Die Binette Schroeder Stiftung und die Internationale Jugendbibliothek trauern um Binette Schroeder

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Lupinchen von Binette Schroeder, 1969 (© NordSüd Verlag, AG, Zürich)

Die bezaubernde Grande Dame der deutschen Bilderbuchillustration lebt nicht mehr. Binette Schroeder ist am 5. Juli im Alter von 82 Jahren in ihrem Haus in Gräfelfing nach langer Krankheit friedlich gestorben. Noch im Oktober letzten Jahres stellte sie ihr neustes Bilderbuch Herr Grau & Frieda Fröhlich der Öffentlichkeit vor, und bis zuletzt arbeitete sie an einem Buchprojekt, das nun unvollendet bleiben wird.

Die Liebe zur Kunst und zum Theater hatte die am 5. Dezember 1939 in Hamburg geborene Illustratorin von ihrer Mutter und ihrem kunstinteressierten Großvater mitbekommen, ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie in München und Basel. Der Verleger Dimitri Sidjanski von NordSüd entdeckte 1968 ihr Talent und wurde zum wichtigen Mentor. Bis zuletzt blieb NordSüd Binette Schroeders Hausverlag, wo die meisten ihrer 20 Bilderbücher erschienen.

Mit dem Bilderbuch Lupinchen wurde Binette Schroeder 1969 bekannt. In ihren frühen Bilderbüchern inszenierte sie poetische Spielzeugwelten, die sich im Laufe ihrer künstlerischen Entwicklung zu magischen Traumwelten wandelten. Die Kunst der magisch-poetischen Verzauberung vollendete sie in Laura (1999), ihrem vielleicht persönlichsten Bilderbuch.

Neben eigenen Geschichten und denen ihres Ehemannes Peter Nickl illustrierte Binette Schroeder Texte von Michael Ende sowie Märchen. Viel diskutiert wurde ihr Froschkönig (1989), den sie als Entwicklungs- und Emanzipationsdrama einer jungen Frau erzählte. In diesem Buch arbeitete sie erstmals mit sequentiellen Erzählstrecken. Später, etwa in Ritter Rüstig & Ritter Rostig (2009), nahm sie zudem Comicelemente auf. Für ihr Illustrationswerk wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Wer Binette Schroeder kannte, war fasziniert von ihrer zauberhaften, jungen Erscheinung, liebte ihren sprühenden Witz, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre mitreißende Art zu erzählen. Sie war eine leidenschaftliche Sammlerin von Bilderbüchern und hielt regelmäßig Vorträge. Der Stiftung Internationale Jugendbibliothek, in der ihr Werk im Binette Schroeder Kabinett dauerhaft gewürdigt und ihr Nachlass verwahrt wird, war sie eng verbunden. 2011 errichtete sie mit ihrem Ehemann eine Stiftung zur Förderung der internationalen Illustrationskunst, da ihr die ästhetische Erziehung der Kinder ein Herzensanliegen waren. „Eine gute Illustration zu machen bedeutet, in sich selbst zu sein, sich selbst zu finden“, sagte sie einmal und fügte hinzu: „Ich male für das kleine Mädchen von früher, das immer noch in mir steckt.“ Nun haben sich beide, das kleine Mädchen und die große Künstlerin, für immer verabschiedet.

Für die Familie, die Binette Schroeder Stiftung und die Stiftung Internationale Jugendbibliothek

Peter Nickl und Dr. Christiane Raabe