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Fotografie November 1986 (Bayerische Staatsbibliothek/Timpe)

Tscharli Häusler

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(c) Catherina Hess

1972/73 beginnen die Dreharbeiten zu Helmut Dietls Fernsehserie Münchner Geschichten, die ihm 1976 den ersten Grimme-Preis eintragen. Die Münchner Geschichten spielen in Münchens beliebtem Innenstadtviertel Lehel, das damals in besonderem Maße expansiven Baumaßnahmen ausgesetzt ist und wo im Zuge dessen ein Stück alteingesessenen kleinbürgerlichen Lebens wegbricht. Der junge, vom raschen finanziellen Erfolg träumende Tscharli Häusler (gespielt von Günther Maria Halmer) und seine mit Humor und Skepsis reagierende Oma Anna (gespielt von Therese Giehse) spielen dabei die Hauptrollen.

„Die Münchner Geschichten sind keine historischen Erinnerungen. Sie sind Szenen von heute, die erfunden wurden, aber wahr sein könnten“, so Helmut Dietl. Wahr sind sie allemal: Die Moderne, Altstadtsanierung und Gentrifizierung, Hand in Hand mit der Münchner Schickeria, haben längst Einzug gehalten, nicht nur im Stadtviertel Lehel. Traumtänzerisch heben sich davon bloß die Figuren ab: der scheinbar aus der Welt gefallene, alte geigende Zimmerherr Leopold Heinrich, die selbstbewusste und doch rührende Susi Hillermeier (Tscharlis Freundin), Gustl und Achmed (seine Freunde), und natürlich Tscharli selbst, von dem Theo Riegler in der SZ sagt, er sei „ein höchst skurriler junger Mann, der sich penetrant neuzeitlich gebärdet, ohne der Realität des Lebens gewachsen zu sein.“ Am Ende wird Tscharli nur seine Freiheit, die ihm immer so wichtig gewesen ist, bleiben.

Mit viel Liebe zum Detail, aber auch mit alten, gediegenen bayerischen Volksschauspielern, darunter Walter Sedlmayr, Karl Obermayr, Fritz Strassner, Gustl Bayrhammer und Hans Brenner, besticht die 1970er-Jahre Kult-Serie noch heute (in einer Nebenrolle ist die Münchner Autorin Carlamaria Heim als Frau Radlbeck zu sehen). Sprüche wie „Ois Chicago!“ (alles klar!), „Logisch!“ und „Sowieso!“ sind zudem in den Sprachgebrauch eingegangen.


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Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Peter Czoik

Sekundärliteratur:

„Der ewige Stenz“. Helmut Dietl und sein München (Literaturhaus München HEFTE, 9). München 2016.

Helmut Dietl; Anita Niemeyer: Münchner Geschichten. Szenen einer Stadt. In der Originalfassung. Albrecht Knaus, München/Hamburg 1984.