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20.02.2020, 13:37 Uhr
Akademie für Kinder- und Jugendliteratur
Betriebsgeflüster
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Leta Semadeni © Georg Luzi

Josef Guggenmos-Preis für Kinderlyrik 2020 geht an Leta Semadeni

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Buchcover

Der 2016 erstmals verliehene Kinderlyrikpreis geht dieses Mal an die Schweizerin Leta Semadeni für ihr zweisprachiges Werk Tulpen / Tulipanas, illustriert von Madlaina Janett und herausgegeben im Schweizerischen Jugendschriftenwerk. Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. verliehen. Die Raiffeisenbank Kirchweihtal stattet den Preis mit 3.000 Euro aus. Die Vergabe des Preises unterstützen neben der Kulturstiftung Irsee die Marktgemeinde Irsee sowie die Schwabenakademie Irsee. Von der Akademie Faber-Castell wird ein „perfekter“ Bleistift überreicht, der das Schreiben weiterer preiswürdiger Gedichte inspirieren kann.

Die Preisvergabe findet am 26. Juni 2020 im Rahmen der Fachtagung „Kinderlyrik: Motor des frühkindlichen Sprach- und Bildungsverstehens“ in der Schwabenakademie Irsee statt, dem Lebensort des namensstiftenden Lyrikers Josef Guggenmos.

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Die Jury des diesjährigen Guggenmos-Preises, bestehend aus Arne Rautenberg (Kiel), Prof. Dr. Dr. Kurt Franz (Deuerling), Michael Hammerschmid (Wien), Dr. Claudia Maria Pecher (Präsidentin Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, Volkach) und Tilman Spreckelsen (Frankfurter Allgemeine Zeitung), hatte wieder erfreulich zu tun: Gedichtbände, Bilderbücher und Gedichtsammlungen wurden gesichtet, es gab Entdeckungen und Wiederentdeckungen: Der hervorragend von Ursula Remmers und Ursula Warmbold herausgegebene Sammelband Oben schwimmt die Sonne davon mit Gedichten der bedeutenden Lyrikerin Elisabeth Borchers (1926–2013) gehört dazu (dtv 2019, Reihe Hanser); solch verlegerisch mutige Bücher helfen, dass wichtige Positionen, selbst wenn sie zu verblassen drohen, zurück in unsere Lesesphäre geraten.

Ganz herzlich gratulieren wir der Schweizer Autorin Leta Semadeni zum Guggenmos-Preis 2020 – sie hat uns mit ihren Gedichten, man kann es so sagen, ganz einfach verzaubert. „Die Sonne / fährt Velo / am Ufer entlang“ heißt es einmal. Ein andermal „Die Mähne des Windes / hat die Tür geöffnet / die in den Garten führt“ oder „Nachts verlässt Lilli / das Haus und / streut ihre Augen aus / über die Straße.

Von solchen ersten Strophen aus entwirft Leta Semadeni das Wunderbare, lässt die Bilder und Augen, die Sonne und den Wind aus und folgt ihnen zweisprachig auf Rätoromänisch und Deutsch beim Zaubern, beim Tanzen, beim Erforschen der Welt, die bei Semadeni immer wieder mit einem Erstaunen beginnt, um die Wörter und ihre Poesie umso intensiver leuchten zu lassen. Was sie dabei entdeckt und entdecken macht, ist nichts weniger als die Zauberkraft selbst, die im Alltag und in den Worten steckt und nur darauf zu warten scheint, wahrgenommen und befreit zu werden.

Metta / il cour / aint illa locca // Fa ün sigl / sainza rait / sülla prosma / lingia” heißt es in „Gedichte lesen“ / „Leger poesias“: „Leg / das Herz / in die Lücke // Spring / ohne Netz / auf die nächste / Zeile.

Im Dazwischen liegt die Poesie dieser Gedichte, und im Mut, „ohne Netz / auf die nächste / Zeile“ zu springen. Die rotblauen Illustrationen von Madlaina Janett nehmen den Ball der Freiheit mit großer Sensibilität auf und überwinden die Grenzen von Seite und Schwerkraft. Ja, mit Mut und für Mut wird man in diesem Bändchen reichlich belohnt.

Leta Semadeni, geboren 1944 in Scuol/Schweiz, studierte Sprachen an der Universität Zürich, in Perugia und Quito/Ecuador. Sie unterrichtete an Schulen in Zürich und im Engadin. Seit 2005 widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben, publiziert Prosa und Gedichte in Rätoromanisch und Deutsch. Ihr erster Roman Tamangur (2015) wurde 2016 mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet. 2017 erhielt Leta Semadeni den Kulturpreis des Kantons Graubünden für ihr Lebenswerk.