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Emma Merk. Foto: Ingvild Richardsen/Haushofer-Archiv

München, Schönfeldstraße 8 und 13 (Emma Merk)

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Schönfeldstraße 5 (13): Wohnsitz von Emma Merk (1895-1900), FS-HB-XX-S-024 (c) Stadtarchiv München

Der Spaziergang beginnt mit der Münchner Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Emma Merk, einer Frontfrau der modernen Frauenbewegung in München und Bayern. Zu ihrer Zeit ist sie als Schriftstellerin dafür bekannt, dass sie das alte München am treffendsten beschreiben kann. Ihr Leben lang lebt sie, eine Ur-Münchnerin, in verschiedenen Wohnungen in der Schönfeldvorstadt.

Am 15. Juni 1854 wird die spätere Schriftstellerin und Frauenrechtlerin als Tochter und siebtes Kind des Kunstmalers Eduard Merk (1816-1888) und als Enkelin des Münchner Hofjuweliers Gottfried Merk im Haus ihres Vaters in der Münchner Schönfeldstraße 8 geboren. Von klein auf verkehrt Emma Merk in Künstlerkreisen. Ihr Vater gehört zu den Malern, die die „Schule der Münchner Landschaft“ geschaffen haben. Die Sommermonate verbringen sie in den zwei großen Münchner Künstlerkolonien in Brannenburg und auf der Fraueninsel, die zeitlebens Emma  Merks zweite Heimat ist. Schon als Kind lernt sie hier den 14 Jahre älteren Max Haushofer (1840-1907) kennen, den späteren Professor für Nationalökonomie und Dichter, den sie 1902 heiraten wird. Er ist der Sohn des bekannten Chiemseemalers Maximilian Haushofer (1811-1866), derjenige, der 1828 Frauenchiemsee für die Maler entdeckt und die Frauenwörther Künstlerkolonie gegründet hat. Einen Eindruck von ihrer Jugendzeit und den Malerkreisen, in denen sie in den 1870er-Jahren aufgewachsen ist, vermittelt Emma Merk 1917 in ihrem Roman Die Lierbachs-Mädeln.

Wie sie zum Schreiben kommt, hat sie selbst beschrieben:

Geschrieben hab ich schon in frühen Jahren, ohne den Mut zu finden, etwas wegzuschicken. Durch Vermittlung einer jungen Bekannten erschien dann in einer Provinzzeitung meine erste Novelle, aber leider verkrachte der Verlag – hoffentlich war nicht meine Arbeit schuld! – ehe ich ein Honorar erhalten konnte. Mit einundzwanzig Jahren freut man sich ja schon, überhaupt gedruckt zu werden. Es war aber das erste und letzte Mal, daß ich „umsonst“ schrieb. Geraume Zeit blieben meine Versuche in der Schublade liegen, bis eines Tages meine intime Freundin, die sich auch schriftstellerisch betätigte, mir voll Stolz mitteilte, sie habe eine Novelle verkauft an die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens (jetzt „Union“, damals H. Schönlein). Das stachelte natürlich meinen Ehrgeiz, erweckte den glühenden Wunsch nach gleichem Erfolg. Es glückte mir auch bald und seitdem war ich eine eifrige Mitarbeiterin der Zeitschrift. Die Redaktion legte das Hauptgewicht auf spannende, rasch fortschreitende Handlung. Weitschweifigkeit durfte man sich nicht gestatten. Aber die Novellen wurden recht gut bezahlt und man bekam pünktlich nach vierzehn Tagen Bescheid. [...] Kühner geworden durch den Erfolg schickte ich dann an verschiedene andere Zeitschriften, an die Gartenlaube, die Romanbibliothek, an Ueber Land und Meer, Vom Fels zum Meer, Schorers Familienblatt u.s.w.. Es gab ja eine Menge hübscher Blätter und es war für Anfänger auch noch leichter, anzukommen, als jetzt bei den großen Verlagen von Scherl und Ullstein, die nur Romane von bekannten und bewährten Autoren veröffentlichen. So bin ich eigentlich recht bequem in die Schriftstellerei hineingerutscht. Jetzt als alte Frau denke ich wohl zuweilen: „Allzu bequem! Etwas mühevolleres Ringen hätte wohl nicht geschadet.“

Mit ihren Erstlingsarbeiten erregt Emma Merk Aufsehen und macht sich schnell einen Namen als Verfasserin psychologischer Novellen. Themen ihrer Novellen sind immer wieder die Beziehung zwischen Mann und Frau und Alt-München. 1886, sie ist 32, erscheint ihr psychologisch gestalteter Debütroman Ein Liebestraum in der Deutschen Romanbibliothek. Noch vor der Jahrhundertwende veröffentlicht sie verschiedene Novellenbände, darunter auch die auf der Fraueninsel spielenden Chiemseenovellen (1897). Zudem schreibt sie nun auch für die neugegründeten bald so berühmten Münchner Zeitschriften Jugend und Simplicissimus. Zu diesem Zeitpunkt, von 1895 bis 1900, wohnt Emma Merk in der Schönfeldstraße 5/2 (heute 13).

Um 1900 ist sie eine bekannte und anerkannte Münchner Autorin, bekannt für den psychologischen Blick, mit dem sie ihre Figuren gestaltet. 1913 präsentieren Ludwig Thoma und Georg Queri sie in ihrem Buch 100 bayrische Autoren eines Jahrtausends als nur eine von fünf Frauen und als Verfasserin „psychologischer Novellen und Skizzen“.

 


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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Ingvild Richardsen

Sekundärliteratur:

Merk, Emma (1924): Wie ich zur Literatur kam. In: Münchner Neueste Nachrichten 1924, Nr. 160, Frauenzeitung, S. 27 (Stadtarchiv München/Vereine 2168).

Queri, Georg; Thoma, Ludwig (Hg.) (1913): Bayernbuch. 100 bayrische Autoren eines Jahrtausends. Albert Langen, München.

Richardsen, Ingvild (2017): Porträt Emma Merk. In: Auf den Spuren der vergessenen Künstlerinnen von Frauenchiemsee. Volk Verlag, München.

Wolf, Georg Jacob (1924): Die Münchnerin. Kultur- und Sittenbilder aus dem alten und neuen München. München, S. 269.