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Prielmayerstraße 7

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(c) Thomas Steierer

Der Justizpalast, der das Stadtbild zwischen der Prielmayer- und Elisenstraße am Karlsplatz-Stachus entscheidend prägt, ist Sitz des Bayerischen Justizministeriums. Der neobarocke Bau mit Glaskuppel wurde in den Jahren 1890 bis 1897 durch den Architekten Friedrich von Thiersch erbaut.

Ende der 1950er-Jahre ist der Justizpalast Schauplatz eines für großes Aufsehen sorgenden Prozesses gegen den Verleger Werner Friedmann und auch gegen Sigi Sommer.

Den SZ-Gründer, Chefredakteur und Verleger Werner Friedmann schätzt Sommer besonders für seine Unterstützung: „Es gab damals allerdings nur vierhundert oder fünfhundert Reichsmark im Monat. Aber da war das ungeheure Vertrauen von Friedmann. Das gibt‘s doch heute nimmer“.

Mit seinem Chef Werner Friedmann teilt Sommer die besondere Leidenschaft für das weibliche Geschlecht. Als er Friedmann sein Apartment in der Wurzerstraße für dessen Schäferstündchen mit jungen SZ-Mitarbeiterinnen zu Verfügung stellt, macht sich Sigi Sommer nach damals geltendem Recht der Kuppelei schuldig. Er wird angeklagt und zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt, ebenso Werner Friedmann, der 1960 deshalb als SZ-Chefredakteur zurücktritt.

Der Prozess im Justizpalast erregt großes Aufsehen, vor und im Gerichtssaal tummeln sich viele Schaulustige, die Medien berichten eifrig. Thomas Grasberger berichtet in seinem Buch Stenz von einer möglicherweise hinter der Affäre steckenden Intrige gegen Friedmann als Vorreiter des links-liberalen Journalismus im Nachkriegsdeutschland. Der Gründer und Verleger der konservativen Zeitung Passauer Neue Presse, Johann Kapfinger, soll im Rahmen einer jahrelang beidseitig forcierten Fehde belastendes Material gegen Friedmann gesammelt und lanciert haben.

„Das hat ihn schon sehr runtergezogen“, berichtet Louise Pallauf, langjährige Lebensgefährtin von Sigi Sommer. Sein Ansehen nimmt jedoch nicht nachhaltig Schaden. Im Gegenteil.

 


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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer

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