Unterm Hakenkreuz

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Ernst Schlemo, Eingang zur Wirtsbudenstraße, 1936 (Münchner Stadtmuseum)

Ab 1934 waren auf dem Münchner Oktoberfest Juden weder als Wirte noch als Schausteller zugelassen, ab 1936 wurde eine durchgehende Beflaggung mit Hakenkreuzfahnen verordnet. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs gab es von 1939 bis 1945 kein Oktoberfest.

Asta Scheib erzählt vom Leben einer jüdischen Ärztin in München. Die Frau überlebte als einzige  ihrer Familie die Zeit des Nationalsozialismus, weil das Dienstmädchen Anni und ihre Familie sie drei Jahre lang versteckt hielten. Nach Jahrzehnten hat die Münchnerin, die im Roman Therese Rheinfelder genannt wird, mit der Autorin Asta Scheib über ihre Geschichte gesprochen.

Mit Hallhuber, seiner Frau und  Anni gingen Therese und Sybille aufs Oktoberfest. Valerie in ihrem Kinderwagen war natürlich dabei. Therese dachte, daß sie sich gemeinsam mit Anni und den Hallhubers schon viel weniger jüdisch fühle. Sie hütete sich aber, dies Sybille mitzuteilen, die sich neuerdings auch weigerte, die Hand zum Hitlergruß hochzuheben. [...] Hier auf dem Oktoberfest war auch reichlich mit Hakenkreuzen geflaggt. „Dafür gibt es keine Hendl', murrte Metzger Hallhuber. „Ein Oktoberfest ohne Hendl, ja gibt's des a.“

Asta Scheib: Beschütz mein Herz vor Liebe. Die Geschichte der Therese Rheinfelder. Nymphenburger Verlag, München 1992

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek