Wolfgang Schmeltzl
Der Theologe, Pädagoge, Dramatiker, Poet und Musiker Wolfgang Schmeltzl wird um 1505 als Sohn eines „fromen armen handwergks mans“ (Lobspruch, V. 26) in der Stadt Kemnath in der nördlichen Oberpfalz geboren. Als Geselle befindet er sich auf der Wanderschaft durch „Reichstet im Römischen Reich“ (Lobspruch, V. 29). Am 13. Oktober 1523 wird er an der Universität Wien als „Vuolfgangus Smelltß de Kermat“ immatrikuliert. Seine Studiengänge sind nicht bekannt; bei seinem Tod wird er als „Magister“ tituliert.
Nach Abschluss seines Studiums kehrt Wolfgang Schmeltzl in die Oberpfalz zurück. Er heiratet und hat eine Existenz als Musiker. Um 1535 wirkt er als Schulgehilfe in der Benediktinerabtei Kastl bei Amberg und 1536/37 als „Cantor“ in Weiden und Amberg. In der oberpfälzischen Hauptstadt hat er wahrscheinlich auch Georg Forster, den Herausgeber der Frischen teutschen Liedlein, kennengelernt und von ihm Anregungen für seine spätere eigene Liedersammlung empfangen. Nachdem die Obere Pfalz 1538 protestantisch geworden ist, verlässt Wolfgang Schmeltzl Amberg – gleichzeitig trennt er sich von seinem „gotlos vnzüchtigs weib“ – und zieht nach Wien, wo er am Schottenstift als „Schulmeister“ wirkt. 1543 erhält er das Wiener Bürgerrecht.
Schmeltzl, der „Wiener Hans Sachs“ (Rudolf Flotzinger), kommt mit seinen überlieferten sieben biblischen Comedien 1540f. (u.a. die Comedia des verlornen Sohns, Comoedia der Hochzeitr Cana Galilee, Exempel des künigs Samuelis und Saulis) als erster deutscher Dramatiker auf die Wiener Bühne. Seine Stücke sind von lehrhafter Tendenz und haben ein pädagogisch-moralisches, aber auch konfessionspolitisches Programm – durchaus inspiriert von protestantischen Schuldramen.
Seine Volksliedersammlung Guter, seltzamer und kunstreicher teutscher Gesang (Nürnberg 1544) hat als Quellenwerk große literaturhistorische Bedeutung. 1547 erscheint sein in Knittelversen gehaltener Lobspruch der Hochlöblichen weitberümbten khüniglichen Stat Wienn. 1556 nimmt er am Feldzug Erzherzog Ferdinands gegen die Türken teil, den er in seiner Reimchronik Der Christlich und Gewaltig Zug in das Hungerland schildert – ein farbiges, kulturgeschichtlich bedeutsames Bild der österreichischen Residenzstadt. Angesichts des Vormarsches der Osmanen ermahnt Wolfgang Schmeltzl zu christlichem Lebenswandel.
„Während sich die Musiksammlung Schmeltzls noch Ende des 16. Jahrhunderts als Quelle für Liedzitate großer Beliebtheit erfreute“, so der Literaturwissenschaftler Manfred Knedlik, „blieben seine religiösen Schuldramen so gut wie ohne Nachfolge, da das kurze Zeit später einsetzende jesuitische Schultheater in Wien völlig andere literarische Traditionen aufnahm.“
Wolfgang Schmeltzls Geburtsstadt Kemnath erinnert heute an den großen Sohn mit einer Gedenktafel am Geburtshaus am Stadtplatz 20 sowie mit dem Wolfgang-Schmeltzl-Brunnen am Rathausplatz. Seit geraumer Zeit gibt es in der Stadt auch eine Wolfgang-Schmeltzl-Straße.
Sekundärliteratur:
Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Weiden i.d. OPf., S. 17.
Ders. (2021): Von Kemnath nach Wien: Wolfgang Schmeltzl – Humanist, Theologe, Komponist, Dramatiker, Poet und Pädagoge. In: Heimat-Landkreis Tirschenreuth 33, S. 5-9.
Bosl, Karl (Hg.) (1983): Bosls bayerische Biographie, Regensburg, S. 681.
Dietl, Cora; Knedlik, Manfred (Hg.) (2009): Wolfgang Schmeltzl: Sämtliche Schriften. Bd. 1: Das dramatische Werk. Wien/Münster.
Flotzinger, Rudolf (1988): Wolfgang Schmeltzl und sein „Teutscher Gesang“ von 1544. In: Studien zur Musikwissenschaft 39, S. 7-36.
Ders. (2001): Schmeltzl, Wolfgang. In: Österreichisches Musiklexikon online, https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Schmeltzl_Wolfgang.xml, (05.01.2021).
Knedlik, Manfred (1992): Wolfgang Schmeltzl. Pädagoge, Poet und Musiker. In: Oberpfälzer Heimat 36, S. 47-64.
Ders. (1993): Wolfgang Schmeltzl. Schuldramatiker, Chronist und Musiker im Reformationszeitalter. In: Österreich in Geschichte und Literatur 37, S. 92-104.
Ders. (2007): Schmeltzl, Wolfgang. In: Neue Deutsche Biographie 23, S. 128, http://www.deutsche-biographie.de/ppn11879518X.html, (16.02.2015).
Externe Links:
Literatur von Wolfgang Schmeltzl im BVB
Der Theologe, Pädagoge, Dramatiker, Poet und Musiker Wolfgang Schmeltzl wird um 1505 als Sohn eines „fromen armen handwergks mans“ (Lobspruch, V. 26) in der Stadt Kemnath in der nördlichen Oberpfalz geboren. Als Geselle befindet er sich auf der Wanderschaft durch „Reichstet im Römischen Reich“ (Lobspruch, V. 29). Am 13. Oktober 1523 wird er an der Universität Wien als „Vuolfgangus Smelltß de Kermat“ immatrikuliert. Seine Studiengänge sind nicht bekannt; bei seinem Tod wird er als „Magister“ tituliert.
Nach Abschluss seines Studiums kehrt Wolfgang Schmeltzl in die Oberpfalz zurück. Er heiratet und hat eine Existenz als Musiker. Um 1535 wirkt er als Schulgehilfe in der Benediktinerabtei Kastl bei Amberg und 1536/37 als „Cantor“ in Weiden und Amberg. In der oberpfälzischen Hauptstadt hat er wahrscheinlich auch Georg Forster, den Herausgeber der Frischen teutschen Liedlein, kennengelernt und von ihm Anregungen für seine spätere eigene Liedersammlung empfangen. Nachdem die Obere Pfalz 1538 protestantisch geworden ist, verlässt Wolfgang Schmeltzl Amberg – gleichzeitig trennt er sich von seinem „gotlos vnzüchtigs weib“ – und zieht nach Wien, wo er am Schottenstift als „Schulmeister“ wirkt. 1543 erhält er das Wiener Bürgerrecht.
Schmeltzl, der „Wiener Hans Sachs“ (Rudolf Flotzinger), kommt mit seinen überlieferten sieben biblischen Comedien 1540f. (u.a. die Comedia des verlornen Sohns, Comoedia der Hochzeitr Cana Galilee, Exempel des künigs Samuelis und Saulis) als erster deutscher Dramatiker auf die Wiener Bühne. Seine Stücke sind von lehrhafter Tendenz und haben ein pädagogisch-moralisches, aber auch konfessionspolitisches Programm – durchaus inspiriert von protestantischen Schuldramen.
Seine Volksliedersammlung Guter, seltzamer und kunstreicher teutscher Gesang (Nürnberg 1544) hat als Quellenwerk große literaturhistorische Bedeutung. 1547 erscheint sein in Knittelversen gehaltener Lobspruch der Hochlöblichen weitberümbten khüniglichen Stat Wienn. 1556 nimmt er am Feldzug Erzherzog Ferdinands gegen die Türken teil, den er in seiner Reimchronik Der Christlich und Gewaltig Zug in das Hungerland schildert – ein farbiges, kulturgeschichtlich bedeutsames Bild der österreichischen Residenzstadt. Angesichts des Vormarsches der Osmanen ermahnt Wolfgang Schmeltzl zu christlichem Lebenswandel.
„Während sich die Musiksammlung Schmeltzls noch Ende des 16. Jahrhunderts als Quelle für Liedzitate großer Beliebtheit erfreute“, so der Literaturwissenschaftler Manfred Knedlik, „blieben seine religiösen Schuldramen so gut wie ohne Nachfolge, da das kurze Zeit später einsetzende jesuitische Schultheater in Wien völlig andere literarische Traditionen aufnahm.“
Wolfgang Schmeltzls Geburtsstadt Kemnath erinnert heute an den großen Sohn mit einer Gedenktafel am Geburtshaus am Stadtplatz 20 sowie mit dem Wolfgang-Schmeltzl-Brunnen am Rathausplatz. Seit geraumer Zeit gibt es in der Stadt auch eine Wolfgang-Schmeltzl-Straße.
Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Weiden i.d. OPf., S. 17.
Ders. (2021): Von Kemnath nach Wien: Wolfgang Schmeltzl – Humanist, Theologe, Komponist, Dramatiker, Poet und Pädagoge. In: Heimat-Landkreis Tirschenreuth 33, S. 5-9.
Bosl, Karl (Hg.) (1983): Bosls bayerische Biographie, Regensburg, S. 681.
Dietl, Cora; Knedlik, Manfred (Hg.) (2009): Wolfgang Schmeltzl: Sämtliche Schriften. Bd. 1: Das dramatische Werk. Wien/Münster.
Flotzinger, Rudolf (1988): Wolfgang Schmeltzl und sein „Teutscher Gesang“ von 1544. In: Studien zur Musikwissenschaft 39, S. 7-36.
Ders. (2001): Schmeltzl, Wolfgang. In: Österreichisches Musiklexikon online, https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Schmeltzl_Wolfgang.xml, (05.01.2021).
Knedlik, Manfred (1992): Wolfgang Schmeltzl. Pädagoge, Poet und Musiker. In: Oberpfälzer Heimat 36, S. 47-64.
Ders. (1993): Wolfgang Schmeltzl. Schuldramatiker, Chronist und Musiker im Reformationszeitalter. In: Österreich in Geschichte und Literatur 37, S. 92-104.
Ders. (2007): Schmeltzl, Wolfgang. In: Neue Deutsche Biographie 23, S. 128, http://www.deutsche-biographie.de/ppn11879518X.html, (16.02.2015).