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Unterberg, Seestraße 5

Verschwunden ist das Kastenjakl-Gütl, das der „literarische Ahne“ Oskar Maria Grafs in Das Leben meiner Mutter, sein Großonkel Andreas Graf, durch die Heirat mit Viktoria Bäck erwirbt. Am 4. August 1842 meldet deren Vater Georg Bäck, „Kastenjakl von Berg“, zusammen mit seiner Frau Erna an,

daß er sein freieigenes Gütchen, Hsnr. 25 in Berg an seine großjährige Tochter Viktoria Bäck übergeben habe. Dieselbe gedenkt sich aber hierauf mit Andreas Graf, Bäckersohn von Berg, zu verehelichen. Andreas Graf, angehender Besitzer benamten Gütchens, übernimmt die hierauf bestehenden Abgaben und unterzeichnet [...].[3]

Der Schreiner und Bauspekulant Andreas Graf erhält demnach Gut und Hausnamen (Kastenjakl) durch Heirat. Bei Oskar Maria Graf hingegen heiratet der literarische Kastenjakl auf die nahe Maxhöhe, südwestlich von Aufkirchen, ein und wird auch sonst, als Gegenfigur zur Mutter, neu erfunden. So lässt Graf ihn als einen erscheinen, „den die Leute wegen seiner unbegreiflich waghalsigen Grundstücksspekulationen und wegen seiner fast anrüchig erscheinenden Baulust den ‚Kastenjakl‘ nannten“:

Die Bezeichnung mochte vielleicht auch davon herrühren, weil der Andreas früher einmal, als er noch nicht verheiratet war, einige vielbewunderte Schränke angefertigt hatte, bei welchen nach dem Absperren der Schlüssel von selbst verschwand, so daß nur derjenige, welcher das Geheimnis des Mechanismus erfuhr, wieder öffnen konnte.

(Oskar Maria Graf: Das Leben meiner Mutter. Werkausgabe in 16 Bänden. Hg. von Wilfried F. Schoeller. Bd. 1-13. List Verlag, München/Leipzig 1994, Bd. 5, S. 84)

Der Kastenjakl macht sich darüber hinaus einen Namen als zuletzt gescheiterter Bauherr in der Zeit des großen strukturellen Wandels am Starnberger See (siehe Station 16).



[3] Staatsarchiv München, Kataster 20478. Zit. nach Dirk Heißerer (2010): Wellen, Wind und Dorfbanditen, a.a.O., S. 67.

 


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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Peter Czoik