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24.06.2022, 10:57 Uhr
Redaktion
Betriebsgeflüster
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Kupferstich (Bayerische Staatsbibliothek München/Porträtsammlung)

E.T.A. Hoffmann digital

Selbstbildnis: Der Kapellmeister Johannes Kreisler in Haustracht - Staatsbibliothek Bamberg I R 65. © Staatsbibliothek Bamberg, I R 65. Foto: Gerald Raab. CC BY-SA 4.0

Kaum ein anderer Vertreter der deutschen Romantik ist mit seinen Erzählungen so faszinierend wie der zeitweilig in Bamberg lebende Jurist, Autor und Theatermacher E. T. A. Hoffmann (1776-1822). Neben spukhaften Elementen, bizarren Details und realistischen Schilderungen wechseln die literarischen Genres – Kriminalgeschichte, Märchen, Novelle – in seinem Werk vielseitig ab. Morgen, am 25. Juni 2022 jährt sich der Todestag von E. T. A. Hoffmann zum 200. Mal. Die Staatsbibliothek Bamberg stellt zahlreiche Dokumente von und zu dem romantischen Dichter zur Verfügung; sie hat die zweitgrößte Hoffmann-Sammlung weltweit.

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„Warum denke ich schlafend und wachend so oft an den Wahnsinn? – ich meine geistige Ausleerungen könten wie ein Aderlaß wirken“, notierte der Dichter E. T. A. Hoffmann im Januar 1811, während seiner Bamberger Jahre, in nachgerade fliegender Handschrift auf ein Blatt. Dieses wurde später aus seinem Zusammenhang herausgetrennt und, von Julius E. Hitzig mit einem Vermerk versehen, in ein anderes Buch eingeklebt. Später kam es an die Bamberger Staatsbibliothek.

Als eines von über 200 Digitalisaten ist die Notiz nun für jedermann in der Sammlung der Bamberger Schätze zugänglich. Die Bamberger rühmen sich, neben der Staatsbibliothek zu Berlin die größte Sammlung an Dokumenten von bzw. über den romantischen Dichter zu besitzen. Zu besichtigen sind zahlreiche Autographen, vor allem Briefe Hoffmanns, diverse Skizzen und Karikaturen, aber auch Musikalien.

Zu den versammelten Schätzen zählt etwa eine Widmung Hoffmanns an Jean Paul von 1822 „... als ein Zeichen tiefester Verehrung“. Einfacher und deutlicher lässt sich nicht fassen, wie das Verhältnis der beiden sich von Hoffmanns Seite darstellte. Umgekehrt lobt Ludwig Tieck in einem Empfehlungsschreiben Hoffmann als „geistreichen und treflichen Humanisten“.

Dem Humanisten standen die Tiere recht nah. Für den Kater Murr, einen der ersten Verfasser autofiktionaler Prosa unter den Katzen, schrieb der trauernde Dichter gleich drei Fassungen einer Todesanzeige. So lautet die dritte: „In der Nacht vom 29t bis zum 30t November d. J. entschlief, um zu einem bessern Dasein zu erwachen, mein teurer geliebter Zögling der Kater Murr im vierten Jahr seines hoffnungsvollen Lebens. Wer den Verewigten Jüngling kannte, wer ihn wandeln sah auf der Bahn der Tugend und des Rechts, mißt meinen Schmerz und ehrt ihn durch Schweigen. Berlin d. 1t Dezbr: 1821“.

Nicht lange darauf, am 25. Juni 1822 verstarb der schwerkranke Dichter selbst in Berlin. „... ausgezeichnet im Amte, als Dichter, als Tonkünstler, als Maler“, wie es nüchtern auf seinem Grabstein lautet. Das bekannteste seiner Werke dürfte heute, nicht zuletzt aufgrund des immer noch beliebten Balletts Der Nussknacker von Peter I. Tschaikowski, jene Erzählung, die Geschichte vom Nußknacker und Mäusekönig sein.

Nussknacker & Mäusekönig, ein allerliebstes Kindermährchen nach E. T. A. Hoffmann oder neueste Bilderlust in X fein illuminirten Kupfertafeln nach Original-Zeichnungen von P. C. Geißler. © Staatsbibliothek Bamberg, Sel.368. Foto: Gerald Raab. CC BY-SA 4.0