Info
Schellingstraße
80799 München
Leitung: Edgar Steiger und Hanns von Gumppenberg

Die Maultrommel

Edgar Steiger gründet mit dem Schriftsteller Hanns von Gumppenberg im Jahr 1898 den kleinen literarischen Sonderbund „Die Maultrommel“, deren Mitglieder sich regelmäßig im Hinterzimmer einer kleinen Bierwirtschaft in der Schellingstraße in München treffen. Weitere Mitglieder sind die Schriftsteller Hermann Uhde-Bernays und Ernst von Wolzogen, der Maler Alfred Kubin und der Komponist und Musikschriftsteller Otto Vrieslander.

In dem Kreis wird gerne um die Wette gedichtet. Gumppenberg schreibt dazu: „Wir kamen da in gemietetem Sonderlokal zusammen, schrieben allerlei Themen auf Zettel und losten eines davon aus, das dann von den Poeten straks in Versen, von den bildenden Künstlern aber zeichnerisch behandelt wurde, alles binnen weniger Minuten. Waren die Verse fertig, so setzten sich die anwesenden Komponisten eilig ans Klavier und extemporierten nicht minder behend die Vertonung der Elaborate und gleichzeitig auch schon deren gesangliche Widergabe. Es entstand viel guter Spass bei dieser genialisch beschleunigten Produktion.“

Ernst von Wolzogen, Alfred Kubin und Hanns von Gumppenberg

Die beiden Gründer Steiger und Gumppenberg liefern sich regelrechte Gedicht-Schlachten, auch im Rahmen anderer Stammtische. Gumppenberg notiert über Steiger: „Ich fand da erst in Edgar Steiger einen willigen und launigen Genossen, der sich in der Lösung von allerlei kühnen Verifizierungsaufgaben mit mir mass. An einem grösseren Stammtisch des Gasthofs zum Schlicker im Tal produzierten wir uns des öfteren in solchen Künsten der Schlagfertigkeit zum allgemeinem Gaudium.“

Die Maultrommel jedoch hat nicht lange Bestand und löst sich bald wieder auf.

 

 

Verfasst von: Sophie Obwexer / Bayerische Staatsbibliothek
Sekundärliteratur:

Gerhard J. Bellinger und Brigitte Regler-Bellinger: Schwabings Ainmilllerstraße und ihre bedeutensten Bewohner. Ein repräsentatives Beispiel der Münchner Stadtgeschichte von 1888 bis heute. Norderstedt 2003, S. 385.

Hanns von Gumppenberg: Lebenserinnerungen. Aus dem Nachlaß des Dichters. Berlin u.a. 1929, S. 314-315.