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25.11.2021
19 Uhr
Bayerische Akademie der Schönen Künste, Max-Joseph-Platz 3, München
Eintritt: frei

Vortrag zu Literatur und Wiederaufbau mit Winfried Nerdinger

1945 lagen die meisten deutschen Städte in Schutt und Asche. Die Zerstörung fand einen literarischen Ausdruck in der "Trümmerliteratur", die Heinrich Böll als ein moralisches Bekenntnis zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dessen Folgen bezeichnete. Während diese Thematik weite Teile der Nachkriegsliteratur bestimmte, schlug sich der architektonische Wiederaufbau erstaunlich wenig in der Literatur nieder. Bedeutsame Ausnahmen sind das Das Treibhaus von Wolfgang Koeppen und Billard um halb zehn von Heinrich Böll. Die Städte entstanden weitgehend neu, gerasterte anonyme Bauten verdrängten die Geschichte, aber die neue Umwelt, in der die Verdrängung Ausdruck fand, war im Werk nur weniger Schriftsteller präsent. 1960 sah Hans Magnus Enzensberger die Bundesrepublik als blühendes Wirtschaftswunderland über dem blutigen Schutt der NS-Zeit. Der Vortrag erkundet die Rolle des architektonischen Wiederaufbaus in Ost und West in der Literatur.

Diese Veranstaltung wird ebenfalls live im Internet übertragen unter folgendem Link: https://vimeo.com/event/1537730

Winfried Nerdinger, Professor em. für Architekturgeschichte an der Technischen Universität München, organisierte 2006 die Ausstellung "Architektur wie sie im Buche steht" im Architekturmuseum der TU in der Pinakothekt der Moderne.