Elisabeth Braun
Elisabeth Braun wird als Tochter des wohlhabenden Schneidermeisters Julius Braun und seiner Frau Fanny, geb. Heinrich, 1887 in München geboren. Sie besucht das Lehrerinnenseminar in Pasing und eine Privatschule für neuere Sprachen. 1923 studiert sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München Philosophie und Staatswissenschaften. Bereits drei Jahre zuvor, im Juni 1920, ist Elisabeth Braun aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus- und am 4. Oktober zur Evangelisch-lutherischen Kirche übergetreten.
Von 1919 bis 1923 lebt sie als Schriftstellerin am Tegernsee, dann in München, von 1927 bis 1938 wieder am Tegernsee. Ihre Werke sind bis heute nicht überliefert. Nach dem Tod ihres Vaters 1929 erbt sie ein größeres Vermögen. Am 25. September 1934 erwirbt Elisabeth Braun das Hildebrandhaus in München-Bogenhausen (Maria-Theresia-Straße 23), das sie seit dem 30. November 1938 bewohnt. Ihre Stiefmutter und Tante Rosa Braun (1870-1945) ist schon seit Oktober 1934 dort gemeldet.
Obwohl getauft, erlebt Elisabeth Braun als „nichtarische“ evangelische Christin während der NS-Zeit dieselben Repressalien wie die übrigen Münchner Jüdinnen und Juden. In ihrem Haus beherbergt sie von 1937 bis 1941 fünfzehn „nichtarische“ Verfolgte, darunter vor allem alleinstehende Frauen, aber auch den Bildhauer Ernst Geiger. Die meisten von ihnen werden wie Elisabeth Braun und ihre Tante später deportiert und ermordet.
Gegen die Veräußerung ihres Familienbesitzes im Zuge der „Zwangsarisierung“ seit dem Frühjahr 1939 legt Elisabeth Braun im Mai 1939 Einspruch ein. Am 21. Juni 1940 schreibt sie ihr Testament, worin sie verfügt, dass die „Evangelisch-lutherische Landeskirche in Bayern rechts des Rheins“ Erbe ihres Vermögens sein soll, damit diese es zur Betreuung und Mission „nichtarischer“ Christen einsetzt. Falls das Anwesen Hildebrandhaus zum Wohnen nicht weiter möglich sei, sind auch der „Erlös der Mieten den Obigen zur Betreuung und Mission zur Verfügung zu stellen“.
Links: Gedenktafel für Elisabeth Braun am Eingang des Hildebrandhauses. Mitte und rechts: Dokumente zu Elisabeth Braun aus der Dauerausstellung zur Geschichte des Hildebrandhauses in der Monacensia (c) Literaturportal Bayern
Doch dazu kommt es nicht – das gesamte Vermögen wird zugunsten des „Deutschen Reiches“ eingezogen. Im August 1941 erfolgt die Zwangsumsiedlung Elisabeth und Rosa Brauns zusammen mit einigen ihrer Mitbewohnerinnen ins Internierungslager in der Clemens-August-Straße 9 (Kloster der Barmherzigen Schwestern). Am 20. November 1941 wird Elisabeth Braun mit dem ersten Deportationszug von Milbertshofen nach Kaunas/Litauen deportiert und am 25. November ermordet. Ihre Tante wird im Juli des darauffolgenden Jahres nach Theresienstadt verschleppt und am 4. März 1945 dort umgebracht.
Nach dem Krieg kann die Evangelische Landeskirche das Erbe Elisabeth Brauns über einen Rückerstattungsanspruch antreten. Sie errichtet daraus einen Sonderfonds, aus dem u.a. der Verein „Begegnung von Christen und Juden“ sowie ein Altenheim für Christen jüdischer Herkunft in Haifa unterstützt werden. Das Hildebrandhaus bleibt bis 1967 im Besitz der Kirche, welche die von Braun vorgesehene Nutzung jedoch nicht realisiert. In den Räumen des Hauses befindet sich heute die Monacensia, die mit einer Gedenktafel neben dem Hauseingang und einer Präsentation zur Biografie der Künstlervilla an das Schicksal der einstigen Eigentümerin Elisabeth Braun dauerhaft erinnert.
Sekundärliteratur:
https://www.bllv.de/index.php?id=7729&einzelname=Braun,%20Elisabeth, (10.12.2016).
Kastner, Wolfram P. (Hg.) (2004): auf einmal da waren sie weg... Zur Erinnerung an Münchener Juden – ein Beispiel, das zur Nachahmung anregen könnte. Verlag Ernst Vögel, Stamsried, S. 39-46.
Externe Links:
Literatur über Elisabeth Braun im BVB
Elisabeth Braun wird als Tochter des wohlhabenden Schneidermeisters Julius Braun und seiner Frau Fanny, geb. Heinrich, 1887 in München geboren. Sie besucht das Lehrerinnenseminar in Pasing und eine Privatschule für neuere Sprachen. 1923 studiert sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München Philosophie und Staatswissenschaften. Bereits drei Jahre zuvor, im Juni 1920, ist Elisabeth Braun aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus- und am 4. Oktober zur Evangelisch-lutherischen Kirche übergetreten.
Von 1919 bis 1923 lebt sie als Schriftstellerin am Tegernsee, dann in München, von 1927 bis 1938 wieder am Tegernsee. Ihre Werke sind bis heute nicht überliefert. Nach dem Tod ihres Vaters 1929 erbt sie ein größeres Vermögen. Am 25. September 1934 erwirbt Elisabeth Braun das Hildebrandhaus in München-Bogenhausen (Maria-Theresia-Straße 23), das sie seit dem 30. November 1938 bewohnt. Ihre Stiefmutter und Tante Rosa Braun (1870-1945) ist schon seit Oktober 1934 dort gemeldet.
Obwohl getauft, erlebt Elisabeth Braun als „nichtarische“ evangelische Christin während der NS-Zeit dieselben Repressalien wie die übrigen Münchner Jüdinnen und Juden. In ihrem Haus beherbergt sie von 1937 bis 1941 fünfzehn „nichtarische“ Verfolgte, darunter vor allem alleinstehende Frauen, aber auch den Bildhauer Ernst Geiger. Die meisten von ihnen werden wie Elisabeth Braun und ihre Tante später deportiert und ermordet.
Gegen die Veräußerung ihres Familienbesitzes im Zuge der „Zwangsarisierung“ seit dem Frühjahr 1939 legt Elisabeth Braun im Mai 1939 Einspruch ein. Am 21. Juni 1940 schreibt sie ihr Testament, worin sie verfügt, dass die „Evangelisch-lutherische Landeskirche in Bayern rechts des Rheins“ Erbe ihres Vermögens sein soll, damit diese es zur Betreuung und Mission „nichtarischer“ Christen einsetzt. Falls das Anwesen Hildebrandhaus zum Wohnen nicht weiter möglich sei, sind auch der „Erlös der Mieten den Obigen zur Betreuung und Mission zur Verfügung zu stellen“.
Links: Gedenktafel für Elisabeth Braun am Eingang des Hildebrandhauses. Mitte und rechts: Dokumente zu Elisabeth Braun aus der Dauerausstellung zur Geschichte des Hildebrandhauses in der Monacensia (c) Literaturportal Bayern
Doch dazu kommt es nicht – das gesamte Vermögen wird zugunsten des „Deutschen Reiches“ eingezogen. Im August 1941 erfolgt die Zwangsumsiedlung Elisabeth und Rosa Brauns zusammen mit einigen ihrer Mitbewohnerinnen ins Internierungslager in der Clemens-August-Straße 9 (Kloster der Barmherzigen Schwestern). Am 20. November 1941 wird Elisabeth Braun mit dem ersten Deportationszug von Milbertshofen nach Kaunas/Litauen deportiert und am 25. November ermordet. Ihre Tante wird im Juli des darauffolgenden Jahres nach Theresienstadt verschleppt und am 4. März 1945 dort umgebracht.
Nach dem Krieg kann die Evangelische Landeskirche das Erbe Elisabeth Brauns über einen Rückerstattungsanspruch antreten. Sie errichtet daraus einen Sonderfonds, aus dem u.a. der Verein „Begegnung von Christen und Juden“ sowie ein Altenheim für Christen jüdischer Herkunft in Haifa unterstützt werden. Das Hildebrandhaus bleibt bis 1967 im Besitz der Kirche, welche die von Braun vorgesehene Nutzung jedoch nicht realisiert. In den Räumen des Hauses befindet sich heute die Monacensia, die mit einer Gedenktafel neben dem Hauseingang und einer Präsentation zur Biografie der Künstlervilla an das Schicksal der einstigen Eigentümerin Elisabeth Braun dauerhaft erinnert.
https://www.bllv.de/index.php?id=7729&einzelname=Braun,%20Elisabeth, (10.12.2016).
Kastner, Wolfram P. (Hg.) (2004): auf einmal da waren sie weg... Zur Erinnerung an Münchener Juden – ein Beispiel, das zur Nachahmung anregen könnte. Verlag Ernst Vögel, Stamsried, S. 39-46.