Publikumsliebling seit der ersten Stunde: Jaromir Konecny

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© Klaus Bichlmayer

Will man die Münchner Slam-Szene in verschiedene Generationen unterteilen, gehört er ganz klar zur ersten: Jaromir Konecny (*1956). Von Anfang an war er regelmäßiger Gast im Substanz und dabei oft als „Publikumsliebling […] der Lichtblick an wahrlich finsteren Abenden […]“ (Bylanzky & Patzak, 2004, S. 18).

Er ist dreimaliger Vizemeister der deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften – 1997 im Team- sowie 1999 und 2000 im Einzelwettbewerb – und tritt auch heute noch regelmäßig auf Slam-Bühnen auf. Doch Slam ist nicht sein einziges Steckenpferd. Er hat mehrere Bücher geschrieben und moderiert diverse Veranstaltungsformate, hat aber gleichzeitig auch über die Entstehung des genetischen Codes promoviert und beschäftigt sich sowohl im universitären Kontext als auch auf der Kabarettbühne mit Künstlicher Intelligenz.

Dass er ursprünglich aus Tschechien kommt, macht Konecny dabei immer mal wieder zum Thema.  So zum Beispiel bei einem Auftritt beim Burghauser Poetry Slam 2018:

Ihr habt schon gemerkt: Ich lebe seit 36 Jahren als Tscheche in Deutschland und kann immer noch nicht Deutsch. Aber auch nicht mehr Tschechisch. Trotzdem habe ich Karriere als deutscher Schriftsteller gemacht. Nur dank Poetry Slam. Beim Poetry Slam ist die Sprache nicht so wichtig. Dein Akzent ist wichtiger. Wenn ich hin und wieder in eine deutsche Zeitung komme, schreibt die Zeitung: Das Beste an ihm ist sein tschechischer Akzent. Als ich einmal in Prag auf Tschechisch aufgetreten bin, hat eine tschechische Zeitung geschrieben: Das Beste an ihm ist sein deutscher Akzent. Ich bekomme aber auch viel Lob für meine Sprache. Immer wenn ich in Tschechien Urlaub mache, fragen mich die Tschechen: Wo hast du so gut Tschechisch gelernt? (0:36-1:32 min)

Neben seiner Herkunft verarbeitet Konecny in seinen Texten die verschiedensten Themen, oft alltagsnah, oft auch nicht. So geht es beispielsweise um Alkohol und Gulasch, ums Kartoffelschälen und um fliegende Hamster, um Sex, ums Einkaufen, um Umlaute. Erzählt wird alles in einer gut verständlichen Prosa, mit viel Witz und Freude am Skurrilen. Und so muss man den inzwischen über 60-Jährigen als Zuschauer gar nicht lange erlebt haben, um sich sicher zu sein: Konecny liebt die Bühne und hat noch lange nicht genug.

Verfasst von: Marina Babl

Sekundärliteratur:

Ko Bylanzky und Rayl Patzak: Planet Slam 2. Ein Reiseführer durch die Welten des Poetry Slam. München 2004, S. 18.

Externe Links:
Website von Jaromir Konecny