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„Deutschlands Dichter“: Karikatur im Simplicissimus um 1900. (c) Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv

München, Weinstraße 1: Der Donisl

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Der Donisl um 1907 (c) Archiv Monacensia

Die Schänke „Zur alten Hauptwache“ in der Weinstraße 1 erhielt 1715 die Genehmigung zum „realen Bierausschank“, nachdem sie bis zu diesem Zeitpunkt nur Landwein von den Weinhängen um Landshut und Dingolfing angeboten hatte. Bereits seit 1315 befand sich in dem ehemaligen Kornmesserhaus eine Weinschänke. Von 1760 bis 1775 betrieb der Wirt Dionysius Haertl die Gastwirtschaft. Er gilt als der Namensgeber für den Donisl. Der Dadaist Franz Held zeigte sich jedoch von den phantasievollen Namens-Erklärungen, zu denen der Donisl einige Studenten inspiriert hatte, stärker beeindruckt und gibt sie in seiner Hommage an den Münchner Marienplatz wieder.

Weißwürst im Donisl 1956 (c) Archiv Monacensia

Einem Studenten ging seine magere, schäbig graue Dogge durch, kläglich heulend, entweder über die Musik oder in ihrer cettischen Kur gereizt durch den Bratenodem der Wirtsküche des nahen Gasthauses zum „Bayrischen Donisl“, ehemals „Zur alten Brandwache“.

 „Was ist eigentlich ‚Donisl‘?“ fragte ein Student seinen Kommilitonen. „Sollte es eine Umbildung von ‚Dionys‘ sein?“ Und er deklamierte: Zu Donisl, dem Tyrannen, schlich / Moritz, im Strolchengewande.“

„Kein Bein!“ entgegnete der andre, ebenfalls Philologe.

„‚Donisl‘ stammt aus den spanischen Habsburgerzeiten. Wird ein rechter Lumpazi gewesen sein, ‚Don Isl‘.“ –

„Ein Donna war's! Hör nur: Wallburgis – Burgl; Isabella – Isl. Hätte Kolumbus zur Herrscherin Kastiliens nicht Isl gesagt, so wäre sie nie mit den zwei ollen Oderkähnen rausgerückt.“ –

Die Kommilitonen hatten sich diese Sorte Weisheit bei einem prolongierten Frühschoppen angewöhnt.

(Franz Held: Auf dem Marienplatz, zit. nach Schmitz, Walter [Hg.]: Die Münchner Moderne, a.a.O., S. 195)

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Die letzte Station des Spaziergangs liegt etwas weiter entfernt hinter dem Sendlinger Tor. Entweder nehmen Sie für eine Station die U3/U6 zum Sendlinger Tor oder Sie laufen ca. 10 Min. über die Rosenstraße und Sendlinger Straße zum Sendlinger Tor. Von dort aus erreichen Sie das nächste Ziel, Schillerstraße 49, über die Pettenkoferstraße, die nach einigen hundert Metern die Schillerstraße kreuzt. Das Ziel befindet sich dann in Laufrichtung rechts.


Zur Station 17 von 17 Stationen


 

 

Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt

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