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Fernsehpreis LiteraVision 2020 verliehen

Mit dem biennal von der Stadt München verliehenen Fernsehpreis LiteraVision werden in der Kategorie Kurzfilm Cornelius Janzen für seinen Beitrag „Adorno Reloaded. Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ (ZDF/3sat) und in der Kategorie Langfilm Eva Menasse für ihren Beitrag „Ich habe kein Talent zum Hassen. Eva Menasse im Gespräch mit Robert Schindel“ (ZDF/3sat) ausgezeichnet. Die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preise werden für Fernsehsendungen vergeben, die auf beispielhafte Weise über (belletristische) Bücher oder über Autorinnen und Autoren informieren. In diesem Jahr hatten sich 38 Filmemacherinnen und Filmemacher aus dem gesamten deutschsprachigen Raum mit insgesamt 52 Beiträgen beworben. Über die Vergabe hat eine Fachjury entschieden.

Die Jurybegründungen in Auszügen:

- Kurzfilm: „Cornelius Janzen: „Adorno Reloaded. Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ (ZDF/3sat)
„Am 6. April 1967 analysierte Theodor W. Adorno in einem Vortrag über Aspekte des neuen Rechtsradikalismus, vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NPD, ... Ziele, Mittel und Taktiken des neuen Rechtsradikalismus und fragt insbesondere nach den Gründen für den Zuspruch, den die rechtsextremen Bewegungen damals, 20 Jahre nach Kriegsende, fanden. Sein Vortrag erscheint heute, 53 Jahre später, immer noch hochaktuell und wird von Filmautor Cornelius Janzen im Magazin-Korsett des 5- bis 6-Minuten-Formats visuell knapp und treffend umgesetzt. ... ‚Adorno reloaded‘ lebt auch von diesen punktgenauen, originellen und gut getimten Animationen von Konstantin Fuchs, die hier ... ihre ganz eigene Geschichte erzählen und so den kleinen Beitrag ungemein bereichern. Inhalt, Form und Aktualität – alles ist verbunden und auf hohem Niveau umgesetzt. Ein kluger Filmbeitrag, liebevoll in der Animation und politisch wichtig.“

- Langfilm: Eva Menasse: „Ich habe kein Talent zum Hassen. Eva Menasse im Gespräch mit Robert Schindel“ (ZDF/3sat)
„Das knapp vierzig Minuten dauernde Gespräch der Autorin Eva Menasse mit dem Dichter und Romancier Robert Schindel findet in einem großen, luftigen Raum statt, die beiden sitzen sich an einem Tisch gegenüber... Der große Raum wird zum Spielraum einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Werk, der Autorenpersönlichkeit und der Lebensgeschichte Robert Schindels. Eine Geschichte reich an historischen Verwerfungen, den Säugling, ein gutes Jahr vor Kriegsende geboren, als Kind jüdischer Eltern und überzeugter Kommunisten doppelt gefährdet, rettet eine falsche Identität in der Klandestinität. Der Vater wird ermordet, die Mutter überlebt dank des Bürokratismus der NS-Diktatur das KZ ...
‚Angst ist der vorherrschende Gott meiner Kindheit‘ heißt es an einer Stelle, und es gelingt Eva Menasse eindrucksvoll, dies im Gespräch als Schlüssel zum Werk und politischen Wirken Schindels herauszuarbeiten. ... Gut ausgewählt ist auch das eingespielte Archivmaterial, das – mehrere Jahrzehnte umspannend – das (umfang-)reiche Werk und die komplexe Künstlerpersönlichkeit des Lyrikers, des Essayisten und politischen Romanautors Robert Schindel sinnfällig illustriert.“

Der Jury 2020 gehörten an: Ingo Fliess (Filmproduzent), Dagmar Knöpfel (Filmregisseurin, Drehbuchautorin), Volker Koepp (Dokumentarfilm-Regisseur), Antje Kunstmann (Verlegerin), Dagmar Leupold (Autorin) und Thilo Wydra (Autor, Journalist) sowie aus dem Stadtrat Marion Lüttig und Thomas Niederbühl (beide Fraktion Die Grünen − Rosa Liste), Klaus Peter Rupp (SPD/Volt-Fraktion), Beatrix Burkhardt (CSU-Fraktion), und Dirk Höpner (Fraktion ÖDP/FW).