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(c) Fotoprojekt Bibliothek 2011, Johannes-Turmair-Gymnasium
Am Peterswöhrd 5
94315 Straubing
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Fax: 09421/841030
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Staatliche Bibliothek am Johannes-Turmair-Gymnasium Straubing

Den Grundstock dieser historischen Bibliothek in Straubing bildet die 1631 gegründete Bibliothek des Jesuitenkollegs, aus dem später das Johannes-Turmair-Gymnasium hervorgeht. Dieser Kernbestand ist heute noch leicht erkennbar an den weißgekalkten Buchrücken und der einheitlichen Signatur der Jesuitenbibliotheken.

Den entscheidenden Zuwachs erhält die Bibliothek durch die Säkularisation: In die 1803 gegründete Provinzialbibliothek, die seither von Lehrern des Gymnasiums geleitet wird, werden aus den aufgehobenen Klosterbibliotheken der Region die Buchbestände überführt, die weder für die Hofbibliothek in München (heute: Bayerische Staatsbibliothek) noch für die Universitätsbibliothek in Landshut tauglich erscheinen. So erhält die Bibliothek von 1803 bis 1809 Bücher, nach Zentnern oder Kisten gezählt, aus den Benediktinerabteien Mallersdorf, Weltenburg, Metten, Prüfening, Niederaltaich, Oberaltaich und Frauenzell sowie aus den Zisterzienserabteien von Gotteszell, Fürstenzell und Aldersbach, von den Augustinerchorherrenstiften St. Mang in Regensburg-Stadtamhof, St. Nikola in Passau und aus dem Kloster Rohr, von den Prämonstratensern aus Windberg und des Salvator–Klosters in Bad Griesbach und schließlich von der Kartause Prüll in Regensburg.

1806 treffen zudem neun Kisten mit physikalischen Geräten, astronomischen Büchern und Himmelskarten ein, die heute noch vorhanden sind, sowie zwei Globen aus der Sammlung der Augustinerchorherren zu Indersdorf. Die Provenienz des heutigen Bestandes ist großenteils ersichtlich aus den Exlibris oder Superlibros der jeweiligen Klosterbibliotheken. Durch Exlibris oder Besitzvermerk nachgewiesen ist auch die bei der Säkularisierung ca. 1000 Titel umfassende Privatbibliothek des Oberaltaicher Gelehrten P. Hermann Scholliner.

Aufgrund einer Ministerialentschließung gehen Anfang der 1960er-Jahre alle vor 1850 erschienenen Bestände der Bibliothek des Gymnasiums, soweit sie im Eigentum des Freistaates Bayern stehen, in die Verwaltung der Staatlichen Bibliothek Passau über. Der am 20. Oktober 1962 geschlossene Vertrag regelt den Verbleib der Bestände als Dauerleihgabe am heutigen Johannes-Turmair-Gymnasium. 1982 bezieht das Gymnasium einen Neubau, der für die Bibliothek einen eigenen Anbau bereithält, in dem der historische Bestand in den wohl aus der Karmelitenbibliothek stammenden rokokoverzierten Büchergestellen vertragsgemäß separat von dem der jüngeren Gymnasialbibliothek (1850 bis ca. 1920) untergebracht wird.

Trotz Rückgaben, Veräußerungen und kriegsbedingter Verluste umfasst die Bibliothek heute noch insgesamt 11.117 Bände; dazu kommen noch 69 Inkunabeln (darunter etwa eine Ausgabe von Hartmann Schedels Weltchronik aus dem Jahr 1493). Allerdings wird ihr Potenzial nur unzureichend ausgeschöpft. Im Schulalltag werden zwar immer wieder größere Projekte mit Schülern durchgeführt, die nicht nur historische Erkenntnisse aus erster Hand vermitteln, sondern oft auch den Grundstein für eine dauerhafte Bibliophilie bilden. Ein echter Publikumsverkehr kann aber aufgrund der unzureichenden Erschließung des Buchbestandes derzeit nicht stattfinden. Abhilfe könnte eine Digitalisierung des Bestands schaffen, jedoch fehlen dafür die finanziellen Mittel.

Alle Bilder: Fotoprojekt Bibliothek 2011, Johannes-Turmair-Gymnasium

Sekundärliteratur:

Bibliotheksgeschichte und Bestandsübersicht nach A. Huber, Historische Bibliothek des Johannes-Turmair-Gymnasiums, in: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Bd. 13 (Bayern. S-Z), hrsg.v. E. Dünninger, Hildesheim – Zürich – New York (Olms-Weidmann) 1997, S. 52-58


Externe Links:

Bestandsgeschichte im Fabian (Handbuch der historischen Buchbestände)