Info
Geburtsjahr: 1420
in Weiden i.d.OPf.
Text von Walter de Salice mit abschließendem Monogramm (W. d' Sa) im "Lochamer-Liederbuch", f. 83 r.

Walter de Salice

Das Lochamer-Liederbuch (um 1452-1460) – benannt nach einem seiner ersten Besitzer, dem Nürnberger Patrizier und Kaufmann Wolflein von Lochamer (um 1500) – spiegelt in seiner Sammlung von 46 Liedern das Sangesgut des gehobenen Nürnberger Bürgertums im 15. Jahrhundert wider. Es bietet hauptsächlich Liebes- und Tanzlieder sowie Instrumentalbearbeitungen. Neben dem Hauptschreiber Frater Judocos von Windsheim erscheint auch ein W[alter] d[e] Sa[lice]. Konrad Ameln, der Herausgeber des Faksimiliedrucks des Lochamer-Liederbuches (Berlin 1925), setzt W. d. Sa. mit „Walteri von der Weiden“ gleich. Auch im Schedelschen Liederbuch (Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 810, fol. 91v) des Nürnberger Arztes und Humanisten Hartmann Schedel ist Walter de Salice mit einem Tonsatz vertreten.

In der Reichsstadt Nürnberg besitzt im 15. Jahrhundert eine Familie „von der Weyden“ ein Haus in der Zistelgasse, der heutigen Albrecht-Dürer-Straße. 1449 wird ein Totengeläut für einen „Heims (= Hans) von der Weydnn (= Weiden)“, „gesell im pfarrhof“ bezeugt. „Gesell“ bedeutet in diesem Zusammenhang Hilfsgeistlicher. Gemeint ist hier der Pfarrhof von St. Sebald, der ältesten Hauptkirche von Nürnberg, an welcher der Komponist Conrad Paumann (ca. 1415-1473) um die Jahre 1446 bis 1450 Organist war. Paumanns Fundamentum organisandi wird sozusagen als zweiter Teil mit dem Lochamer-Liederbuch zusammengebunden. Wichtig ist, dass die „von der Weiden“ nicht zum Nürnberger Patriziat, d.h. den ratsfähigen Geschlechtern gehören.

Der Namensforscher Studiendirektor Dr. Konrad Arneth (1891-1983) vom Historischen Verein Bamberg spricht sich bei dem Namen „de Salice“ als Herkunftsnamen für „Weiden/Oberpfalz“ aus – analog zum zeitgenössischen Musikdichter Frater Judocus von Windsheim oder Georg de Putenheim.

Den Gewohnheiten der humanistischen Zeit folgend, hat sich auch der aus Weiden stammende Literat und Professor Georg Spies-Beham (1480-1549), der in Ingolstadt und Passau wirkt, ab und an „Salicetus“ nach seinem Oberpfälzer Herkunftsort genannt.

Verfasst von: Bernhard M. Baron / Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

Achnitz, Wolfgang (Hg.) (2012): Deutsches Literatur-Lexikon. Das Mittelalter – Autoren und Werke nach Themen, Kreisen und Gattungen. Bd. 4: Lyrik und Dramatik. Berlin und Boston, S. 817-822.

Ameln, Konrad (Hg.) (1972): Lochamer-Liederbuch und Fundamentum organisandi von Conrad Paumann (Faksimile-Nachdruck, Neuaufl.). Kassel.

Baron, Bernhard M. (1995): Walter de Salice – Ein Musikdichter des Mittelalters aus Weiden? In: Oberpfälzer Heimat 39, S. 105ff.

Musikgeschichtliche Kommission (Hg.) (1978): Das Liederbuch des Dr. Hartmann Schedel. Faksimile (Das Erbe deutscher Musik 84, Abteilung Mittelalter 21). Kassel/Basel u.a.

Petzsch, Christoph (1967): Das Lochamer-Liederbuch. Studien. München, S. 278.


Externe Links:

Das Lochamer Liederbuch im Historischen Lexikon Bayerns