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Theresienwiese, Schottenhamel-Festzelt

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Anstich im Schottelhamel-Festzelt 2014 (c) Michael Nagy/Presseamt München

Das älteste Zelt auf dem seit 1810 für zwei Wochen stattfindenden Oktoberfest ist das Schottenhamel-Festzelt. Gegründet wird es im Jahr 1867 durch den Oberpfälzer Schreiner und Wirtsschwiegersohn Michael Schottenhamel, der auf der Theresienwiese eine Bretterbude hinter dem Königszelt aufstellt. Der Standort ist bis heute derselbe.

Ohne Sigi Sommer wäre das seit Jahrzehnten rituelle, quasi ersatzreligiöse Anzapfen um 12 Uhr des ersten Wiesnsamstags nicht Sache des Münchner Oberbürgermeisters. Er hat den damaligen Amtsträger Hans-Jochen Vogel, der den Brauch beenden wollte, überredet, dies nach dem Tod des ehemaligen Oberbürgermeisters und Brauchinitiators Thomas Wimmer weiter zu absolvieren. Damit dies, so Sommers Befürchtung, nicht zukünftig der (CSU-)Ministerpräsident übernimmt.

Bereits in Zeiten vor Wiesnwahnsinn mit Komasaufen, geschlossener Reservierungsgesellschaft und Trachtenfasching, hat der spöttische „Blasius“-Schöpfer Sigi Sommer seine Oktoberfestskepsis unter dem Motto „Hörts ma auf mit der Wiesn“ treffend artikuliert: „Alljährlich, wenn an ungezählten Stätten der Opferrauch der Brathendl, Steckerlfische und Schweinswürstl wieder aufsteigt zu unbekannten Gottheiten, begleitet von des Riesenrades ewigem Zauber, da kommen sie hervor, die Alten und die Jungen, die Trübseligen und die Hoffnungsvollen, die Leichtsinnigen und die Krämerseelen. [...] Und so entsteht er, der Anti Wiesn Klub“. In dem unveröffentlichten Text kommt der Protagonist der Geschichte nichtsdestotrotz zu einem versöhnlichen Resümee: „Eine Stunde später, da ist dann das Maß der Glückseligkeit voll, und kraftgeschwellt und wonnetrunken ‚dschunkelt‘ der Bimslechner im Reigen der Seligen, und mit der Virginier schlägt er den Takt dazu. ‚Ja, ja‘, sagt er am andern Tag zu seinen Spezln, ‚da Weiß Ferdl hat scho recht, wenn er sogt, es geht holt do net ohne de Wiesn.‘“

 

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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer

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