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21.11.2014, 10:50 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [510]: Berlinisch Kraut und Rüben

Wo man nicht alles Jean Paul findet. Selbst in Berlin wirbt er für sich: etwa am Kudamm. Jean Paul auf dem Kudamm! Das ist einfach unglaublich.

 

Als Jean Paul zu seinem Logenverleger nach Berlin kam, standen diese Kolonnaden, die damals noch fast modern waren, noch an einem anderen Platz: an der Königsbrücke in der Königsstadt, wo sie zum Alexanderplatz hinführten. Heute kann man sie am Kleistpark bewundern, wo sie im 20. Jahrhundert aufgestellt wurden, weil sie im Berliner Zentrum den Verkehr behinderten – oder anders: wo sie modernen Bauvorhaben im Wege standen. Immerhin hat man sie – was typische Berliner Tradition gewesen wäre: eine Tradition nicht zuzulassen – nicht abgerissen. Der große Berliner Stadtmaler Eduard Gärtner hat sie 1835 im Bilde verewigt – so muss sie auch der Autor der Loge gesehen haben, als er zum ersten Mal nach Berlin reiste.

Sieh da: zwei Engel. Der Reisende denkt an Gustav, den Engel – und er stellt sich vor, wie Jean Paul stehen bleibt und sich die Figuren wohlgefällig anschaut.

Aber er kann ja auch trinken, oder richtiger: saufen in Berlin. Auf der Potsdamer Straße trifft er einen bedeutenden Kollegen; Roth hat sich gerade hier niedergelassen, seit 1929 bewohnt er mit seiner Frau ein möbliertes Zimmer bei Frau Tome, aber es hält ihn nicht lange hier in dieser festen Bleibe, er kann nur leben und arbeiten in Hotelzimmern, aber saufen kann er hier, gleich im Nebenhaus. Jean Paul versteht ihn: in der Rollwenzelei, diesem Mietquartier für lange Vor- und Nachmittage, geht's wesentlich besser als zuhause.

Fortsetzung folgt

Fotos: Frank Piontek, 16.11. 2014

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