Info
Geb.: 14. 3.1893 in München
Gest.: 19.1.1981 in München
Namensvarianten: Maria Kirndörfer

Marietta di Monaco

Marietta di Monaco (1893-1981), eigentlich Maria Kirndörfer, erregt in München als Bohemiènne, Kabarettistin, Lyrikerin, Tänzerin und Dichtermuse Aufsehen. Bekannt für eine selbst verfasste Ganghofer-Parodie sowie ihre Vorträge von Lyrik der Autoren Tucholsky, Mühsam und Ringelnatz, verfasst sie ebenfalls mit Hugo Ball Gedichte, die als Vorläufer des Dadaismus bezeichnet werden können.

Werdegang

Marietta di Monaco wird am 14. März 1893 in der Münchner Gebäranstalt an der Sonnenstraße als uneheliches Kind geboren. Sie wächst bei Pflegeeltern in Niederbayern auf und lernt ihre Mutter erst im Alter von drei Jahren kennen. Nach der Schulzeit bei den Englischen Fräulein in Burghausen läuft Marietta di Monaco von zu Hause fort nach München, wo sie sich als Kellnerin durchbringt und an der Kunstakademie Malern Modell steht. In ihrer Freizeit liest sie Verse von zeitgenössischen Dichtern wie Christian Morgenstern.

Marietta di Monaco entwickelt sich in München in kurzer Zeit zu einer jungen abenteuerlustigen Bohemiènne. In der legendären Kabarettkneipe Simplicissimus von Kathi Kobus in der Türkenstraße 57 trifft sie auf Frank Wedekind, Joachim Ringelnatz, Erich Mühsam, Klabund, Emmy Hennings und Hugo Ball. Sie ist bald mit vielen von ihnen eng befreundet. Marietta di Monaco wird die Muse und Geliebte des Dichters Klabund, der ihr den Künstlernamen Marietta gibt.

1936 emigriert sie für drei Jahre nach Paris und kehrt immer wieder in ihren geliebten Münchner Stadtteil Schwabing zurück. Am 19. Januar 1981 stirbt sie in einem Altenheim in Schwabing.

Wichtige Werke (Auswahl)

Im Simplicissimus, auch „Simpl“ genannt, wagt sie sich 1913 erstmals auf die Bühne und wird begeistert aufgenommen. Marietta di Monacos eigenwilliger Vortragsstil findet großen Beifall. Im Schwabinger Verlag von F.S. Bachmair schreibt Marietta di Monaco – Tür an Tür mit Johannes R. Becher – Klabunds Verse ins Reine. Gemeinsam mit Hugo Ball verfassen die beiden unter dem Pseudonym Klarinetta Klaball Gedichte, die als Vorläufer des Dadaismus bezeichnet werden können.

Marietta di Monaco wird eine Berühmtheit. Mit ihrer unverwechselbaren rauchig-rauhen Stimme trägt sie auf der Bühne Gedichte von Tucholsky, Mühsam und Ringelnatz vor, legendär ist auch ihre selbst verfasste Ganghofer-Parodie. Mit ihrem Repertoire reist sie nach Rom, Südfrankreich und Paris. In Zürich, wo sich während des Ersten Weltkrieges zahlreiche Exilanten versammeln, tritt sie 1916 in Hugo Balls Cabaret Voltaire in der Spiegelgasse 14 auf. Marietta di Monaco ist häufig unterwegs: Zürich, Basel, Paris, Berlin, Locarno, Ascona, Sanary sind die Stationen, die in ihrem Buch Ich kam – ich geh. Reisebilder, Erinnerungen, Porträts (1962) beschreibt. Ihrem geliebten Münchner Stadtteil Schwabing widmet sie ein kleines Büchlein mit dem Titel Schwabing, das 1950 in einer Auflage von 300 Exemplaren erscheint.

Bis ins hohe Alter steht sie auf der Bühne des Kabaretts Katakombe, in der Schwabinger Laterne oder im Lohengrin, wo sie regelmäßig den Revoluzzer von Erich Mühsam vorträgt.

Stil / Rezeption

Klabund verfasst 1914 den Roman Marietta. Ein Liebesroman aus Schwabing für sie, der 1920 erscheint. Zu ihrem 80. Geburtstag gratuliert Oberbürgermeister Georg Kronawitter der „Königin der Bohème“ und überreicht einen Geschenkkorb. 

Preise & Auszeichnungen

1962 wird sie mit dem Schwabinger Kunstpreis geehrt. 

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

Sekundärliteratur:

Pedarnig, Dietlind; Ziegler, Edda (Hg.) (2013): Bayerische Schriftstellerinnen. Ein Lesebuch. Allitera Verlag, München, S. 114-117.

Schmölzer, Hilde (1973): Schwabings letzte Schwabingerin rezitiert noch immer. In: Madame. Oktober 1973, S. 58.

Tworek, Elisabeth (2004): Marietta di Monaco (14.3.1893 – 19.1.1981). Die „Muse Schwabylons“. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 146.


Externe Links:

Literatur von Marietta di Monaco im BVB

Literatur über Marietta di Monaco im BVB

Marietta di Monaco in der Wikipedia