Info
Geb.: 24. 4.1918 in München
Gest.: 8. 2.2002 in St. Moritz
Namensvarianten: Elisabeth Veronika Mann Borgese

Elisabeth Mann Borgese

Elisabeth Veronika Mann wird am 24. April 1918 als fünftes Kind von Katia und Thomas Mann in München geboren. Der Freude über die Geburt seiner jüngsten Tochter, zu der er ein besonders inniges Verhältnis entwickelt, verleiht Thomas Mann in seinem Gesang vom Kindchen (1919) literarischen Ausdruck. Elisabeth Mann wächst in wohlhabenden Verhältnissen in der Villa der Familie an der Poschingerstraße 1, im Münchner Stadtteil Bogenhausen auf und besucht, wie zuvor schon ihre ältere Schwester Erika, das Luisengymnasium. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten folgt sie ihren Eltern über Südfrankreich ins Schweizer Exil und besucht gemeinsam mit ihrem um ein Jahr jüngeren Bruder Michael das Freie Gymnasium Zürich, wo sie 1935 ihr Abitur ablegt. Gleichzeitig lässt sie sich am Konservatorium Zürich zur Konzertpianistin ausbilden. In Zürich liest sie das Buch Der Marsch des Faschismus des italienischen Schriftstellers und Literaturhistorikers Giuseppe Antonio Borgese, das als wichtigstes Werk der italienischen Exilliteratur gilt. Wenige Jahre später wird sie am 23. November 1939 in Princeton den um 39 Jahre älteren Autor heiraten. Zu dieser Zeit lebt Elisabeth Mann bereits seit über einem Jahr mit ihren Eltern im amerikanischen Exil. Nach der Hochzeit folgt sie ihrem Mann nach Chicago und bekommt mit ihm zwei Töchter: Angelica, geboren 1940, und Dominica, geboren 1944. Giuseppe Antonio Borgese ist als Hochschullehrer an der Universitiy of Chicago tätig, wo Mitte der 1940er-Jahre unter der Präsidentschaft von Robert M. Hutchins das Committee to Frame a World Constitution gegründet wird. Borgese wird Generalsekretär der Vereinigung, die eine Weltverfassung zur Sicherung des Weltfriedens zum Ziel hat, und Elisabeth Mann Borgese seine engste Mitarbeiterin. 1950 wird sie zur Präsidentin des Dachverbands aller Vereinigungen ernannt, die sich um eine Weltregierung bemühen.

1952 kehrt Elisabeth Mann Borgese mit ihrem Mann in seine italienische Heimat zurück. Im selben Jahr stirbt Borgese 70-jährig. Elisabeth Mann Borgese bleibt zunächst in Italien, wo sie sich mit ihren beiden Töchtern in San Domenico bei Fiesole in der Toskana niederlässt. Die junge Witwe arbeitet als Übersetzerin und Redakteurin für das Kulturmagazin Perspectives und veröffentlicht 1960 ihren ersten Erzählband To Whom It May Concern, der 1965 unter dem Titel 2 Stunden. Geschichten am Rande der Zeit erstmals in Deutschland publiziert wird. 1963 erscheint in London das Buch Ascent of Woman, in dem sich Elisabeth Mann Borgese mit der gesellschaftlichen Rolle der Frau beschäftigt. Die deutsche Erstausgabe kommt zwei Jahre später unter dem Titel Aufstieg der Frau, Abstieg des Mannes? (1965) heraus. Zusammen mit dem Journalisten Peter K. Wehrli unternimmt Elisabeth Mann Borgese 1964 eine abenteuerliche Reise nach Indien. Mit einem Landrover geht die Fahrt über Jugoslawien, Bulgarien, die Türkei, Syrien, Jordanien, den Irak, Persien, Pakistan und Afghanistan ins indische Madras. Während der Reise beobachtet Elisabeth Mann Borgese die Kommunikation von Menschen und Elefanten und führt auch später ihre Forschungen über tierische Intelligenz fort. Es entsteht das Buch The White Snake (1968, 1971 dt. unter dem Titel Wie man mit den Menschen spricht), in dem sie für einen respektvolleren Umgang mit Tieren plädiert.

Elisabeth Mann Borgeses Lebensthema wird der Schutz der Meere. Anknüpfend an ihre Arbeit für eine Weltverfassung arbeitet sie an einer Seerechtsverfassung, die die Ozeane zum Menschheitserbe erklären soll. 1972 gründet sie in Malta das International Ocean Institute. Gleichzeitig ist sie das einzige weibliche Gründungsmitglied des Club of Rome, dessen Aufsehen erregender Bericht Die Grenzen des Wachstums 1973 auf Deutsch erscheint. Von 1974 bis 1982 beteiligt sie sich als „Botschafterin der Meere“ an der UN-Seerechtskonferenz. 1980 wird sie Professorin für Internationales Seerecht an der Politischen Fakultät der Dalhousie Universitiy in Halifax, Nova Scotia. Kanada wird ihre neue Wahlheimat. Zu ihren zahlreichen Veröffentlichungen zur Lage der Weltmeere zählt das 1999 auf Deutsch erschienene Buch Mit den Meeren leben. Für die TV-Dokumentation Die Manns – ein Jahrhundertroman (2001) des Filmemachers Heinrich Breloer gibt Elisabeth Mann Borgese vor laufender Kamera ausführliche Interviews zur Familiengeschichte. Sie stirbt am 8. Februar 2002 während eines Skiurlaubs in St. Moritz in der Schweiz.

Verfasst von: Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek / Sylvia Schütz

Sekundärliteratur:

Holzer, Kerstin (2001): Elisabeth Mann Borgese: Ein Lebensporträt. Berlin.

Naumann, Uwe (2005): Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum. Reinbek bei Hamburg.

Pedarnig, Dietlind; Ziegler, Edda (Hg.) (2013): Bayerische Schriftstellerinnen. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 184-192.


Externe Links:

Literatur von Elisabeth Mann Borgese im BVB

Literatur über Elisabeth Mann Borgese im BVB