Info
22.09.2021, 13:42 Uhr
Poesiebriefkasten, Poesieboten e.V.
Betriebsgeflüster
images/lpbblogs/startpage/Poesiebriefkasten_170.jpg
© Poesieboten e.V.

Nach einer Romanvorlage soll es in Giesing ein Lola-Montez-Platzl geben

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbblogs/instblog/2021/klein/Lola_Montez_Platzl500.jpg
© Poesieboten e.V.

Ein kleiner lauschiger Platz in Obergiesing hat alles, was ein Platz braucht. Zwei Bänke laden unter einem üppigen Ahornbaum zum Verweilen ein. Es gibt eine Kultur-Litfass-Säule, einen Postbriefkasten und eine griechische Taverne. Doch eines fehlt: ein Name. Der Platz gehört überdies bis Ende September zu den „Sommerstraßen“, zeitweise verkehrsberuhigten Zonen, die die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Vorstellungen beleben dürfen.

Die Giesinger Autorin Katharina Schweissguth hat hier im August eine Poesie-Lesung moderiert und fand es umständlich die Gäste zur „Kreuzung Herzogstand-, Alpen-, St. Martins- und Zugspitzstraße“ einzuladen. So hat sie nun ein provisorisches Straßenschild aufgehängt. „Lola-Montez-Platzl“ soll der Ort nach ihrem Vorschlag heißen.

Auf die Idee zu diesem Namen kam sie bereits vorher, beim Schreiben ihres Romans Der Liebesbriefkasten, der demnächst in München vorgestellt wird. Die Geschichte spielt im Umfeld von Lokalpolitik und Kulturszene. Schauplatz ist ein öffentlicher Giesinger Platz. Um etwaige Assoziationen zu lebenden Personen auszuschließen, gab sie ihm einen erfundenen Namen, der plausibel klingen soll: Lola-Montez-Platz. Für die Namenswahl spricht, dass es sehr wenig Straßennamen in München gibt, die nach Frauen benannt sind. Darüber hinaus war Lola Montez eine Tänzerin, Choreografin, praktizierende Feministin und Autorin, die sich außerdem sozial engagierte. Sie brachte Schwung in das steife kulturelle Leben der bayerischen Hauptstadt, ist in der Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg verewigt und wäre heuer 200 Jahre alt geworden.

Dass sie bislang nicht mit einem Straßennamen bedacht wurde, liegt wohl an ihrem „schlechten“ Ruf. Als Geliebte Ludwig I. war sie den Adligen zu bürgerlich, den Bürgern zu unmoralisch und den armen Leuten galt sie als Inbegriff adliger Verschwendungssucht. Dabei hatte eine Frau im 19. Jahrhundert, die sich als darstellende Künstlerin etablieren wollte, kaum eine andere Wahl als sich einen einflussreichen Mäzen zu suchen. Im 19. Jahrhundert? Dass Ähnliches bis heute passiert, hat die #metoo-Debatte des 21. Jahrhunderts drastisch gezeigt. Dass eine heutige Würdigung der schönen Münchnerin aus der Giesinger Vorstadt kommt, ist folgerichtig. Fanden doch ihre verschwiegenen Treffen mit ihrem königlichen Liebhaber im Lola-Montez-Haus ganz in der Nähe statt.

Heute hat der Name Lola Montez einen positiven charmanten Klang und würde schon deswegen sehr gut zu dem romantischen Platzl in Giesing passen.

Für andere Namensideen, gibt es unter dem Schild eine gelbe Einwurfbox. Oder die Ideen können bis 30. September 2021 an die Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. geschickt werden. Die möglichen Ergebnisse werden Anfang Oktober an den Bezirksausschuss 17 Obergiesing-Fasangarten weitergeleitet.

Externe Links:

Poesiebriefkasten