Info
01.03.2021, 07:24 Uhr
Stadt München
Betriebsgeflüster
images/lpbauthors/kroetz_franzxaver_lpb.jpg
Fotografie (Farbdia) Februar 1993 (Bayerische Staatsbibliothek München/Timpe)

Bürgermeisterliche Gratulation zum 75. Geburtstag von Franz Xaver Kroetz

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbblogs/instblog/2018/klein/Muenchen_500.jpg

Oberbürgermeister Dieter Reiter überbringt dem Schauspieler Franz Xaver Kroetz seine Glückwünsche: „Zu Ihrem 75. Geburtstag gratuliere ich Ihnen im Namen des Stadtrates der Landeshauptstadt München und auch persönlich ganz herzlich. Ihre Karriere als Schauspieler, Autor und Regisseur ist ebenso unwahrscheinlich wie atemberaubend. In München geboren, wuchsen Sie in Niederbayern auf, brachen die Schule ab und nahmen Schauspielunterricht, zuerst in München, dann in Wien.

Vor allem schrieben Sie Stücke – das erste schon mit 12, 13 Jahren, wie Sie sich später erinnerten, dann bis 1970 noch mindestens zehn und danach mehrere Dutzend weiterer. Als Schauspieler spielten Sie in Fassbinders antitheater genauso wie an der Tegernseer Ludwig-Thoma-Bühne. Dann kam 1971 mit der Uraufführung Ihrer Einakter ‚Heimarbeit‘ und ‚Hartnäckig‘ an den Münchner Kammerspielen der Durchbruch: Begleitet von wütenden Protesten, jedoch durch die schauspielerische Darstellung von Walter Schmidinger und Ruth Drexel das Publikum begeisternd, begann damit Ihr Weg als einer der wichtigsten Gegenwartsdramatiker der 70er und 80er Jahre. ‚Stallerhof‘, ‚Wunschkonzert‘, ‚Maria Magdalena‘, ‚Mensch Meier‘, ‚Bauern Sterben‘, ‚Der Drang‘ – viele Ihrer (oft in München uraufgeführten) Stücke wurden zu Meilensteinen eines sozialkritischen, oft wütenden, zugleich aber auch poetischen Theaters und sind ganz und gar gegenwärtige, authentische Volksstücke in der großen Tradition von Ödön von Horváth und Marieluise Fleißer.

Noch mehr Bewunderer und Zuschauer hatten Sie vielleicht nur als Film- und Fernsehschauspieler – auch wenn Sie immer wieder betonten, wie sehr Ihnen das geschadet hätte: Unvergesslich der Klatschreporter Baby Schimmerlos in Helmut Dietls ‚Kir Royal‘, wunderbar Ihre Rollen im ‚Tatort‘, zurecht mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet der ‚Brandner Kasper‘ im Film von Joseph Vilsmaier 2008.

Auch als Regisseur eigener und fremder Stücke sowie als Autor von Tagebüchern, Reiseberichten, Gedichten und Storys waren Sie produktiv und sorgten oft für Schlagzeilen – als enfant terrible, als politischer Linker und sogar als Bildzeitungs-Kolumnist. Jedenfalls aber als einer, der es sich und uns nie bequem gemacht hat.

Für Ihr Schaffen wurden Sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Ludwig-Thoma-Medaille der Stadt München, dem Hoferichter-Preis, dem Bertolt-Brecht-Preis und dem Marieluise-Fleißer-Preis. Auch das Bundesverdienstkreuz wurde Ihnen verliehen. Dass es zuletzt etwas stiller um Sie geworden ist, mag daran liegen, dass Sie, wie ich gelesen habe, an Ihren Memoiren schreiben. Schön, dass wir uns auf einen weiteren ‚Kroetz‘ freuen können.

Für die kommenden Jahre wünsche ich Ihnen weiterhin alles Gute, vor allem Gesundheit, Glück und ungebrochene Schaffenskraft.“