink, mittig Gelb, unten Hellblau. Pink steht für weibliche Identitäten, Gelb für diverse Identitäten außerhalb der binären Geschlechter, Blau für männliche Identitäten. Alle Identitäten sind unabhängig vom bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht einer Person!

In einer Ecke steht ein alter Computer mit Röhrenbildschirm, auf dem Folgendes steht: „2010 tauchte dieses Flaggen-Design erstmals im Internet auf und ist seitdem im Gebrauch.“

Kim holt aus: „Fun Fact: Der Begriff pan-sexualism (englisch für Pan-Sexualismus) existiert schon seit Neunzehnhundertvierzehn. Er kam aus der Psychoanalyse und bedeutete etwas ganz anderes als heute. Er beschrieb die Theorie, dass Sex die Motivation hinter allem sei, was wir tun.“

Im Vordergurnd liegt eine Buchseite mit folgendem englischen Zitat: „The pan-sexualism of mental life which makes every trend revert finally to the sexual. - J Victor Haberman.
Hinter der Buchseite sieht man eine Hand, die eine Zigarre hält, eine Aubergine und einen Pfirsich. Alles soll mehr oder weniger subtil menschliche Geschlechtsorgane andeuten. Zudem spritzen viele Wassertropfen umher.

Kim fügt an: „In den Neunzehnneunzigern wurden nicht-monosexuelle Konzepte, wie Bisexualität, bekannter und der Begriff Pansexualität erhielt seine heutige Bedeutung.“

Dadurch entsteht folgende Frage: „Was ist der Unterschied zur Bisexualität?“

Kim muss selbst überlegen und hält nachdenklich das Kinn mit der rechten Hand: „Gute Frage! Aber schwer zu beantworten. Ich versuch's trotzdem! Es gibt bisexuelle Menschen, die sich nur zu Männern und Frauen hingezogen fühlen. Die meisten Bisexuellen verstehen den Begriff jedoch offener und fühlen sich zu vielen verschiedenen Geschlechtern beziehungsweise Gendern hingezogen. Aber nicht zwangsweise zu allen. Die Grenzen zur Pansexualität sind fließend und es gibt auf jeden Fall Überschneidungen!“

Kim fuchtelt aufgeregt mit den Armen. Derweil verfließen hinter Kim die Farben der bisexuellen Flagge (Pink, Lila, Dunkelblau) wie Wellen mit den Farben der pansexuellen Flagge (Pink, Gelb, Hellblau).

Kim fährt fort: „Mit welchem Label man sich nun selbst bezeichnet, hängt auch davon ab, was für sich selbst passend klingt; mit was man sich identifiziert; was sich richtig anfühlt.“

Ruhig treibt ein Mensch durch den dunklen Weltraum. In der Ferne leuchten Lichter. Im Menschen selbst leuchtet auch ein Licht. Der Mensch lächelt glücklich mit geschloßenen Augen.

Kim erklärt weiter: „Es kann aber auch andere Gründe geben: Pansexualität ist unbekannter und nicht alle wollen sich ständig erklären müssen! Bisexualität ist schon seit Jahrzehnten etabliert und allgemein bekannt. Sowas wiegt für manche schwer bei der Begriffswahl.“

Zu sehen ist eine Demo mit vielen Menschen. Ein Mensch hält ein Schild mit den Worten Bi hoch. Eine andere Person ruft in ein Megaphon und schwingt die Bi-Flagge.
Die Flagge morpht sich zu einen Menschenkopf. Im Kopf sieht man eine Waage stehen, die sich auf der einen Seite nach unten senkt und auf der anderen hebt.

„Manche nutzen auch beide Labels für sich.“
Man sieht eine Figur, die auf der einen Seite des Gesichts die Farben der Pan-Flagge trägt (Pink, Gelb, Hellblau) und auf der anderen die Farben der Bi-Flagge (Pink, Lila, Dunkelblau). Die Figur lächelt zufrieden und Herzen fliegen um sie herum.

Kim erzählt weiter: „Grundsätzlich solltest du nie andere mit Labels beschreiben, die sie nicht selbst nutzen! Genauso kann keiner bestimmen, welche Sexualität du hast, außer du selbst!“

Auf der einen Seite steht eine unglückliche Person, die weint, weil ihr ungefragt ein Label auf die Stirn gestempelt wurde. Auf der anderen Seite steht ein glücklicher Mensch, der ein selbst gebasteltes Schild über sich hält, auf das er sein eigenes Label geschrieben hat.

Im letzten Panel sitzt Kim auf der Rakete vom Anfang und winkt zum Abschied. Die Rakete fliegt durch den Weltraum davon. Im Hintergrund funkeln Sterne und es drehen sich mysteriöse Planeten. Kim schließt das Comic mit folgenden Worten ab:

„Das Spektrum der menschlichen Sexualität ist riesig und wundervoll. Der Lernprozess hört nie auf! Juhu!“

Ende.

Comic von Lena Dirscherl aka BoPoLena.


Hinweis: Zu versuchen einer sexuellen Orientierung eine ganz genaue, ewig-gültige Definition zu geben, wäre sehr schädlich. Dies würde Menschen in Kategorien zwingen, die letztendlich zu eng für die persönliche und individuelle Erfahrung sexueller Anziehung sind. Dieses Comic ist ein erster Zugang zu dem Thema. Es gibt noch viele Möglichkeiten dich selbst weiterzubilden. (Online und offline.)

Sensitivity Reading: Illi Anna Heger

Was bedeutet „Gender“? Lies es hier nach: genderdings.de/gender/

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