Info
3.12.2021
Tschechisches Zentrum, Prinzregentenstraße 7, München
Bis: 14.01.2022
Eintritt: frei

Ausstellung zum jüdischen Architekten Rudolf Wels und seiner Familie

Eine Ausstellung des Adalbert Stifter Vereins und des Tschechischen Zentrums München über 150 Jahre böhmisch-jüdische Familiengeschichte

Die Ausstellung zeigt das bewegende Schicksal des Architekten Rudolf Weis und seiner Vor­- und Nachfahren. Es ist eine Geschichte, die in den Tumulten des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit geraten war; eine Geschichte, die durch den Holocaust zertrümmert wurde; eine Geschichte, die erst nach dem Tod des letzten Überlebenden ans Licht kam – die Geschichte von Rudolf Wels’ und seiner Familie.

Rudolf Wels war ein bedeutender Architekt der Zwischenkriegszeit. Ge­boren 1882 in Ossegg/Osek, studierte er in Wien, belegte dort Privatkurse bei Adolf Loos und war zwei Jahre als Chefarchitekt in dessen Baukanzlei tätig. Anfang der 1920er Jahre ging Wels nach Karlsbad, wo er u.a. das Gebäude der Krankenversicherung, das Kurhaus Bellevue und für die angesehene Firma Moser Werksgebäude entwarf sowie auch Glaserzeugnisse gestaltete. Später, als er in Prag lebte, entwarf er dort mehrere Wohnhäuser und einen Anbau an das funktionalistische Palais Alfa, zusammen mit seinem Kollegen Guido Lagus, aber auch Kulissen für mehrere Filmproduktionen, so auch für Martin Frič’ legendäre Komödie Hej rup! (Hau ruck!, 1934).

Das Münchner Abkommen und der darauffolgende Einmarsch der deutschen Wehrmacht brachten zunächst ein Arbeitsverbot für den jüdischen Architekten und später den Tod für ihn und seine Familie. Nur dem älteren Sohn Tomáš gelang die Flucht, Rudolf Wels, seine Frau Ida und der jüngere Sohn Martin wurden in Auschwitz ermordet.                                                    

Nach dem Krieg kehrte Tomáš kurz nach Prag zurück und stieß dort auf eine Kiste mit Dokumenten, die seine Eltern vor der Deportation nach Theresienstadt bei Freunden gelassen hatten. Er nahm die Kiste mit zurück nach Großbritannien und lagerte sie in einem Schrank. Erst nach seinem Tod wurde sie geöffnet. Anhand der darin enthaltenen Briefe, Fotografien, Zeichnungen und Buchmanuskripte rekonstruiert die Ausstellung das gleichermaßen repräsentative wie einzigartige Leben einer Familie aus dem jüdischen Bürgertum vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg.

Es entsteht dabei eine faszinierende Chronik und auch ein äußerst intimes Porträt bemerkenswerter Menschen, die einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte und Kultur Mitteleuropas leisteten.                                         

Kuratiert wurde die Ausstellung vom britischen Rundfunkjournalisten und Autor David Vaughan, der seit 1991 in Prag lebt. Für dieses Ausstellungsprojekt erhielt er 2020 ein Förderstipendium des Adalbert Stifter Vereins.

„Keine Nacht so dunkel“ wurde bereits in der Prager Villa Winternitz und auf dem Berliner Mercedes-Platz gezeigt und feiert nun in München Premiere.

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