Neue Gedichte von Àxel Sanjosé
Der deutsch-katalanische Lyriker Àxel Sanjosé hat dem Literaturportal Bayern eine Auswahl seiner neuesten, lang erwarteten Gedichte zur Erstpublikation zur Verfügung gestellt. Das Warten hat sich gelohnt!
*
I.
Die Frösche
die Segel
die Wasserleichen
das Universum
sie blähen, blähen, blähen
dem Ende sich zu.
II.
Alles im Fluss
Die Knospen treiben.
Der Hirte treibt es.
Was treibt der Hirte?
Er treibt die Ziegen
zum Fluss.
Zu weit.
Die Ziegen treiben
im Fluss.
III.
Der Weltgeist lehnte am Meer
und sann.
Der Zeitgeist kam daher,
ein Kaninchen.
Sie grüßten sich und tauschten
die Rollen.
IV.
Metapoesiealbum (von Panini)
Die neueste Wörterlieferung
kam in Tüten aus Recyclingpapier
im Retro-Design.
Leider fehlte mir kaum noch eines,
und zum Tauschen taugen sie auch nicht,
weil alle sie schon doppelt und dreifach haben.
Letztlich sehr unnachhaltig das Ganze,
am besten ich lasse das Album unvollendet
und entsorge es umweltgerecht.
V.
Postepistemisch
In dieser dunklen Ekelhöhle
sehn wir die Schatten nur verschwommen,
die Sphären klingen nach Gegröle,
die Lust ist uns zu Reiz verkommen
(und andre Sinne ganz genommen.)
VI.
Die Schulter kam in hellem Schein
und wollt sich an mich lehnen
oder war es die Wange,
ich setzte mich ins Weltall raus,
mir war ein bisschen friedlich
oder zum Denken,
der Reuemond trat sehr hervor
ich baute ihm ein Klagehaus
oder für seine Blässe.
Ich stand zum letzten Mal am Meer,
als jemand schon gestorben war.
VII.
Der Herbst schallt mit gefärbten Farben
durchs stille Unterholz;
der Igel hat nun sieben Arme.
Die Toten schweigen lange nach
im schweren Vormittagsgeläut.
In den gedehnten letzten Fernen
entweicht dem All das Licht.
Siehst du den Fischreiher dort fliegen?
VIII.
Lege die gelbe Pfingstseide aus
entlang sämtlicher Korridore,
lass dem Tod doch sein Echolot,
hat er’s nicht auserkoren und langsam gelernt?
Lieber Herrgott, komm kurz mal her,
sind wir nicht alle, alle
sinnvoll gestorben?
IX.
Fischlings II
Erst
nachschwimmend
dann gleichzeitig
erst halb
dann ganz
dann gänzlich
erst inwendig
dann gleich
dann bar
dann
ausverleibt.
X.
Einmal sterben
einfach mal
in Ruhe sterben
ohne Erwartungen
ohne Druck
ohne Folgen
ohne Umstände
ohne falsche Rücksichten
sterben
einmal
einfach
in Ruhe
Neue Gedichte von Àxel Sanjosé>
Der deutsch-katalanische Lyriker Àxel Sanjosé hat dem Literaturportal Bayern eine Auswahl seiner neuesten, lang erwarteten Gedichte zur Erstpublikation zur Verfügung gestellt. Das Warten hat sich gelohnt!
*
I.
Die Frösche
die Segel
die Wasserleichen
das Universum
sie blähen, blähen, blähen
dem Ende sich zu.
II.
Alles im Fluss
Die Knospen treiben.
Der Hirte treibt es.
Was treibt der Hirte?
Er treibt die Ziegen
zum Fluss.
Zu weit.
Die Ziegen treiben
im Fluss.
III.
Der Weltgeist lehnte am Meer
und sann.
Der Zeitgeist kam daher,
ein Kaninchen.
Sie grüßten sich und tauschten
die Rollen.
IV.
Metapoesiealbum (von Panini)
Die neueste Wörterlieferung
kam in Tüten aus Recyclingpapier
im Retro-Design.
Leider fehlte mir kaum noch eines,
und zum Tauschen taugen sie auch nicht,
weil alle sie schon doppelt und dreifach haben.
Letztlich sehr unnachhaltig das Ganze,
am besten ich lasse das Album unvollendet
und entsorge es umweltgerecht.
V.
Postepistemisch
In dieser dunklen Ekelhöhle
sehn wir die Schatten nur verschwommen,
die Sphären klingen nach Gegröle,
die Lust ist uns zu Reiz verkommen
(und andre Sinne ganz genommen.)
VI.
Die Schulter kam in hellem Schein
und wollt sich an mich lehnen
oder war es die Wange,
ich setzte mich ins Weltall raus,
mir war ein bisschen friedlich
oder zum Denken,
der Reuemond trat sehr hervor
ich baute ihm ein Klagehaus
oder für seine Blässe.
Ich stand zum letzten Mal am Meer,
als jemand schon gestorben war.
VII.
Der Herbst schallt mit gefärbten Farben
durchs stille Unterholz;
der Igel hat nun sieben Arme.
Die Toten schweigen lange nach
im schweren Vormittagsgeläut.
In den gedehnten letzten Fernen
entweicht dem All das Licht.
Siehst du den Fischreiher dort fliegen?
VIII.
Lege die gelbe Pfingstseide aus
entlang sämtlicher Korridore,
lass dem Tod doch sein Echolot,
hat er’s nicht auserkoren und langsam gelernt?
Lieber Herrgott, komm kurz mal her,
sind wir nicht alle, alle
sinnvoll gestorben?
IX.
Fischlings II
Erst
nachschwimmend
dann gleichzeitig
erst halb
dann ganz
dann gänzlich
erst inwendig
dann gleich
dann bar
dann
ausverleibt.
X.
Einmal sterben
einfach mal
in Ruhe sterben
ohne Erwartungen
ohne Druck
ohne Folgen
ohne Umstände
ohne falsche Rücksichten
sterben
einmal
einfach
in Ruhe
