Bettina Brentano
Elisabeth Katharina Ludovica Magdalena Brentano (1785-1859) ist eine Schriftstellerin, Zeichnerin, Komponistin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik. Sie ist die Schwester des Heidelberger Romantikers Clemens Brentano und Ehefrau des Schriftstellers Achim von Arnim.
Werdegang
Brentano wird 1785 als siebtes Kind des Großkaufmanns Peter Anton Brentano und seiner zweiten Frau Maximiliane, der Tochter Sophies von La Roche, geboren. Nach dem Tod der Mutter (1793) wird sie im Pensionat des Ursulinerinnen-Klosters in Fritzlar erzogen, nach dem Tod des Vaters (1797) hält sie sich zunächst bei ihrem Halbbruder Franz in Frankfurt am Main auf. Danach siedelt Bettina zusammen mit ihren beiden Schwestern zu ihrer Großmutter Sophie von La Roche nach Offenbach über.
1801 beginnt der Briefwechsel mit ihrem Bruder Clemens, zeitgleich schließt sie Freundschaft mit Karoline von Günderrode, der „Sappho der Romantik“. Ein Jahr darauf erhält sie Unterricht im Zeichnen und in Kompositionslehre. Sie lernt den Freund ihres Bruders, den Schriftsteller und Vertreter der Heidelberger Romantik Achim von Arnim (Des Knaben Wunderhorn, 1805), kennen, den sie 1811 schließlich heiratet und mit dem sie sieben Kinder hat. Sie nimmt den Namen Bettina von Arnim an.
Nach dem Tod der Großmutter reist sie 1807 nach Kassel und Berlin und besucht Goethe in Weimar, ein Briefwechsel beginnt. 1808 reist sie mit Clemens und Friedrich Karl von Savigny (1779-1861), dem Haupt der historischen Rechtsschule in Deutschland, nach München und Landshut, wo Savigny Professor ist und Brentano ein Musikstudium bei dem brummigen Kapellmeister Peter von Winter beginnt. Einigen Wirbel macht ihre unkonventionelle Art, vor allem aber Clemens' letzter Eheakt mit der hysterischen Auguste Bußmann. In München lernt Brentano die führenden Männer des geistigen Lebens kennen: Jacobi, Schelling, Baader und zeitweise auch Tieck.
Ihre Briefe an Goethe aus München geben u.a. Zeugnis ab von der Begeisterung für die Helden des Tiroler Freiheitskampfes und den romantischen Spaziergängen im Englischen Garten und an der Isar bei Harlaching. Im Herbst 1809 zieht Brentano ganz zu Savignys nach Landshut, wo sie ebenfalls „staunende Bewunderung für ihre sprudelnde unvergleichliche Genialität“ erregt, „ihren tiefsinnigen Witz, für den sicheren Anstand, womit sie die geniale Freiheit ihrer Bewegung zu begleiten wußte“, so Johann Nepomuk von Ringseis in seinen Erinnerungen.
Mit Savigny gelangt Brentano 1810 nach Berlin, wo sie Arnim heiratet, mit dem sie abwechselnd in Berlin und auf Gut Wiepersdorf lebt. Davor hat sie Bekanntschaft mit dem Komponisten Ludwig van Beethoven in Wien geschlossen. In Weimar kommt es 1811 zum Bruch mit Goethe, nachdem dessen Ehefrau Christiane und sie öffentlich aneinandergeraten sind.
Neben ihren Kontakten zu den Gebrüdern Grimm (1824) und zum Berliner Salon unter Rahel Varnhagen (1829) pflegt Brentano u.a. Freundschaft mit dem Philosophen und Theologen Friedrich Schleiermacher (1831), dem Landschaftskünstler und Schriftsteller Hermann von Pückler-Muskau (1832) sowie mit den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Joseph Joachim und Robert Schumann. 1840 bewirkt Brentanos Einfluss beim Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dass die Gebrüder Grimm einen Ruf an die Berliner Universität annehmen können. Mit Friedrich Wilhelm IV. hat sie außerdem Kontakt, was ihr soziales Engagement für die Menschen in den Berliner Elendsvierteln angeht. Brentano steht den Ideen der Frühsozialisten nahe: 1842 lernt sie Karl Marx kennen.
1831 stirbt ihr Ehemann Achim von Arnim. Im Oktober 1854 erleidet Brentano in Bonn bei Tochter Maximiliane und ihrem Mann einen Schlaganfall. Am 20. Januar 1859 stirbt sie nach langer Krankheit im Kreis ihrer Kinder in Berlin.
Wichtige Werke (Auswahl)
Ihr Briefwechsel mit Goethe wird unter dem Titel Goethes Briefwechsel mit einem Kinde. Seinem Denkmal (1835) berühmt. Brentano schreibt Dies Buch gehört dem König (1843; Fortsetzung 1852 u.d.T. Gespräche mit Dämonen), ein aus fiktiven Dialogen zwischen der Mutter Goethes und der Mutter des Preußenkönigs bestehendes sozialkritisches Buch, das in Bayern verboten wird. Ihrem Bruder Clemens und Karoline von Günderrode widmet sie Halbdichtungen (Die Günderode, 1840; Clemens Brentanos Frühlingskranz aus Jugendbriefen ihm geflochten wie er selbst schriftlich verlangte, 1844).
1844 fasst Brentano den Plan zu einem Armenbuch, das als Dokumentation zur Armenfrage und zur Lage der Weber angedacht ist. Zur Veröffentlichung des Buches kommt es jedoch nicht, zumal sie verdächtigt wird, den schlesischen Weberaufstand angezettelt zu haben. 1848 ist ein weiteres Schicksalsjahr für Brentanos schriftstellerisches Werk: Der Briefwechsel mit dem Publizisten und Stifter Philipp von Nathusius (1815-1872) unter dem Titel Ilius Pamphilius und die Ambrosia wird vor Erscheinen von der Zensur konfisziert. Unter Pseudonym (St. Albin) erscheint die Flugschrift An die aufgelöste Preussische National-Versammlung. Stimmen aus Paris, die sog. „Polenbroschüre“.
1839 beginnt Brentano mit der Herausgabe der Gesammelten Werke ihres verstorbenen Mannes Achim. Gemeinsam mit ihrer Tochter Gisela verfasst sie als Nebenwerk das Märchen Reichsgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns (1840).
Sekundärliteratur:
Kluckhohn, Paul: Arnim, Bettina von. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 589, http://www.deutsche-biographie.de/ppn118504185.html, (15.07.2015)
Moisy, Sigrid von (Hg.) (1984): Von der Aufklärung zur Romantik. Geistige Strömungen in München [Ausstellung München 26.6.-24.8.1984] (Ausstellungskataloge / Bayerische Staatsbibliothek, 29). Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 154 u.ö.
Externe Links:
Literatur von Bettina Brentano im BVB
Literatur über Bettina Brentano im BVB
Elisabeth Katharina Ludovica Magdalena Brentano (1785-1859) ist eine Schriftstellerin, Zeichnerin, Komponistin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik. Sie ist die Schwester des Heidelberger Romantikers Clemens Brentano und Ehefrau des Schriftstellers Achim von Arnim.
Werdegang
Brentano wird 1785 als siebtes Kind des Großkaufmanns Peter Anton Brentano und seiner zweiten Frau Maximiliane, der Tochter Sophies von La Roche, geboren. Nach dem Tod der Mutter (1793) wird sie im Pensionat des Ursulinerinnen-Klosters in Fritzlar erzogen, nach dem Tod des Vaters (1797) hält sie sich zunächst bei ihrem Halbbruder Franz in Frankfurt am Main auf. Danach siedelt Bettina zusammen mit ihren beiden Schwestern zu ihrer Großmutter Sophie von La Roche nach Offenbach über.
1801 beginnt der Briefwechsel mit ihrem Bruder Clemens, zeitgleich schließt sie Freundschaft mit Karoline von Günderrode, der „Sappho der Romantik“. Ein Jahr darauf erhält sie Unterricht im Zeichnen und in Kompositionslehre. Sie lernt den Freund ihres Bruders, den Schriftsteller und Vertreter der Heidelberger Romantik Achim von Arnim (Des Knaben Wunderhorn, 1805), kennen, den sie 1811 schließlich heiratet und mit dem sie sieben Kinder hat. Sie nimmt den Namen Bettina von Arnim an.
Nach dem Tod der Großmutter reist sie 1807 nach Kassel und Berlin und besucht Goethe in Weimar, ein Briefwechsel beginnt. 1808 reist sie mit Clemens und Friedrich Karl von Savigny (1779-1861), dem Haupt der historischen Rechtsschule in Deutschland, nach München und Landshut, wo Savigny Professor ist und Brentano ein Musikstudium bei dem brummigen Kapellmeister Peter von Winter beginnt. Einigen Wirbel macht ihre unkonventionelle Art, vor allem aber Clemens' letzter Eheakt mit der hysterischen Auguste Bußmann. In München lernt Brentano die führenden Männer des geistigen Lebens kennen: Jacobi, Schelling, Baader und zeitweise auch Tieck.
Ihre Briefe an Goethe aus München geben u.a. Zeugnis ab von der Begeisterung für die Helden des Tiroler Freiheitskampfes und den romantischen Spaziergängen im Englischen Garten und an der Isar bei Harlaching. Im Herbst 1809 zieht Brentano ganz zu Savignys nach Landshut, wo sie ebenfalls „staunende Bewunderung für ihre sprudelnde unvergleichliche Genialität“ erregt, „ihren tiefsinnigen Witz, für den sicheren Anstand, womit sie die geniale Freiheit ihrer Bewegung zu begleiten wußte“, so Johann Nepomuk von Ringseis in seinen Erinnerungen.
Mit Savigny gelangt Brentano 1810 nach Berlin, wo sie Arnim heiratet, mit dem sie abwechselnd in Berlin und auf Gut Wiepersdorf lebt. Davor hat sie Bekanntschaft mit dem Komponisten Ludwig van Beethoven in Wien geschlossen. In Weimar kommt es 1811 zum Bruch mit Goethe, nachdem dessen Ehefrau Christiane und sie öffentlich aneinandergeraten sind.
Neben ihren Kontakten zu den Gebrüdern Grimm (1824) und zum Berliner Salon unter Rahel Varnhagen (1829) pflegt Brentano u.a. Freundschaft mit dem Philosophen und Theologen Friedrich Schleiermacher (1831), dem Landschaftskünstler und Schriftsteller Hermann von Pückler-Muskau (1832) sowie mit den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Joseph Joachim und Robert Schumann. 1840 bewirkt Brentanos Einfluss beim Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dass die Gebrüder Grimm einen Ruf an die Berliner Universität annehmen können. Mit Friedrich Wilhelm IV. hat sie außerdem Kontakt, was ihr soziales Engagement für die Menschen in den Berliner Elendsvierteln angeht. Brentano steht den Ideen der Frühsozialisten nahe: 1842 lernt sie Karl Marx kennen.
1831 stirbt ihr Ehemann Achim von Arnim. Im Oktober 1854 erleidet Brentano in Bonn bei Tochter Maximiliane und ihrem Mann einen Schlaganfall. Am 20. Januar 1859 stirbt sie nach langer Krankheit im Kreis ihrer Kinder in Berlin.
Wichtige Werke (Auswahl)
Ihr Briefwechsel mit Goethe wird unter dem Titel Goethes Briefwechsel mit einem Kinde. Seinem Denkmal (1835) berühmt. Brentano schreibt Dies Buch gehört dem König (1843; Fortsetzung 1852 u.d.T. Gespräche mit Dämonen), ein aus fiktiven Dialogen zwischen der Mutter Goethes und der Mutter des Preußenkönigs bestehendes sozialkritisches Buch, das in Bayern verboten wird. Ihrem Bruder Clemens und Karoline von Günderrode widmet sie Halbdichtungen (Die Günderode, 1840; Clemens Brentanos Frühlingskranz aus Jugendbriefen ihm geflochten wie er selbst schriftlich verlangte, 1844).
1844 fasst Brentano den Plan zu einem Armenbuch, das als Dokumentation zur Armenfrage und zur Lage der Weber angedacht ist. Zur Veröffentlichung des Buches kommt es jedoch nicht, zumal sie verdächtigt wird, den schlesischen Weberaufstand angezettelt zu haben. 1848 ist ein weiteres Schicksalsjahr für Brentanos schriftstellerisches Werk: Der Briefwechsel mit dem Publizisten und Stifter Philipp von Nathusius (1815-1872) unter dem Titel Ilius Pamphilius und die Ambrosia wird vor Erscheinen von der Zensur konfisziert. Unter Pseudonym (St. Albin) erscheint die Flugschrift An die aufgelöste Preussische National-Versammlung. Stimmen aus Paris, die sog. „Polenbroschüre“.
1839 beginnt Brentano mit der Herausgabe der Gesammelten Werke ihres verstorbenen Mannes Achim. Gemeinsam mit ihrer Tochter Gisela verfasst sie als Nebenwerk das Märchen Reichsgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns (1840).
Kluckhohn, Paul: Arnim, Bettina von. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 589, http://www.deutsche-biographie.de/ppn118504185.html, (15.07.2015)
Moisy, Sigrid von (Hg.) (1984): Von der Aufklärung zur Romantik. Geistige Strömungen in München [Ausstellung München 26.6.-24.8.1984] (Ausstellungskataloge / Bayerische Staatsbibliothek, 29). Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 154 u.ö.