Info
Geb.: 29. 1.1931 in Limbach (Sachsen)
Gest.: 1. 7.1993 in Erding
© Ursula Hasenkopf

Gert Hofmann

Der Schriftsteller Gert Hofmann (1931-1993) veröffentlicht Hörspiele und Theaterstücke, wird aber v.a. durch seine Romane und Erzählungen bekannt. Insbesondere Der Kinoerzähler, eine autobiografisch inspirierte Geschichte über den eigenen Großvater, wird durch eine Filmadaption von Bernhard Sinkel weltbekannt. Gert Hofmanns Sohn ist der Dichter und Übersetzer Michael Hofmann. 

Werdegang

Gert Hofmann wird am 29. Januar 1931 in Limbach in Sachsen geboren. In Leipzig, wohin die Familie 1948 übersiedelt, macht er eine Ausbildung zum diplomierten Übersetzer und Dolmetscher für Russisch und Englisch. Das Abitur holt er 1950 nach und beginnt, Romanistik, Germanistik, Slawistik und Anglistik zu studieren. 1951 verlässt er Leipzig und führt sein Studium in Freiburg im Breisgau fort. 1957 wird er mit seiner Dissertation Interpretationsprobleme bei Henry James promoviert. Im selben Jahr kommt sein Sohn Michael zur Welt.

Als wissenschaftlicher Assistent bleibt Gert Hofmann zunächst in Freiburg, 1961 zieht er mit seiner Familie nach England und hat Lehraufträge an mehreren europäischen Universitäten. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit entstehen mehrere Stücke und Hörspiele. Ab 1971 lebt Gert Hofmann in Klagenfurt und lehrt an der Universität in Ljubljana. Im Jahr 1980 zieht die Familie Hofmann nach Erding bei München. 1993 stirbt er an den Folgen eines Hirnschlags.

Wichtige Werke (Auswahl)

1963 erscheint sein erstes Drama Der Bürgermeister. 1979 beginnt Gert Hofmann zahlreiche Romane und Erzählungen zu verfassen, die immer wieder mit Preisen ausgezeichnet werden, darunter Die Fistelstimme (1980), Fuhlrotts Vergeßlichkeit. Portrait eines uns bekannten Kopfes (1981), Gespräch über Balzacs Pferd (1981), Die Überflutung (1981), Auf dem Turm (1982), Die Rückkehr des verlorenen Jakob Michael Reinhold Lenz nach Riga (1984), Unsere Eroberung (1984), Der Blindensturz (1985), Veilchenfeld (1986), Die Weltmaschine (1986), Casanova und die Figurantin (1987), Unsere Vergeßlichkeit (1987) und Vor der Regenzeit (1988).

Der Kinoerzähler (1990) ist die autobiografisch inspirierte Geschichte über den Großvater Gert Hofmanns und sein Leben als Stummfilmerzähler zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Roman wird durch die Verfilmung von Bernhard Sinkel mit Armin Mueller-Stahl in der Titelrolle im Jahr 1993 weltbekannt. Erst nach Hofmanns Tod erscheint das von der Kritik hochgelobte Buch Die kleine Stechardin (1994). Es ist die fiktive Geschichte über die Liebe zwischen dem verwachsenen Philosophen Georg Christoph Lichtenberg und der 23 Jahre jüngeren Analphabetin Maria Dorothea Stechard, die als Hausmädchen zu ihm kommt.

Preise & Auszeichnungen

1979 erhält er den Ingeborg-Bachmann-Preis für Die Fistelstimme sowie 1982 den Alfred-Döblin-Preis und 1983 den Hörspielpreis der Kriegsblinden für die NDR/HR-Koproduktion Die Brautschau des Dichters Robert Walser im Hof der Anstaltswäscherei von Bellelay, Kanton Bern.  1993 bekommt Gert Hofmann den Literaturpreis der Stadt München. In der Jurybegründung heißt es: „So gelingt in seinen Büchern (…) etwas, worin die deutsche Literatur der Gegenwart ansonsten spürbaren Mangel leidet: sprachliche Brillianz und ästhetisches Vergnügen zu verbinden mit der Entlarvung von Inhumanität, Intoleranz und Gleichgültigkeit“. 1995 wird Gert Hofmann posthum, zusammen mit seinem Sohn, dem Lyriker und Übersetzer Michael Hofmann, der Independent Foreign Fiction Preis für den Roman Der Kinoerzähler (1990) verliehen.

Mitgliedschaften

1987 wird Gert Hofmann Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

Sekundärliteratur:

Wendt, Gunna (1997): Zerlegen und Zusammensetzen. Gert Hofmanns literarische Welten. München.


Externe Links:

Literatur von Gert Hofmann im BVB

Literatur über Gert Hofmann im BVB

Gert Hofmann in der Wikipedia