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Wie Moritz Eggert Kroetz vertont

Dass man etwas von Franz Xaver Kroetz auf einer Bühne zu sehen und zu hören bekommt, ist an sich – auch wenn es seltener geworden ist – nichts Verwunderliches. In diesem Fall ist das allerdings anders: Zu sehen bekommt man zwei Männer in der typischen schwarz-weißen Tracht der klassischen Musik, der Eine räuspert sich zweimal, wird dabei von dem Anderen aufmerksam beobachtet. Dann ein Blickwechsel, und die beiden beginnen mit ihrem Vortrag.

Der Eine ist der Bariton Yaron Windmüller, der Andere, der am Klavier, ist der Komponist Moritz Eggert. Die Bühne wiederum existiert längst nicht mehr, sie befand sich im Deutschen Pavillon der Expo 2000, die in Hannover stattfand und für die Eggert den Zyklus Neue Dichter Lieben komponierte, in dem er 22 Gedichte von 22 Autoren des 20. Jahrhunderts vertonte. Dass sich ein Werk des Dramatikers Kroetz darunter finden würde, hätten zuvor wohl nicht allzu viele vermutet.

Doch nicht nur aufgrund des ungewöhnlichen Settings, bekommt man Kroetz so nur selten zu sehen, vielmehr: zu hören. Denn Eggerts Vertonung von Franz Xaver Kroetz´ Gedicht Liebeserklärung (aus dem Band Heimat Welt) kommt daher als beinahe atemloses, dauerndes Da capo, das erst in der vorletzten vierten Strophe, beim Wort „streichelten“, wieder zu Luft kommt, ganze Sätze zu bilden beginnt, leise und lange Töne findet, sich aufatmend dehnt und streckt. Am Ende greift Eggert noch einmal die erste Zeile auf und schließt damit einen Kreis, den Kroetz in der Schrift nicht zog. „Überlegs dir gut“ echoet es also, diesmal jedoch nicht errregt und stotternd, sondern beinahe väterlich verhalten.

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