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Friedrich Rückert auf einer Zeichnung seines Freundes Carl Barth, 1818

Erlangen, Südliche Stadtmauerstraße 40: Rückerts Wohnhaus

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Der Erlanger Rückert-Kreis hat an der Ecke Südliche Stadtmauerstraße - Schuhstraße ein Schaufenster mit Informationen zu Rückert gestaltet. (c) Literaturportal Bayern

An der Südlichen Stadtmauerstraße, einige Meter weiter nach Osten, befindet sich die letzte Erlanger Wohnung der Rückerts, im Haus Nr. 40. Auf dem Weg dorthin passiert man die Brauerei Kitzmann, ehemals das "Brauhaus an der Stadtmauer", das seit 1712 besteht.

Rückert erwarb die Wohnung am 9.4.1838 um 2.600 Gulden und 25 Gulden Leihkaufsumme. Dann erfolgte eine aufwändige Renovierung. Am 12.5.1839 wurde hier die jüngste Tochter Anna geboren.

Im Jahr 1841 nahm Rückert einen Ruf an die Universität Berlin an. Das Angebot von Friedrich Wilhelm von Preußen konnte Rückert nicht ausschlagen, denn es war nicht nur finanziell attraktiv, sondern auch noch mit dem Vorteil verbunden, dass Lehre nur in den Wintersemestern erwartet wurde. Außerdem erhoffte sich der Dichter, in den Berliner Theatern den Durchbruch als Dramatiker zu erreichen, der allerdings nicht gelang. So verließen Rückerts im August 1841 die Hugenottenstadt Erlangen für immer. Im Intelligenzblatt der Stadt vom 26. August 1841 lesen wir, dass in dem "Professor Rückert'schen Hause verschiedene Meubles, Canapee, Stühle, Tische, Commode, einiges Küchengeschirr und etwas Holz von früh 8 Uhr gegen gleich baare Zahlung versteigert" wird.

"Cristofero Colombo" (1844) ist das letzte von Rückerts Dramen, die in der Berliner Zeit entstanden sind. Diesem war genauso wenig Erfolg beschieden wie den anderen Versuchen. (c) Literaturportal Bayern

Der Abschied aus Erlangen fiel ihm allerdings nicht allzu schwer. Bis auf einige wichtige freundschaftliche Verbindungen, beispielsweise zum Kollegen Joseph Kopp, hatte sich Friedrich Rückert in der Stadt oft einsam gefühlt. So fällt seine Bilanz gemischt aus:

So nicht aus dem Leben gehn
Möcht' ich wie aus dieser Stadt,
Wo mir niemand nachgesehn,
Niemand nachgerufen hat.

Dennoch sei euch Gruß und Heil,
Wie ich scheide zugehaucht!
Meines Lebens ward ein Theil,
Und ein guter, hier verbraucht.

Mein vergessen müßt' ich, wo
Ich vergessen wollte dein.
Stadt, der ich bei Nacht entfloh,
Lebe wohl im Sonnenschein.

Von der Grabstätte seiner Kinder Ernst und Luise auf dem Neustädter Friedhof verabschiedete er sich mit schwererem Herzen:

Ein Vergißnichtmein
Als die letzte Gabe
Nehm ' ich von dem Grabe
Meiner Kinderlein.

O vergiß nicht mein,
Stätte meiner Todten,
Nun mir ist geboten
Fern von hier zu seyn.

In Berlin war der Franke allerdings auch nicht glücklicher. Er mochte weder die Etikette und die gesellschaftlichen Verpflichtungen am Hofe, noch den Lärm der Großstadt, noch die beschwerlichen Reisen bis in die fränkische Heimat. Im März 1848, am Vorabend der Revolution, beendete er seine akademische Karriere und zog für den Rest seines Lebens heim auf das geliebte Gut in Neuses bei Coburg.


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Verfasser: Erlanger Rückert-Kreis / Literaturportal Bayern

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