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24.09.2014, 15:01 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [484]: Der Luisenburger Jean-Paul-Buchstein in besonderer Beziehung zum Bayreuther Jean-Paul-Buchstein

Wie es König Zufall will, sieht der Blogger am Tag, an dem er über dasBayreuther Jean-Paul-Denkmal in besonderer Beziehung zum Salzburger Mozartdenkmal den Eintrag Ein Interludium – mit und ohne Glockenspiel geschrieben hat, auf der Luisenburg das Luisenburger Jean-Paul-Denkmal.

Nur den berühmten Katzensprung entfernt haben wir vom Jean-Paul-Weg an ebendemselben eine Tafel aufstellen lassen, die Jean Pauls Luisenburg-Festspiel dokumentiert. Nein, man muss sie nicht lesen, wirklich nicht. Man kann auch nur einfach dasitzen und die Landschaft sowie den Blick aufs Festspielrestaurant genießen, in die der Dichter seine mythischen Figuren – die Oreaden und Najaden – setzte.

Der Stein, um den es hier geht, steht am Aufgang zur Festspielbühne der berühmten Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel, also der ältesten deutschen Freilichtfestspiele. Granit, 1,8 Tonnen schwer: der Buch-Stein ist so massiv wie der Dichter selbst, dessen Herkunft im Material gleichsam von nah und ein bisschen von ferne wiederkehrt: der Stein stammt vom Waldstein, die Silhouette des geehrten Mannes wurde aus dem Schiefer des Frankenwaldes geschnitten. Entworfen hat ihn Willi Seiler, ein Mann aus Wunsiedel, vormals ein Mann des Harten (als  Steinfachschullehrer) und des Weichen (als Jean-Paul-Verehrer), der uns schon einmal als Anthologist begegnet ist: er hat die Sammlung Sprachkürze gibt Denkweite sehr sinnig, geradezu logisch zusammengestellt. Der Stein, der nun der Geburtsstadt Wunsiedel gehört, wurde von Monsignore Heinrich Benno Schäffler gestiftet und hier geschaffen, um seit dem 10. Juni 2007 den Aufgang zur Festspielbühne zu akzentuieren. Zumindest auf der Luisenburg muss nun also jeder an ihm vorbei – und sei es, dass man ihn eher von hinten wahrnimmt.

Was hinten fixiert wurde, ist schließlich nicht weniger wichtig als das, was vorn zu lesen ist.

Ein gutes Jahr später wurde in Bayreuth – auf der Terrasse der Gesellschaft Harmonie, in der Jean Paul diskutierte, trank und seine Familie tanzen ließ – ein ganz ähnlicher Stein aufgestellt.

Auch hier gibt es eine Vorderseite –

– und eine Rückseite, die einen populären Bayreuth-Spruch zeigt.

Das Leben ist ein Buch. Auch das Bayreuther Leben war, gewissermaßen, ein Buch: ein Teil des Lebensbuchs.

Praktischerweise hat man gleich daneben eine Bank mit einem weiteren Aphorismus des Dichters aufgestellt. Näher aber berührt die Selbstcharakterisierung des ungewöhnlichen Mannes, mit dem wir uns vom kleinen Buchstein-Eintrag verabschieden wollen.

Fotos Luisenburg: Susanne Seilkopf (22.8. 2014). Die notorisch schlechten Photographien des guten Bayreuther Buchsteins gehen, wie immer und natürlich, auf Rechnung des Bloggers, der ein besserer Schreiber als Bildchronist zu sein scheint.

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