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Münchner Arbeitsstipendien für Lea Singer und Lena Gorelik

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Mit den 2015 von der Landeshauptstadt München eingerichteten Arbeitsstipendien werden jährlich Münchner Autorinnen und Autoren gefördert, die sich mit ihrem Werk bereits literarisch ausgewiesen haben und im Literaturbetrieb in Erscheinung getreten sind. Die Arbeitsstipendien sind mit jeweils 6.000 Euro dotiert und werden für literarische Projekte vergeben; die Autorinnen und Autoren müssen sich mit ihren Texten selbst bewerben. 2018 erhalten die Auszeichnung Lea Singer für den geplanten Roman „Der Klavierschüler" und Lena Gorelik für das Romanprojekt „Was wir schreien, wenn wir schweigen".

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Die Jury zu Lea Singer

Der Roman erzählt eine heimliche Liebesgeschichte. Es ist die zweier Männer. Berühmt der eine: Vladimir Horowitz, weltbekannter Pianist, von Depressionen heimgesucht, verheiratet, Jude. Unbekannt der andere: Nico Kaufmann, Opern-Repetitor in Basel, der erste Klavierschüler von Horowitz und sein Geliebter. Beide lernten sich Ende der 1930-er Jahre kennen und hielten ihre Affäre geheim. Ihre Lebenswege trennten sich, als Horowitz in die USA emigrierte. Im Gegensatz zu Kaufmann leugnete er bis zuletzt seine Liebe zum eigenen Geschlecht.

Schon mit mehreren auf Tatsachen beruhenden Romanen erwies sich Lea Singer als versierte Meisterin der Fakten und Fiktion verbindenden Faction. Ihr jüngstes Romanprojekt setzt die künstlerische Verarbeitung wahrer, bis dato so noch nicht thematisierter Begebenheiten konsequent fort. Auf der Grundlage überlieferter Horowitz-Briefe und der unveröffentlichten Memoiren von Nico Kaufmann erzählt Lea Singer uns die Lebensgeschichte der Jahrhundertfigur Vladimir Horowitz auf völlig neue Weise.

 

Die Jury zu Lena Gorelik

Sie erzählt die Geschichte einer russisch-jüdischen Familie, die Anfang der 90er Jahre aus Sankt Petersburg nach Deutschland kam. Der Vater hat sich eingerichtet in kleinbürgerlicher Enge und Illusionslosigkeit; er steht für ein ein Leben, das „Abschied“ bedeutet. Die Tochter, die mit Klein- und Gutbürgerlichkeit nie etwas im Sinn hatte, für eines, das sich schwer tut mit Zukunftsperspektiven. Ein Roman über zwei Generationen - mit Lebensentwürfen, über die man sich kaum mehr austauschen kann ...

In die Gegenwart einer maroden Vater-Tochter-Beziehung, geprägt von gegenseitiger Entfremdung, Enttäuschung und Sprachlosigkeit, schieben sich immer wieder Erinnerungen: an Russland, an die Großmutter, an den Hund, der nicht mit durfte; an die Ankunft in einem fremden Land und die Unsicherheit im neuen Leben. Subtil und zugleich schonungslos, mit großer psychologischer Genauigkeit und sich langsam voran tastenden Satzperioden, denen man das Ringen um Ehrlichkeit und Bewusstwerdung anmerkt, wird hier eine offenbar stark autobiografisch gefärbte Geschichte erzählt.

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