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Bayerische Kunstförderpreise 2014

Bayerns Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle hat gestern in München die bayerischen Kunstförderpreisträgerinnen und -preisträger 2014 in der Sparte Literatur bekannt gegeben. Die mit je 6.000 Euro dotierten Preise gehen an Kenah Cusanit aus Bayreuth für ihren ersten Gedichtband aus Papier und an Manuel Niedermeier aus Regensburg für den Roman Durch frühen Morgennebel (2014). Ein weiterer Preis wird auf Wunsch der Jury geteilt und an Joshua Groß aus Nürnberg für seinen Roman Der Trost von Telefonzellen sowie an Susanne Krones aus München für das Jugend- bzw. Sachbuch von literarischem Rang Tonspur – wie ich die Welt von gestern verließ vergeben. Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle gratulierte: „Auch in diesem Jahr können wir junge Autorinnen und Autoren aus Bayern auszeichnen, die auf der Suche nach neuen Formaten und Formen sind und gekonnt mit literarischen Gattungen experimentieren. Ihre beeindruckenden Werke zeichnen sich bereits durch einen eigenen Stil aus und bereichern das literarische Leben im Freistaat. Sie können Impulsgeber und Inspiratoren für andere junge und jüngste Autoren sein, die sich dem Erzählen und Dichten verschrieben haben.“ Für ihr weiteres literarisches Schaffen wünschte der Minister den Preisträgerinnen und Preisträgern viel Erfolg.

Bayerischer Kunstförderpreis

Der Bayerische Kunstförderpreis in der Sparte Literatur soll begabte Nachwuchsautoren und -autorinnen auf ihrem eingeschlagenen Weg bestärken und sie zur weiteren schriftstellerischen Entwicklung ermutigen. Die Preisträger müssen durch literarische Veröffentlichungen hervorgetreten sein, in Bayern wohnen und dürfen höchstens 40 Jahre alt sein. Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle wird alle Bayerischen Kunstförderpreise, die auch in den Sparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst sowie Musik und Tanz verliehen werden, am 3. November 2014 um 18.00 Uhr in der Hochschule für Fernsehen und Film in München überreichen.

 

Kunstförderpreisträger 2014 in der Sparte Literatur

Kenah Cusanit, geboren 1979, ist Anthropologin und Philologin. 2008 fing sie an, Gedichte und Essays zu veröffentlichen. Ihre Texte erscheinen in verschiedenen Zeitschriften – zuletzt EDIT, Bella triste, SPRITZ – und in der Anthologie heute.gestern.morgen – Geschichten über den Stadtalltag. Der Band aus Papier, erschienen 2014 beim hochroth Verlag Berlin, ist die erste eigenständige Publikation von Kenah Cusanit und versammelt 33 Prosagedicht-Miniaturen. Die Autorin erhielt bereits eine Reihe von Auszeichnungen, z.B. das Arbeitsstipendium des Landes Brandenburg 2009, den Feldkircher Lyrikpreis 2010, das Stipendium der Prosa-Werkstatt des LCB Berlin 2011, ein Arbeitsstipendium der Sächsischen Kulturstiftung (beide 2012) sowie im selben Jahr den Literatur Update-Preis. 2013 war sie Open Mike-Finalistin.

Zu aus Papier urteilt die Jury: „Kenah Cusanits Texte, mit suggestiven Klangmustern und Binnenreimen gesättigt und Techniken visueller Poesie einbeziehend, bewegen sich auf zwei Ebenen: Auf den ersten Blick von archetypischen Erlebnissen von Natur- und Häuslichkeit inspiriert, bearbeiten sie in ihrer Tiefenstruktur – u. a. mittels eines Geflechts von intertextuellen und intermedialen Anspielungen – psychologische Funktionsweisen des Erinnerns und die spannungsvolle Binomie des Vertraut-Eigenen und des Fremden.“

Manuel Niedermeier, 1984 geboren, hat vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaften in Regensburg und Wien studiert. 2010 nahm er an der on3-Lesereihe des Bayerischen Rundfunks teil. Seit 2010 ist er jährlicher Teilnehmer bei Poetry in Motion der Regensburger Kurzfilmwoche. 2012 war er Stipendiat der Bayerischen Akademie des Schreibens, seit 2014 ist er es erneut.

Im Zentrum seines Debütromans Durch frühen Morgennebel (2014) aus dem Verlag C.H. Beck München steht das Überboardgehen eines jungen Biologen auf einem Forschungsschiff in der Nordostpassage, das ein befreundeter Fotograf mit seiner Kamera festhält. Das Urteil der Jury: „Der Leitgedanke des Romans ist die Frage, ob es so etwas wie eine Inhumanität des Darstellbaren gibt.“ Besonders gelungen sei nicht nur der Zusammenhang von Bildlichkeit und Sprache, sondern auch das Wechselspiel von Be- und Entschleunigung. Beide Komponenten trügen zu einer engen Verschränkung von Form und Inhalt bei, die insbesondere für ein Debüt als äußerst gelungen hervorzuheben sind.

Joshua Groß, geboren 1989, studierte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Politikwissenschaft und Ökonomie und absolviert derzeit einen Masterstudiengang in Ethik der Textkulturen. Mit 17 begann er Gedichte zu schreiben. Kurzgeschichten, Essays, Rezensionen und Reportagen von ihm wurden in verschiedenen Magazinen veröffentlicht, u. a. in junge welt, Berlin und JUICE Magazin, München. 2011 und 2013 war er zu Arbeitsaufenthalten in San Francisco und New York.

Der Trost von Telefonzellen, erschienen 2013 bei starfruit publications Fürth, ist sein erster Roman. Er handelt von Themen der Heranwachsenden wie Freundschaft und Liebe, Identitätssuche, von Zweifeln an der Erwachsenenwelt. Fotografien von Philippe Gerlach ergänzen das Werk von Joshua Groß. Die Jury ist sich einig, dass dieser sehr junge Autor erkennbares Potenzial hat und ein sehr junges, sehr verrücktes, überschäumendes Buch vorgelegt hat. Der Roman strebe eine eigene Ästhetik an, die in der Tradition der Beatliteratur gründet und diese mit aberwitzigem Einfallsreichtum für ein fabelhaftes, rasantes Roadmovie und Zeitporträt nutze.

Dr. phil. Susanne Krones, geboren 1979, studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Politikwissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin und Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie promovierte als Graduierte des Promotionsstudiengangs Literaturwissenschaft an der LMU. Ihre Dissertation Akzente im Carl Hanser Verlag. Geschichte, Programm und Funktionswandel einer literarischen Zeitschrift wurde 2008 mit dem Münchner Hochschulpreis ausgezeichnet. 2001 erhielt Susanne Krones den Preis für Nachwuchslektoren der Akademie des Deutschen Buchhandels und des Rowohlt Verlags. Bis 2010 arbeitete sie als Lektorin im Deutschen Taschenbuch Verlag und Carl Hanser Verlag München, danach als freie Autorin und Lektorin für verschiedene Verlage. Heute ist sie Lektorin im Luchterhand Literaturverlag und lehrt Literatur- und Buchwissenschaften an der Universität Regensburg und der LMU.

Susanne Krones rekonstruiert in Tonspur – wie ich die Welt von gestern verließ, erschienen 2014 bei dtv/Reihe Hanser München, das Leben eines jungen Mannes aus der ehemaligen DDR und seine Flucht in die Bundesrepublik. Die Jury würdigt ihr Buch als eine nicht alltägliche Collage und Zeitdokument, das jungen wie älteren Lesern zu empfehlen sei. Sie führe auf der Folie eines Einzelschicksals die graue Wirklichkeit des Unrechtsstaates DDR eindrucksvoll vor Augen, so die Jury, indem sie eigene Erzählteile, in denen sie mögliche Flucht- und Erlebnissituationen des Olaf Hintze beschreibt, mit dessen Fotos, handschriftlichen Notizen und Dokumenten montiere.