Zacharias Papantoniou über München

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Dame mit Fahrrad, um 1905 (Monacensia München)

Unzählige Münchner Mädel radeln mit aufgekrempelten Ärmeln und ohne Strümpfe. Stellte man sich genauso viele Frauen vor, die auf den Straßen eines südlichen Landes mit nackten Beinen und kurzen Röcken Fahrrad fahren, wäre sofort der Teufel im Spiel und Chrysostomos und Savonarola würden Alarm schlagen. In Deutschland aber regt sich niemand darüber auf. Auch der südländischste Fremde nicht. Das Volk selbst hat die Nacktheit in ein tugendhaftes und natürliches Schauspiel verwan­delt, so unschuldig und natürlich wie die Fortbewegung auf den Straßen und das Atmen. Das ist eine große Leistung.

Zacharias Papantoniou, 1934 (Zit. aus: Zacharias Papantoniou: Otto und die romantische Dynastie. Aus dem Griechischen von Sabina Moser. Athen 1934, S. 124)

 

Zacharias Papantoniou (1877-1940), griechischer Dichter, Maler und Journalist; Aufenthalt in München: 1913

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek