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Laudationes auf die Kunstförderpreisträger 2012

Christian Lorenz Müller, 1972 in Rosenheim geboren, ist gelernter Trompetenbauer. Literarisch ist er bislang als Lyriker hervorgetreten, Wilde Jagd ist sein erster Roman. Der Unfall seines Neffen bricht das fest gefügte Leben des wortkargen Sonderlings Emmeran auf. Alte Familiengeheimnisse werden virulent, neue Lebensoptionen möglich. Christian Müller steht in einer Tradition des bayerischen und österreichischen Heimatromans. Er zeigt allerdings die archaischen Bestände und Traditionen im Leben der Bauern ebenso wie moderne Lebenswelten, die mit Verkehr, Technik Medien längst auch das Landleben prägen. In der Sensibilität der Beschreibungen und dem feinen Blick für Mentalitäten hat die Jury das besondere Talent des Autors erkannt. (Dr. Katrin Lange)

Der 1987 in München geborene Elias Wagner legt ein erstaunliches Romandebut vor, das sich keiner literarischen Mode verschrieben hat. Die Geschichte vom Horror und Zauber der Pubertät, wie sie der Ich-Erzähler in den Sommerferien am Starnberger See erlebt, fesselt den Leser bis zur letzten Zeile. Das zurückgezogene Eigenbrötlerdasein des Jungen öffnet sich nach und nach: durch die erste große Liebe, die in einem wahren Bilderrausch, aber ohne jegliches Sexvokabular beschrieben wird, aber auch durch die Erfahrung des Todes von Opa im Seniorenheim und das Aussprechen des auf den Vater lastenden Familiengeheimnisses, nämlich den Tod der Mutter im Unwetter auf dem Starnberger See. Aber mehr noch als die Handlung gibt der poetische Blick des Ich-Erzählers dem Roman seine Eigentümlichkeit. Die im Titel angesprochene, dem Werk ganz eigene Bildlichkeit speist sich aus dem Buch Wunderbare Insekten, dem Lieblingsbuch des Jungen, das er fast auswendig kennt, sein Ein und Alles in seiner in sich verschlossenen Sensibilität. (Prof. Dr. Georg Jäger)

Lydia Daher ist seit 2007 als freie Musikerin und Autorin auf Bühnen, Festivals und in Clubs unterwegs. Nach zwei CDs mit eigenen Popsongs und ihrem ersten Lyrikband Kein Tamtam für diesen Tag (2008) folgt mit Insgesamt so, diese Welt (2012) wieder ein Buch für Auge und Ohr: ein Gedichtband mit Audio-CD. Ohne falsche Larmoyanz entfaltet die Autorin hier eine eindringliche Ästhetik der Melancholie. Ihre Verse enthüllen die Risse der kleinen und großen Welt: die Bitterkeit nach einer Trennung, die Ratlosigkeit in einer Krisengesellschaft, die Flüchtigkeit von Sicherheiten und Jahreszeiten. Ihre Bildsprache – Das Reden vom Fehlen, das kranichgleich istüberzeugt ebenso wie ihre charmanten Auftritte und ihr literarisches Engagement. Nahe am Alltag, aber nie alltäglich schlägt Lydia Daher eine Brücke zwischen poetischer Intensität und inspiriertem Pop: „Und dass du mir bitte Bescheid gibst, / wenn sie dir einmal fehlen – / Ich schicke dir Schwäne, / so viele du willst, / ich schicke dir Schwäne /stapelweise“. (Karin Fellner)