Info
Geb.: 19. 3.1931 in Stalino (heutiges Donezk)
Die Schriftstellerin und Malerin Emma Andijewska in ihrer Wohnung (2008). Zwei der von Andijewska gezeichneten Bilder hängen an der Wand hinter ihr: "In der Badewanne" (links) und "Die beiden mit einem Tablett voller Früchte" (rechts).
Namensvarianten: Halyna Hordijenko beim Radio Swoboda

Emma Andijewska

Die heute in München lebende Autorin und Malerin Emma Andijewska gilt in der Ukraine als Volksheldin. In Stalino (heute Donezk) wird sie am 19. März 1931 geboren. Ihre Gemälde werden in Museen in der Ukraine, den USA und Deutschland ausgestellt. Als russische Muttersprachlerin schreibt sie ihre Texte inzwischen ausschließlich auf Ukrainisch.

Werdegang 

Emma Andijewska wird als Tochter eines Chemieprofessors und einer Agronomin geboren. Aufgrund häufiger Krankheiten besucht sie kaum die Schule, sondern lernt überwiegend zu Hause. Ihr erstes Gedicht schreibt sie im Alter von vier Jahren. Ihre Eltern achten darauf, dass sie in einem russischsprachigen Milieu aufgezogen wird. Die Familie zieht 1937 nach Wyschhorod, nördlich von Kyjiw, und 1939 nach Kyjiw; kurz darauf bricht der Zweite Weltkrieg aus. Ihr Vater wird 1943 vom sowjetischen Geheimdienst ermordet, die Mutter flieht mit ihren Kindern nach Deutschland. Sie leben zunächst in der britischen Besatzungszone Berlins. 1949 kommt die Familie in einem Flüchtlingslager in Mittenwald unter, später zieht sie nach München.

Ab 1955 ist Andijewska Redakteurin in der ukrainischen Redaktion von Radio Free Europe (Radio Swoboda) in München, wo sie fast 40 Jahre lang arbeiten wird. 1957 schließt die Autorin ihr Studium der Philosophie und Philologie an der Ukrainischen Freien Universität München ab. 1957 zieht sie nach New York, wo sie Mitglied der ukrainischen Dichtergruppe „New Yorker Gruppe“ wird und zwei Jahre lang lebt. In New York lernt Andijewska auch ihren Ehemann, den ukrainischen Schriftsteller und Literaturkritiker Iwan Koscheliwez, kennen, mit dem sie bis zu seinem Tod 1999 in München lebt. Noch heute lebt Emma Andijewska hier. 

Wichtige Werke (Auswahl)

Seit 1961 erscheinen ihre Werke zumeist in München. Die Autorin veröffentlicht zahlreiche Gedichtsammlungen und einige Novellen, zudem die drei Romane: Herostrat (dt. Die Herostraten, 1971), Roman pro dobru ljudynu (dt. Roman vom guten Menschen, 1973) und Roman pro ljuds'ke pryznatschennja (dt. Roman über die menschliche Bestimmung, 1982). Neben ihren literarischen Werken ist Andijewska auch als Malerin bekannt.

Stil / Rezeption

„Wie in der Malerei experimentiert sie auch in der Poesie: Sie spielt mit dem Wort, erfindet neue Zusammenhänge zwischen den Wörtern, versucht immer die wahre, pure Bedeutung des Wortes in ihren Epen, Sonetten und Gedichten zu benutzen. Emma Andijewskas Texte laden dazu ein, gemeinsam die Grenzzustände und Realitäten zu erleben, die schwer zu analysieren und zu erklären sind.“ Feinfühlig beschreibt Diana Horban so Andijewskas Stil in einem Beitrag des Projekts „Ukraїner“, das Geschichten von Ukrainerinnen und Ukrainern aus der ganzen Welt erzählt.

„Generell zeichnet sich ihre Lyrik durch formale Hermetik und Traumlogik aus, andererseits ziehen sich aufgeladene, emblematische Motive durch ihr Werk, die universalistische bzw. globale Bildlichkeit und ukrainische Kultur verbinden“, schreibt das Literaturportal Bayern zu einem Beitrag aus Emma Andijewskas Lyrikband Gebrochene Koans.

„[…] aber Ukrainisch, das ist ihre sprachliche Heimat. Sie hat die Sprache erst spät gelernt, weil sie verboten war, auch zu Hause. Sie schreibe ihre Gedichte und Texte ausschließlich auf Ukrainisch, sagt Emma Andijewska, weil sie keine 'Imperiumssprache' und so lange unterdrückt gewesen sei.“ So erfährt man von Sabine Buchwald in der SZ über Andijewskas Verhältnis zur ukrainischen Sprache.

Preise & Auszeichungen

Für ihren Roman über die menschliche Bestimmung erhält Andijewska 1983 den ukrainischen Antonowytsch-Preis. 2002 wird ihr der Orden des „Yi“-Journals für intellektuellen Mut zugesprochen. 2003 erhält sie den internationalen „Triumph“-Literaturpreis und 2009 den „Hlodoskyi skarb“-Preis. 2018 wird sie mit dem Taras-Schewtschenko-Preis ausgezeichnet, die höchste Auszeichnung für Kunst und Kultur in der Ukraine.

Mitgliedschaften

Emma Ansijewska ist Mitglied des Ukrainischen Schriftstellerverbands, des ukrainischen P.E.N.-Clubs sowie der Freien Akademie München e.V. und des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK).