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02.11.2013, 13:16 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [269]: Neuerliches Bamberger Extempore Nr. 2

Schon am Morgen begegnen ihm ein paar Gespenster – es sind seine Doppeltgänger, gleich drei auf einen Schlag.

Das geht ja noch, denkt er, aber obwohl die Ähnlichkeit sich bei näherem und längerem Hinsehen aufzulösen scheint, schaudert ihn. Auch so sieht er aus, denkt er und entdeckt die anderen Porträts.

Ja, so könnte er einmal enden: er wird wieder dünner werden, so wie er einmal war, sein Backenbart wird weiter wachsen, und er wird die Fratze eines Trinkers annehmen.

Dies aber ist das Furchtbarste. Er dachte, dass ihn Lehmann verzerrt hat, als er ihn wie den letzten Weinbruder vom Markt malte, aber nun sieht er, dass er das Richtige getroffen hat: dieses sich ins Verfettete auflösende Gesicht, diese ungesunden Augen.

Nein, es sind nur Doppeltgänger. Man muss sie nicht Ernst nehmen. Es sind noch Reste der Nacht, Traumgespinste, die sich kurz in den Morgen gerettet haben, bevor die Sonne sie verscheucht.