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15.12.2025, 09:57 Uhr
Landeshauptstadt München
Betriebsgeflüster
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Fotografie September 1951 (Bayerische Staatsbibliothek/Timpe)

Kultureller Ehrenpreis für Dagmar Nick

Die Schriftstellerin Dagmar Nick wird für ihr Gesamtwerk mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Die Vollversammlung des Stadtrates bestätigte in ihrer Sitzung diesen Vorschlag der Jury. Der Kulturelle Ehrenpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich an eine Persönlichkeit von internationaler Ausstrahlung mit engem Bezug zu München für ihre kulturellen beziehungsweise wissenschaftlichen Leistungen vergeben.

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Dagmar Nick lebt seit 1967 in München. Im Frühling nächsten Jahres feiert sie ihren 100. Geburtstag. Mit dem Kulturellen Ehrenpreis würdigt die Jury das Lebenswerk einer Schriftstellerin, die sich selbst als „Weltbürgerin ohne Heimatbewusstsein“ versteht – und doch der Stadt München seit über einem halben Jahrhundert verbunden ist.

Aus der Jurybegründung 

„Dagmar Nick zählt zu den eindrücklichsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur nach 1945. Ihr Schreiben vereint über viele Jahrzehnte hinweg poetische Präzision und tiefes historisches Bewusstsein, ist immer unzeitgemäß im besten Sinne gewesen: nicht festzulegen, unabhängig – oder, wie sie selbst einmal sagte: ‚Man darf doch auch ein Solitär sein.‘ Besonders die Zeit des Nationalsozialismus hat sich ihrem Werk eingeschrieben. Denn schon ihre Jugend wurde von ihm überschattet. Die Mutter galt als ‚Halbjüdin‘ und erhielt als Sängerin Berufsverbot. 1944 floh die Familie vor der Bombardierung Berlins nach Bayern. In einem ihrer letzten Bücher ,Eingefangene Schatten‘ hat Dagmar Nick bewegend Zeugnis darüber abgelegt. Fast liest es sich wie ein Vermächtnis. Ihr literarischer Entdecker war Erich Kästner. Wenige Monate nach Kriegsende, im Oktober 1945, veröffentlichte er in der Münchner Neuen Zeitung ihr Gedicht ,Flucht‘. Es machte die erst 19-Jährige auf einen Schlag bekannt, der Auftakt zu einer langen, schöpferischen Laufbahn.

Immer wieder wurde Dagmar Nick neben Ingeborg Bachmann und Hilde Domin zu den wichtigsten Lyrikerinnen der Nachkriegszeit gezählt. Und sie ist immer noch da, hellwach. Ihre Gedichte handeln vom Älterwerden, von Schmerz, von Liebe, Erinnerung, Verlust – und immer wieder vom unaufdringlich erzählten Alltäglichen. Die Sprache ist immer genau und von feiner Musikalität: ‚Wenn ich Gedichte schreibe‘, sagt Dagmar Nick, ‚möchte ich sie auch sprechen können, sie müssen eine Schwingung haben‘. Auch in ihrer Prosa verbindet Dagmar Nick Beobachtung, Reflexion und Poesie zu großer Sprachkunst. Einige Israel-Texte entstanden aus einer mehrjährigen intensiven Auseinandersetzung mit dem Land, in dem sie in den 1960er Jahren auch lebte. Ihre Bücher ,Jüdisches Wirken in Breslau‘ (1998) und ,Eingefangene Schatten‘ (2015) sind eindrucksvolle Zeugnisse individueller Erinnerung, die deutsche Geschichte greifbar machen: genau recherchiert, persönlich erzählt, frei von moralischer Pose. Und in den Prosamonologen großer mythischer Frauenfiguren wie Medea (1988) und Penelope (2000) verleiht sie archaischen Stoffen eine moderne Stimme, öffnet den Frauen, die zu lange nur aus männlicher Perspektive gesehen wurden, einen sprachlich wie inhaltlich neuen Raum …“

Die Preisträgerinnen und Preisträger der letzten Jahre waren Antje Kunstmann, Gerhard Polt, Hanna Schygulla, Ingvild Goetz, Julia Fischer, Professor Dr. Michael Brenner und zuletzt Lothar Schirmer.

Die Jury 

Der Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dieter Reiter gehörten an: Kulturreferent Marek Wiechers, Professor Dr. Michael Brenner (Preisträger 2023), Sibylle Canonica (Residenztheater), Susanne Hermanski (Süddeutsche Zeitung), Professor Jan Müller-Wieland (Hochschule für Musik und Theater München), Verena Nolte (Kulturallmende), Dr. Axel Sanjosé (Lyriker, Übersetzer) und aus dem Stadtrat Angelika Pilz-Strasser und Dr. Florian Roth (beide Fraktion Die Grünen – Rosa Liste – Volt), Beatrix Burkhardt und Ulrike Grimm (beide Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) sowie Julia Schönfeld-Knor (SPD-Fraktion). 

 

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