Samuel Beckett über München III

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Karl Valentin und Liesl Karlstadt als "Raubritter vor München", 1925 (Monacensia München)

In sein Münchner Tagebuch notierte Beckett, Valentin sei ein „hochkarätiger Komödiant“ und strahle Depression aus. Am letzten Tag in München vermittelte der ihm aus Berlin bekannte Schauspieler Josef Eichheim eine Begegnung mit Valentin. Ein merkwürdiges Treffen, crazy, in Becketts Worten. In der einen Hand eine Taschenlampe, in der anderen Hand einen pelzbesetzten Winterzahnstocher, führte Valentin die Besucher durch den labyrinthischen Keller in sein neues Wachsfigurenmuseum, in dem völlig verrücktes, zusammengewürfeltes Zeug stand. In schwer verständlichem Bayerisch erklärte er Beckett seinen Gruselkeller. Beckett erinnerte sich 36 Jahre später:

Ich habe Karl Valentin tatsächlich 1937 gesehen, es war wohl in einem heruntergekommenen Varietétheater in München, und dabei sehr traurig viel gelacht.

Samuel Beckett an Michael Schulte, Brief vom 29. November 1973 (Zit. aus: Samuel Beckett. Paris, 29. November 1973 in einem Schreiben an Michael Schulte. In: Karl Valentin: Volks-Sänger? DADAist? München 1982, S. 17)

 

Samuel Beckett (1906-1989), irischer Schriftsteller; Aufenthalt in München: 1937

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek